Blutsbraeute
sie sich in Luft aufgelöst hätte. Am einfachsten wäre es wohl gewesen, sie in der Keerom Street zu entführen. Von da aus kommt man in die Wale Street, und dort ist niemand mehr, von dem man gesehen werden könnte.«
»Die Stadtstreicher?«
»Auch nicht. Wir haben es überprüft.« Riedwaan schüttelte den Kopf. »Als Indias Mutter mich angerufen hat, kurz nachdem â¦Â« Er sprach nicht weiter.
»Ich konnte Constance nicht im Stich lassen.«
»Du willst sie nicht loslassen. Du hast Angst davor, sie loszulassen.« Riedwaans Zorn flammte nur einen Moment lang auf. »Ag , es tut mir doch auch leid. Ich hatte mich nur darauf gefreut, dich mal ein bisschen zu verwöhnen.« Er fasste nach ihrer Hand, und ihre Finger schlossen sich um seine. Rita beugte sich über den Schreibtisch und ordnete die herumliegenden Notizblätter zu geraden Stapeln.
Clare erschauerte bei der jähen Freude, die ihr über die Haut lief. »Soll ich noch mal mit den Eltern reden?«, fragte sie.
»Ja, mach das. Sprich mit ihrer Mutter und krieg raus, was Brian King gemacht hat. Warum er nicht im Restaurant war.« Riedwaan legte Clares Nacken frei und küsste ihn. »Ich kümmere mich um die Autowerkstätten. Frag rum, ob jemand ein Auto mit einem schmutzigen Kofferraumteppich vorbeigebracht hat.«
»Okay.«
Riedwaan ging hinaus und machte die Tür hinter sich zu. Clare presste die Hände gegen die Schläfen, um den Trommelwirbel aus warum, warum, warum abzustellen. Sie bekam davon Kopfschmerzen.
»Gehen Sie nach Hause«, sagte Rita. »Es ist nicht einfach.«
»Mit dem Fall oder mit dem Mann?«, fragte Clare.
»Beides, sisi , beides.«
35
Es nieselte, als Clare nach Hause kam. Sie machte sich ein Sandwich, holte sich ihre Bettdecke und machte es sich gemütlich, um sich einen alten SchwarzweiÃfilm anzuschauen. Die angenehme Langeweile lullte Clare nach einer Stunde in den Schlaf. Das hartnäckige Klingeln des Telefons weckte sie, aber als sie sich meldete, hörte sie nichts.
»Wer ist dran?«
Die einzige Antwort war ein schwaches Atmen.
»Whitney? Wo bist du?«
»Clare?«
Wieder Schweigen. »Sagâs mir, Whitney. Die Leitung ist sicher.« Clare unterdrückte den Impuls, auf Holz zu klopfen.
»Können Sie kommen?«
Clare griff nach der Kassette auf ihrem Schreibtisch. Interview mit Florrie Ruiters: Handel mit einheimischen Frauen stand auf dem Rücken. Clare hatte so sorgfältig darauf geachtet, nicht mit Florrie Ruiters gesehen zu werden. Aber vielleicht waren sie doch beobachtet worden. Ihr drehte sich vor Angst der Magen um. Mrs. Ruiters hatte Clare angerufen, um ihr zu sagen, dass Whitney umziehen würde. Sie war drei Tage zu Hause gewesen, als ihr zum ersten Mal gedroht worden war. Mrs. Ruiters hatte ihre Tochter ins Freie gebracht und sich mit ihr in die Sonne gesetzt. Ein Eichhörnchen hatte im Garten gespielt, und Whitney und ihre Mutter wollten Tee trinken.
Die Männer hatten sich lässig über den durchhängenden Gartenzaun gelehnt. »Hey, Whitney!«, hatte der ältere ihr zugerufen. »Ich habe gehört, dass du dich mit meinen Freunden gut amüsiert hast.« Der Mann hatte die Zunge herausgestreckt und anzüglich damit gewackelt.
»Komm doch heute Nacht zu uns. Deine kleine Möse könnte sicher wieder was vertragen, ne ?«
Mrs. Ruiters war aufgestanden und auf die Männer zugegangen.
»Sei vorsichtig, ou vrou «, hatte wiederum der ältere gesagt. »Pass auf, was du herumerzählst. Wir haben gehört, dass du mit der Polizei gesprochen hast. Und unsere Freunde haben sich doch bloà einen kleinen Spaà mit ihr erlaubt.« Er hatte sich noch weiter über den Zaun gelehnt und ihr seinen schlechten Atem ins Gesicht geblasen. »Wenn du etwas sagst, ist bald noch weniger von ihr übrig. Und ich habe gehört, dass sie eine hübsche kleine Schwester hat. Wie alt ist sie jetzt? Zehn? Elf?« Er hatte sich feixend den Schritt gerieben. »Lekker. «
Mrs. Ruiters hatte ihr verängstigtes Kind ins Haus gebracht und eine Kusine angerufen, die sich widerstrebend bereit erklärt hatte, Whitney aufzunehmen.
Florrie Ruiters war bei dem Telefongespräch an jenem Abend mit Clare so wütend gewesen, dass es für Clare leicht gewesen war, ein Interview mit ihr zu verabreden. Sie hatten sich in einem unauffälligen
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