Blutsbraeute
alles.« Er schaute auf, und sein Blick ging zwischen Riedwaan und Clare hin und her. »Prüfen Sie es nach. Ich habe den ganzen Tag gearbeitet. Ich bin um halb sechs zum Kartenspielen in den portugiesischen Club in Greenpoint gegangen. Auf dem Heimweg war ich im Luluâs , und um neun habe ich hier zu Abend gegessen.«
»Und letztes Wochenende?«
»Da bin ich mit meiner Familie zu unserem Haus in Bettyâs Bay gefahren. Wir hatten Freunde meiner Frau dorthin eingeladen. Sie können sie fragen.«
»Das werden wir«, sagte Riedwaan. Er baute sich vor dem sitzenden Mann auf. »Darauf können Sie sich verlassen.« Er gab Da Cunha einen Notizblock. »Schreiben Sie die Namen und Telefonnummern auf, wenn Sie die Güte haben wollen.«
Da Cunha nahm den Block und schrieb etliche Namen und Nummern auf. Es dauerte eine Weile, weil er zitterte und es ihm dadurch schwerfiel, die Telefonnummern in seinem Handy abzufragen. Riedwaan warf einen Blick auf das Blatt.
»Danke.«
»Ist Ihnen auf dem Weg zum Graaffs Pool etwas Ungewöhnliches aufgefallen?«, fragte Clare mit trügerischer Sanftheit in der Stimme.
»Nein, eigentlich nicht«, sagte Da Cunha und wandte
sich erleichtert von Riedwaan ab. »Mir ist nur aufgefallen, dass die Arbeit an dem Tunnel offensichtlich abgeschlossen ist.«
»Welcher Tunnel ist das?«, fragte Riedwaan, sofort hellwach.
»Der alte Tunnel, den die Familie Graaff benutzt hat, um vom Haus zum Strand zu gelangen. Sie haben den Pool ummauern lassen, weil sie gerne nackt geschwommen sind. Seitdem sie den Pool der Stadt gestiftet haben, wird der Tunnel nicht mehr benutzt. Aber ich habe gehört, dass er repariert worden ist.«
»Danke«, sagte Clare. »Ich bin mir sicher, dass wir uns wiedersehen.«
Da Cunha brachte sie zur Tür. Clare und Riedwaan hörten, dass seine Frau mit schriller, lauter Stimme zu einer Schimpftirade ansetzte, kaum dass Da Cunha die Tür zugemacht hatte. Auf der Treppe vernahmen sie noch das inständige Flehen der Tochter.
»Was meinst du?«, fragte Riedwaan.
»Lass ihn überprüfen«, sagte Clare. »Mir gefällt nicht, was er treibt, aber ich glaube nicht, dass er es war.«
Sie schlugen die Autotüren zu. »Das mit dem Tunnel ist interessant«, sagte Riedwaan. »Ich habe nicht gewusst, dass er offen ist.«
»Ein Felsbrocken schirmt den Eingang ab. Man kann ihn nicht sehen, wenn man nicht weiÃ, dass es ihn gibt. Der Gang verläuft unterhalb der Main Road. Soweit ich weiÃ, auch nur zum Strand«, sagte Clare. »Lässt du überprüfen, ob es Bilder von Videoüberwachungskameras vom Tunneleingang gibt? Und ich glaube, es würde sich lohnen, den Tunnel zu durchsuchen.«
Riedwaan klappte sein Handy auf. »Ich bitte Joe, den Tunnel abzusperren. Dann können wir ihn morgen durchsuchen, wenn es hell ist.« Riedwaan gab Joe eine Reihe von Anweisungen.
»Besorgen wir uns doch etwas zum Essen, bevor wir zurückfahren«, schlug Clare vor.
»Okay.« Sie hielten und bestellten Thai-Currys zum Mitnehmen. Clare fuhr zum Revier zurück.
»Kommst du mit rein?«
»Ja«, sagte Clare. »Ich möchte mich noch ein wenig mit den Fällen beschäftigen, sonst tue ich die ganze Nacht kein Auge zu.«
Als sie in den Wohnwagen gingen, kam Joe Zulu ihnen entgegen. »Bis nachher«, sagte er. »Ich lasse jetzt diesen Tunnel absperren. Von wem habt ihr das erfahren?«, fragte er sie.
»Reiner Zufall«, sagte Clare. »Wir haben mit dem Mann gesprochen, der mit Clinton am Graaffs Pool war, und er hat erwähnt, dass der Tunnel repariert worden ist.«
Clare machte die Styroporbehälter auf. Das Essen war köstlich. Ihr war gar nicht bewusst gewesen, wie hungrig sie war.
24
Clare streckte sich. Es war sehr spät, und das Pulsieren und Dröhnen auf der Main Road war zu einem Summton verebbt, ununterscheidbar vom fernen Wellenschlagen
an die Ufermauer. Sie und Riedwaan hatten den Abend im Wohnwagen verbracht, waren die Informationen durchgegangen, hatten versucht, aus den Mädchen schlau zu werden, aus ihrem Mörder. Riedwaan war früher nach Hause gegangen als Clare, die das Gespräch mit Clinton Donnely noch hatte abschreiben wollen.
Eigentlich hätte sie nach Hause fahren und ihr Interview mit Natalie Mwanga bearbeiten müssen. Der Ablieferungstermin für ihren Dokumentarfilm rückte
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