Blutsbrüder
Musikanlage mit an und helfen bei der gesamten Vorbereitung.
Als alles getan ist und noch einige Zeit bis zum offiziellen Beginn der Party bleibt, schlendert der Chef der Security, Harun, ein schlanker, durchtrainierter, vielleicht zwanzigjähriger Mann mit nacktem Oberkörper, langem dunklem Haar und einem Stirnband, lässig auf Darius und Hakan, Cora und Alina zu, die am Tresen stehen.
»Lust, noch ’n Rohr mit uns durchzuziehen?«
Hinter seinem Rücken zaubert er einen fast unterarmlangen Joint hervor, den er noch nicht angezündet hat. Zwei, drei Schritte hinter ihm grinsen einige seiner Freunde.
Einer, Tolga, lang und hager, tätschelt Alina an der nackten Schulter und nuschelt, während Harun ihn ein Stück beiseite- und wieder von Alina wegschiebt: »Macht dich locker, isch schwöre, lässt dich den Abend und die Nacht besse r … tanzen .«
Boah, ist der straff, denkt Darius.
»Bleib du mal locker«, murmelt Hakan. Aber er spricht so leise, dass Tolga es nicht hört.
»Nein, danke. Nettes Angebot.« Alina lächelt Harun an, als sei der ein Prinz aus Tausendundeiner Nacht.
Kurz zögert Harun, mustert Hakan, danach Darius, reicht den Joint weiter an Tolga, der schon mit dem Feuerzeug spielt, dann lacht er, seine Augen lachen. »Oder wie wär’s, meine Schönen, mit ’ner entspannten Runde Flaschendrehen?«
Ungläubig starrt ihn Cora an. Konsterniert betrachtet Hakan den Schönling, der sich abwartend auf einen Tresenhocker lehnt. Prollig, denkt Darius, und doc h – hat was, der Typ.
Alina schüttelt leicht den Kopf, sagt: »Danke. Vielleicht später.«
Feixend zucken sie die Schultern, Harun, Tolga und die anderen Freunde von der Security, und ziehen sich mit ihrem Joint, den Tolga inzwischen angeraucht hat, zurück. Sie setzen sich auf einem kleinen Spielplatz nah der Eingangstür auf eine Bank und eine Wippe und warten, freundlich rauchend, wie die Zeit vergeht.
»Super Security.«
Hakan schüttelt den Kopf und geht zu Tomtom und Simon, die den Verstärker ausprobieren.
»Hab ich eigentlich gleich gewusst!«
Alina grinst Darius an und dann blickt sie noch einmal hinüber zu Harun, der sie nicht mehr beachtet, und murmelt: »Flaschendrehe n …«
»Geschlossene Gesellschaft, Alter. Heute kein Kicker, kein Tischtennis, nix.«
Harun und Tolga kontrollieren und regulieren den Eintritt. Ohne die gewohnten Besucher, ohne die Gruppen aus den bunten Hochhausblöcken am Kanal beginnt die Party ruhig und entspannt.
Weil Alina nach einer Weile ausschließlich mit Hakan tanzt, geht Darius nach draußen. Dort sitzen Harun und seine Freunde gemeinsam mit Simon und, seltsamerweise, Jan-Niklas auf Wippe, Schaukel und Karussell. Ringsum die mächtigen Fassaden der Hochhaussiedlung. Der Spielplatz liegt im Halbdunkel. Dort rauchen sie den nächsten beeindruckenden Joint.
Dann kommt auch Cora vor die Tür, gefolgt von Marvin, die beiden haben sich offenbar gestritten.
Marvin stellt sich zu Darius, sagt aber nichts. Cora steht einige Meter abseits, im Dunkeln, die Arme verschränkt, das lange Haar heute glatter als sonst, das Gesicht fast völlig in einem Tuch vergraben, als habe sie gerade geweint und wolle von der Welt nichts mehr wissen.
Ein Geburtstagsgeschenk?, fragt sich Darius mit Blick auf das Tuch. Er sieht, dass Cora es vermeidet, in Marvins Richtung zu schauen.
Blöde Situation, denkt Darius und weiß sich nicht zu verhalten.
Er horcht auf das Wummern der Musik, als Cora sich plötzlich an den Kopf fasst, an die Hauswand hinter sich lehnt und langsam daran herunterrutscht.
Rasch dreht Darius sich um und erkennt am nahen Ufer des Kanals, im Schatten einiger Weiden, eine Gruppe offenbar halbwüchsiger Jungen.
Mit zwei Schritten ist er bei Cora.
Erschrocken fragt er: »Was war das?« Als er ihr aufhilft, merkt er, dass sie zittert.
»Schätze, ein Stein.« Cora ringt um Beherrschung. »Geht aber schon wieder.« Ihre Stimme soll fest klingen, was ihr jedoch misslingt.
Als sie sich mit einem Papiertaschentuch durch das Haar wischt, färbt sich das Tuch an einer Seite rot.
Nach kurzem Zögern, während er sich fragt, ob er sich nicht zunächst um Cora kümmern müsse, läuft Darius langsam auf die Gruppe im Schatten der Uferweiden zu. Hinter sich bemerkt er Alina, die gerade aus dem Gebäude tritt, und unvermittelt taucht Harun, noch immer mit nacktem Oberkörper, wie aus dem Nichts neben ihnen auf.
»Was war?«
Seine Stimme ist gefährlich leise. Im Licht einer Lampe über dem Eingang des
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