Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutsbraeute

Blutsbraeute

Titel: Blutsbraeute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margie Orford
Vom Netzwerk:
Café in Wynberg getroffen. Während Florrie ein ganzes Päckchen Zigaretten rauchte, hatte sie Clare erzählt, wie die Schutzgelder eskalierten, die Kelvin Landmans Gangster
eintrieben, wie er Florries Viertel immer stärker im Würgegriff hatte.
    Â»Es spielt keine Rolle, Frau Dr. Hart«, hatte Florrie zu ihr gesagt, als Clare sie drängte, Anzeige zu erstatten, »ob sie verurteilt werden – und ob sie es werden, ist sehr die Frage, eine verloren gegangene Beweisakte kostet ein paar hundert Rand. Wenn sie ins Gefängnis müssen, machen sie einfach von dort aus weiter. Die Regierung erlässt eine Amnestie nach der anderen. Und gnade einem der Himmel, wenn sie entlassen werden.«
    Â»Können Sie kommen?«, wiederholte Whitney und holte Clare in die Gegenwart zurück. »Ich bin bei meiner Tante in Mitchell’s Plain.«
    Clare sah auf die Uhr und seufzte.
    Â»Bitte, holen Sie mich jetzt sofort.« Angst saß in ihrer Kehle und erschwerte ihr das Sprechen. »Sie haben es versprochen.«
    Â»Was ist passiert?«, fragte Clare. »Wer hat dir gedroht?«
    Â»Meine Tante sagt, dass die wissen, wo ich bin. Kommen Sie?«
    Â»Ich komme«, sagte Clare. Sie griff zu einem Stift. »Sag mir genau, wo du bist. Ich komme, so schnell ich kann. Geh nicht weg.« Clare schrieb die Adresse auf. Dann rief sie eine Nummer an. Es dauerte nicht lange, bis sie arrangiert hatte, was Whitney brauchte.
    Clare quälte sich durch den zähen Abendverkehr, bis sie die Schnellstraße erreichte und in die Taxispur einscherte. Die Ausfahrt kam früher, als sie erwartet hatte. Die Häuser waren sehr einfach. Clare fand die Straße sofort. Sie hielt vor dem Haus. Es war rosa wie Erdbeereis,
obwohl hier grauer Sand in alle Fugen kroch. Whitney machte die Haustür auf, als sie das Auto hörte. Ihr Rucksack war gepackt. Sie hatte die Jacke schon an und die Wollmütze tief in die Stirn gezogen.
    Â»Hallo, Whitney.« Das Mädchen rannte den Gartenweg entlang. Clare machte die Tür auf, und Whitney ließ sich auf den Sitz fallen. Sie schaute zum Haus zurück. Eine schmutzige Netzgardine im Wohnzimmer hatte sich kurz bewegt.
    Â»Was ist passiert?«, fragte Clare. Whitney schaute geradeaus, als Clare den Motor anließ und zurück zur Schnellstraße fuhr.
    Â»Sie haben mich ausgefragt«, sagte Whitney. »Sie haben mich dauernd gefragt, was die Männer mit mir gemacht haben. Sie wollten alle Einzelheiten wissen. Und dann haben sie sich darüber unterhalten, was mit mir gemacht worden ist und ob ich jetzt Aids habe.« Sie verstummte. Die Straßenlampen waren angegangen. Das orangefarbene Licht war gespenstisch, flackerte rhythmisch über ihre Gesichter, während Clare fuhr. Whitney unternahm nichts, die Tränen abzuwischen, die auf ihren Wangen glänzten. Clare bog auf eine andere Schnellstraße ein, weg von Kapstadt.
    Â»Wohin bringen Sie mich?«, fragte Whitney.
    Â»Ich kenne eine Frau auf einer Apfelplantage in der Nähe von Elgin. Ich habe sie angerufen, und sie hat gesagt, dass du bei ihr wohnen kannst. Da bist du sicherer. Und außerdem weiß dort niemand, was mit dir passiert ist«, sagte Clare.
    Sie fuhren schweigend. Clare beschloss, Whitney nicht zu fragen, warum sie nach der ersten Sitzung nicht
mehr zu der Psychologin gegangen war. Die Anzeige, die sie auf das Drängen ihrer Mutter hin widerstrebend erstattet hatte, war zurückgezogen worden, und Whitney hatte sich geweigert, mit Rita Mkhize zu sprechen, als die versucht hatte, sie umzustimmen.
    Whitneys Stimme war über den Automotor hinweg gerade noch hörbar. »In der ersten Nacht war noch jemand dabei.«
    Clare sah sie von der Seite an. Das Mädchen schaute geradeaus. Ihr Kinn verkrampfte sich bei der Anstrengung, darüber zu sprechen. »Er hat zugeschaut.« Sie blickte auf. »Er hat beobachtet, was sie gemacht haben.« Whitney schaute in die schwarze Nacht hinaus. Kapstadt war hinter ihnen zurückgeblieben. Sie fuhren zu dem steilen Pass, der sie über die Gipfel um False Bay herum führen würde.
    Â»Er hat ihnen gesagt, was sie machen sollten. Manchmal hat er ihnen gesagt, sie sollten es noch einmal wiederholen. Dann noch einmal.«
    Clare sagte nichts; sie befürchtete, dass jedes Wort von ihr den Fluss von Whitneys Gedanken versiegen lassen könnte.
    Â»Er hat es gefilmt. Er hatte eine Kamera. Ich glaube, es waren

Weitere Kostenlose Bücher