Blutsbund 3 Michail
würde ich dem Bentley den Vorrang geben.«
Michail nickte. Zufrieden mit der Wahl ging er auf den entsprechenden Wagen zu. »Willst du fahren, Alexander?«
Dieser schaute ihn an und schüttelte erstaunt den Kopf. »Ich bin bisher nur in überschaubaren Wolfssiedlungen gefahren. Dein Auto würde wohl keinen Kilometer überstehen.«
Sie zogen die Mäntel aus, legten sie auf den Rücksitz und machten sich auf den Weg.
Alexander blickte gebannt aus dem Fenster, während Michail ihm das, was er gerade sah, kommentierte. Nachdem sie knapp zwei Stunden unterwegs waren, parkte der Vampir das Auto in einer ruhigen Seitengasse. Er sah, dass Alexanders Augen vor Begeisterung förmlich Funken sprühten.
»Bereit für das Getümmel?«, fragte er ihn.
Der Werwolf nickte und sie stiegen gemeinsam aus und zogen ihre Mäntel über. Sie schlenderten gemächlich durch die vollen Straßen, sprachen über die Geschichte St. Petersburgs und wie sich alles mit der Zeit gewandelt hatte. Während Alexander die Wahrnehmungen wie ein Schwamm aufzusaugen schien, entgingen Michail die Blicke der Menschen nicht, denen sie über den Weg liefen. Er fand die morgens getroffene Aussage bestätigt und nahm schmunzelnd zur Kenntnis, dass sich der eine oder andere Kopf nach ihnen umdrehte.
Die wenigen Vampire, die sie trafen, schauten den Werwolf mit Erstaunen an, da Michail aber überall bekannt war und sich in dessen Nähe befand, nickten sie nur kurz und demütig.
Michail delegierte Alexander zu einem kleinen Lokal und sie aßen gemeinsam zu Mittag. Der Gesprächsstoff schien beiden nicht auszugehen. Den Nachmittag verbrachten sie noch mit der Besichtigung von weiteren Sehenswürdigkeiten.
Geschafft von dem Tag, fanden sie sich am frühen Abend in Michails Palais ein.
Sie speisten erneut zusammen und gingen anschließend in das Arbeitszimmer des Vampirs.
Michail deutete auf die große Sitzecke und sagte: »In den Sessel und Füße hoch.«
Der Werwolf sah ihn erstaunt an, tat aber wie ihm geheißen. Er zog sich sein Jackett aus, warf es achtlos über die Sessellehne, lockerte seine Krawatte und löste die obersten Knöpfe. Danach befreite er sich von seinen Schuhen, machte es sich in dem Sessel bequem und legte die Beine auf einem davorstehenden Hocker. Er schloss kurz die Augen, öffnete sie wieder und strich sich über den Kopf. »Wie soll ich so arbeiten können?«
»Zeige ich dir«, erwiderte Michail mit einem breiten Grinsen im Gesicht.
Unaufgefordert drückte er dem Werwolf ein mit Wodka gefülltes Glas in die Hand und stellte seines auf den Tisch.
Zielstrebig ging er zum Schreibtisch, kam mit Alexanders Ordner und eigenen Unterlagen zurück. Er tat es dem Mann gleich, und nachdem er sich teilweise entkleidet hatte, setzte er sich auf die Couch und legte ebenfalls die Beine hoch. Dann zückte er ein Diktiergerät und stellte es demonstrativ auf den Tisch. Alexander nickte und prostete ihm zu. Anschließend klappte er seinen Ordner auf und sichtete noch einmal den Inhalt.
»Was steht bei euch als Erstes auf der Liste?«, fragte der Vampir gespannt.
»Dass wir nicht als Futter versklavt werden«, antwortete Alexander schlicht.
Michael wollte erst auflachen, als er allerdings sah, dass der Werwolf diese Antwort ernst meinte, runzelte er die Stirn. »Wieso sollte das der Fall sein, Alexander?«, fragte er verblüfft.
»Du hast noch nicht davon gehört, wie unser Blut auf euch wirkt?«
Michail schüttelte verneinend den Kopf. Der Werwolf überlegte einen Moment, wie er das Gehörte am besten erklären könnte. »Naja, Werwolfblut soll auf Vampire eine extrem stimulierende Wirkung haben. Wir wären dann so etwas wie Dope auf vier Pfoten«, erklärte der Werwolf grinsend, er fuhr anschließend aber ernst fort: »Damit geht wirklich ein gewisses Risiko für uns einher. Gerade wenn das publik wird.«
Michail nickte, als ihm die Tragweite des Angesprochenen bewusst wurde, nahm sein Diktiergerät und sprach diesen Punkt auf das Band. So arbeiteten sie Stück für Stück einen Teil beider Listen ab, bis Alexander sich müde über die Augen strich.
»Genug für heute?«, fragte Michail milde.
»Morgen weitermachen klingt gut, mit meiner Konzentration ist es nicht mehr weit her.«
Der Blick auf die Uhr verriet dem Vampir, dass es bereits nach Mitternacht war. »Willst du ein Gästezimmer haben, dann könnten wir morgen früh in Moskau frühstücken und jetzt noch einen ordentlichen Absacker genießen. Es sei denn, du möchtest
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