Blutsbraeute
will, aber das mit Osiris geht nicht mit rechten Dingen zu.«
»Ich bin neulich angeschrieben und gefragt worden, ob ich verkaufen will«, sagte Clare. »Die waren ganz schön hartnäckig. Was sind das für Leute?«
»Ganz neu im Geschäft«, sagte Marcus. »Jedenfalls in Kapstadt. Ich habe vor kurzem eine kostenlose Immobilienzeitschrift bekommen, in der von Osiris und von Otis Tohar, dem das Unternehmen gehört, unglaublich geschwärmt wurde. In den Klatschkolumnen ist er übrigens auch der neue Star. Sein Vater war ein Arzt, der es
im Nahen Osten zu nicht unerheblichem Reichtum gebracht hat. Aber sein Sohn scheint fest entschlossen, selbst Geld zu machen. Offenbar stammt seine Mutter aus Kapstadt, und deshalb hat er das Gefühl, hierherzugehören. Etliche der Neubauten in Bantry City und in Clifton gehen auf sein Konto.«
Clare war schon lange schockiert und wütend darüber, wie die sanften Rundungen der Atlantikküste von Hochhäusern im Einheitsstil aus Stahl und Glas entstellt wurden, natürlich alle mit Blick auf den Sonnenuntergang. »Ich verkaufe nicht. Und falls ich dazu gezwungen werden sollte, verklage ich Tohar. Es gibt strenge Bauauflagen für diese Grundstücke.«
»Sei vorsichtig«, sagte Marcus. »Otis Tohar hat sehr gute Beziehungen.«
»Kein Problem.« Clare fürchtete sich nicht mehr vor korrupten Politikern. Sie war schon oft mit ihnen fertiggeworden. »Ich bin zu seinem Presseempfang eingeladen. Es dürfte sich lohnen, hinzugehen.«
»Es wird sicher interessant zu sehen, wer dort auftaucht«, sagte Marcus. »Ich habe nämlich auÃerdem gehört, dass ihn noch mächtigere Leute in der Hand haben, denen es egal ist, was die Presse über sie schreibt.«
Clare dachte an die blau eintätowierte Sträflingsnummer am Handgelenk des Wachmanns, die zum Vorschein gekommen waren, als er den Hund verprügelt hatte. »Und wer soll das sein?«, fragte sie.
Marcus hob die Hände. »Das weià ich nur vom Hörensagen, aber Kelvin Landman soll ihm hin und wieder aus der Klemme geholfen haben. Und dieser Werbespotproduzent, ich glaube, er heiÃt King, hat offenbar auch
in Osiris investiert. Entweder weià er nicht, wohin mit seinem Geld, oder er braucht einen Geldwäscher. Die Baubranche eignet sich hervorragend dafür, schmutziges Geld sauber zu machen: so viele Ausgaben, so groÃer Aufwand, so viele Orte, an denen Geld hinterlegt werden kann, das später als legaler Profit wieder auftaucht!«
»Keine erfreuliche Partnerschaft«, sagte Clare. »Kelvin Landman scheint überall die Hände im Spiel zu haben. Er ist übrigens auch der Typ, mit dem ich ein Interview für meinen neuen Dokumentarfilm machen möchte.«
»Wer möchte denn noch Nachtisch?«, fragte Julie und legte noch ein Scheit in den Kamin, weil es im Zimmer plötzlich kühl geworden war.
»Ich hole ihn«, sagte Imogen und stand auf.
»Ich helfe dir«, sagte Clare, erhob sich ebenfalls und sammelte die Teller ein. Sie gingen zusammen in die Küche. Clare räumte die Spülmaschine ein, während Imogen Schälchen, Löffel und Julies Zitroneneiskrem auf ein Tablett packte.
»Meine Freundin hat sie gekannt«, sagte Imogen.
»Wen, Liebling?«, fragte Clare, die Gläser abspülte. Imogen antwortete nicht. »Wer hat wen gekannt?«, versuchte es Clare noch einmal.
»Das Mädchen, das bei dir in der Nähe gefunden worden ist.« Clare schaute auf. Imogen beobachtete sie. »Meine Freundin Frances hat sie gekannt. Die Polizei hat mit Frances gesprochen. Es war dieser Mann, den wir mal kennengelernt haben. Er ist zu Frances gekommen.«
»Riedwaan?«, sagte Clare.
»Ja, der. Und eine Frau. Rita â den Nachnamen habe ich vergessen. Frances musste eine Aussage machen.«
»Woher hat deine Freundin Charnay gekannt?«, fragte Clare.
»Sie hat sie nicht gut gekannt, aber sie hat sie im Chili Club gesehen und ein paarmal bei Dolceâs in Waterfront.« Aus beiden Lokalen hatte Clare ihre Nichte schon abgeholt. »Frances sagt, sie habe sie letzten Freitag gesehen«, fuhr Imogen fort. »Sie habe bei Dolceâs am Tisch neben ihrem gesessen. Ich hatte die Grippe, deswegen war ich nicht dabei. Frances hat erzählt, sie habe damit angegeben, dass sie bald ein Star werde. Und dass wir uns jetzt alle ein Autogramm von ihr geben
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