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Blutsbrüder

Blutsbrüder

Titel: Blutsbrüder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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scheint, blickt sich wild im Zimmer um. »Wie könnt ihr ihn einfach so gehen lassen? Er ist einer von uns gewesen! Und was er aufgeschrieben ha t – wir haben es zusammen aufgeschriebe n –, hat nichts mit seiner Schule in Großbritannien zu tun!«
    »Sondern?«
    Hakan schüttet Zucker, löffelweise Zucker in seinen Milchkaffee.
    »Mann!« Tomtom geht auf Hakan zu. »Mit der Wirklichkeit! Die ihr nicht zu sehen scheint!«
    »Die wäre?«
    Alina stellt sich wieder an Hakans Seite und berührt ihn leicht.
    »Ihr müsst euch doch fragen, warum die so sind, die türkischen Jugendlichen.«
    »Nämlich?«
    Hakan und Cora sprechen das Wort im selben Augenblick aus und müssen unwillkürlich grinsen. Tomtom ist irritiert.
    »Kann ich euch sagen.« Er wird lauter. »Weil ihre Väter Sklaven, weil sie Gastarbeiter waren! Weil die Söhne und Enkel das als demütigend empfinden! Und weil sie sich an einem politischen Islam orientieren, der sich gegen diese westliche Welt stellt!«
    »Klingt oberschlau.«
    Alina streicht mit dem Finger Schaum aus Hakans gesüßtem Milchkaffee und steckt sich den Finger in den Mund.
    Undeutlich fährt sie fort: »Klingt nach deinem Vater an der Uni.«
    »Ach ja?« Tomtom wirkt, als wolle er jemanden schlagen. »Und worauf willst du hinaus? Worauf wollt ihr beide hinaus?« Seine Stimme überschlägt sich. »Worauf soll das Ganze bitte hinauslaufen? Deutsche gegen Türken? Polen gegen Araber?«
    Wutentbrannt kickt er seine umgekippte Tasse unter Jan-Niklas’ Schrank.
    »Da kannst du dich ereifern, wie du möchtest.« Ungerührt schüttelt Alina den Kopf. »Aber meiner kleinen Schwester hilft das nichts.«
    Tomtom schnappt nach Luft, doch es gelingt ihm nicht, etwas zu erwidern.
    »Das sehe ich auch so«, fügt Cora nach einer Weile vorsichtig hinzu.
    Und während Marvin nickt, wie meistens, wenn seine Freundin etwas sagt, brummelt Simon, nach einem raschen Blick in die Runde: »Wirklich, du redest schon ziemlich komisches Zeug.«
    »Na dann«, sagt Tomtom, »dann weiß ich ja Bescheid. Sagt mir, wenn’s wieder gegen Nazis geht.« Damit reckt er sich und verlässt das Zimmer.
    Hakan betrachtet die Verbliebenen.
    Schließlich nuschelt er: »Sieht das noch jemand s o – wie Tomtom und Jan-Niklas?«
    Sein Blick streift Darius, wandert zu Cora und Marvin, die dicht beieinander auf der Couch im Schatten einer Dachgaube hocken.
    Er wirkt unsicher, als fürchte er die nächste Antwort. Er fährt sich durchs Haar und fragt, die Vorsicht lässt seine Stimme dabei brüchig klingen: »Hm, was denkst du dazu, Simon?«
    Während er auf eine Antwort wartet, starrt er abwesend in seinen Milch- und Kaffeeschaum und häuft den nächsten Löffel Zucker in seine Tasse. Als wolle er nur zusehen, wie die weißen Kristalle sich auf dem Schaum verfärben und schließlich darin versinken.
    Er hat mich nicht gefragt, denkt Darius. Er spürt, dass ich nicht sicher bin, dass ich nicht weiß, ob er Recht hat. Und er ahnt, dass die Gruppe schon fast zerfallen ist. Aber er will auf keinen Fall zurückstecken.
    »Na ja«, entgegnet Simon und schaut sich noch einmal unsicher um, »was hast du denn für Ideen?«
    Hakan setzt sich auf, lässt Kaffee und Zucker unbeachtet auf dem Tisch neben dem Sofa stehen, beugt sich vor, ohne sich zu erheben, und sagt mit einem Hauch von Trotz in der Stimme: »Fangen wir mal mit einer Art Brainstorming an. Sammeln wir unsere Ideen. Danach sehen wir weiter.«
    Als sich das Treffen schließlich verläuft, verabschiedet Jan-Niklas keinen von ihnen. Darius folgt Hakan und Alina.
    Nachdem die beiden sich wie erhofft getrennt haben und Alina um eine Häuserecke verschwunden ist, läuft Darius los und schließt rasch zu Hakan auf. Ein, zwei Schritte zögert er. Hakan, tief in Gedanken, scheint ihn nicht zu bemerken. Darius tippt dem Freund behutsam auf die Schulter.
    Hakan fährt herum, bereit, sich zu wehren, einem Angriff zu begegne n – und lächelt, als er Darius erkennt.
    »Hi, schön, dass du da bist. Hatte mich schon gewundert, dass du so plötzlich aus der Wohnung weg warst. Wegen Alina und mir?«
    Überrascht von Hakans unverblümter Art, will Darius herumdrucksen, sucht nach einer Ausflucht, hebt jedoch stattdessen die Schultern und sagt: »Auch.«
    »Weiß schon«, nuschelt Hakan. »Ist schon lange so, oder? Dass du sie magst, nicht wahr?«
    »Ja«, entgegnet Darius ruhig, bleibt stehen, hält Hakan am Oberarm fest, fixiert ihn und ergänzt leise: »Aber darum geht’s mir

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