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Blutsbraeute

Blutsbraeute

Titel: Blutsbraeute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margie Orford
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wie das Zimmer. Clare zog die Schreibtischschublade auf. Indias Hausaufgabenbuch lag darin. Sie blätterte es durch. Notizen über Hockeyspiele, Arbeiten und Briefe von der Direktorin der Eliteschule, die India besucht hatte. Sie sprach sich darin gegen Piercings, Tattoos und gefärbte Strähnen aus. Clare legte das Buch zurück, schob die Lade zu. Sie klemmte. Clare tastete die Rückwand ab. Ein kleines Federmäppchen hatte sich dort verkeilt. Clare zog den Reißverschluss auf. Es enthielt eine halb verbrauchte Packung Antibabypillen. India hatte die letzte am Donnerstag genommen. Am Tag, bevor sie verschwunden war.

    Â»Sie sind für ihre Haut«, sagte Portia. »Sie hatte keinen Freund.«
    Â»Sie klingen sehr informiert«, sagte Clare. Sie legte die Antibabypillen zurück.
    Â»Ich war seit ihrer Geburt ihre Nanny«, sagte Portia mit brechender Stimme. »Sie hat mir alles erzählt. Manchmal hat sie bei mir geschlafen, wenn sie Angst hatte.«
    Â»Wohin ist sie an jenem Abend gegangen?«, fragte Clare.
    Â»Sie wollte zur Theaterprobe ihrer Freundin. Sie hat zu mir gesagt, sie kommt mit einem Taxi zurück.« Portia wischte sich mit der Schürze die Augen ab. »Sie ist nicht zurückgekommen. Ich habe auf sie gewartet, wie ihre Mutter. Die hat auch die ganze Nacht auf sie gewartet. Sie ist nicht zurückgekommen.«
    Das Knirschen von Kies unter Autoreifen und das leise Geräusch eines Motors durchbrachen die Stille. »Das ist der Master«, sagte Portia. »Kommen Sie mit. Ich bringe Sie in sein Büro.«
    Sie führte Clare eilig aus Indias Zimmer, die Treppe hinunter und in ein großes Arbeitszimmer. Es war genauso eingerichtet, wie es sich für das Arbeitszimmer eines wohlhabenden Mannes gehörte. Clare ging hinüber zu den Bücherregalen. Die teuer gebundenen Bücher musste ein Innenarchitekt gekauft haben. Die Sammlung war zusammenhanglos und zeigte weder Geschmack noch Bildung. Clare strich über die jungfräulichen Buchrücken. Kein einziges Buch war aufgeschlagen worden. Clare fuhr etwas kräftiger über den glatten Rücken von Shakespeares Gesammelten Werken. Zu ihrer Überraschung
glitt das ganze Regal beiseite. Dahinter waren vier Regalbretter mit sauber gestapelten Videokassetten. Die in einem Titelalphabet angeordneten Bänder offenbarten, dass Mr. King Geschmack an extremen Formen der Disziplin, an den raffinierteren Formen von Unterwerfung und Angst fand. Die Bänder auf dem untersten Brett waren senkrecht aufgestellt. Clare bückte sich, um sie anzusehen. Alle trugen das dunkelblaue Isis-Logo. Sie sahen nach Kopien aus. Oben auf der Reihe lag eine einzelne Kassette.
    Clare hörte Stimmen am Fuß der Treppe, die des Mannes war gereizt, die Portias beschwichtigend. Aus einem Impuls heraus nahm sie die einzelne Kassette und ließ sie in ihre Tasche fallen, bevor sie den Geheimschrank schnell wieder schloss. Sie drehte sich um. Brian King stand in der Tür. Er begrüßte sie durchaus weltläufig. Clare kannte sein Gesicht, konnte es aber nicht einordnen.
    Â»Ich bin Clare Hart.«
    Â»Ja, ich weiß, wer Sie sind, Frau Dr. Hart. Ich bedaure, dass ich nicht zu Hause war, als Sie kamen. Aber ich wusste nichts von Ihrem Besuch. Nehmen Sie doch bitte Platz. Wie kann ich Ihnen helfen? Ich habe geglaubt, dass wir der Polizei schon alles gesagt haben.« Er schlüpfte aus dem Mantel und hängte ihn hinter der Tür auf.
    Â»Entschuldigen Sie, dass ich Sie störe, Mr. King, und was geschehen ist, tut mir sehr leid.« Clare setzte sich, und er nahm ihr gegenüber Platz. »Ich erstelle das Profil des Mannes, der India ermordet hat. Ich hatte gehofft, ich könne mit Ihnen über India sprechen. Wer ihre
Freunde waren, was sie unternommen hat, was sie für Interessen hatte. Ich weiß, das ist schmerzlich, aber je mehr wir über sie wissen, desto wahrscheinlicher ist es, dass wir ihren Mörder finden.«
    Â»Ich kann Ihnen nicht viel mehr sagen, als in meiner Aussage steht. Das ist die Domäne ihrer Mutter. Diese Geschichte ist äußerst unerfreulich, völlig unnötig. Ich habe Cathy so oft gewarnt, weil sie das Mädchen nicht streng genug erzogen hat. Sie hat ihr zu viel Freiraum gelassen.« Clare blieb ruhig, wartete darauf, dass der dicht unter der Oberfläche brodelnde Zorn hervorbrach. »India war frech, zog sich an wie eine Nutte. Aber das tun sie alle,

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