Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Blutschande

Titel: Blutschande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Therese Philpsen
Vom Netzwerk:
mit extra langen Schritten über die Treppe nach unten in die Halle. Erst draußen auf dem Parkplatz blieb er stehen und atmete tief durch.
    »Wir haben doch den Richtigen eingelocht«, sagte er. »Er war es wirklich!«
    Liv lächelte.
    »Kent Levin?«
    »Genau. Und Benedikte Adelskov hat uns eben erst gesagt, dass wir es bei diesen vier Morden nicht mit ein und demselben Täter zu tun haben. Mette Berendsen wurde von Erik Adelskov ermordet, während Kathrine und Mathilde – wie wir schon damals richtig herausgefunden haben – von Kent Levin brutal vergewaltigt und getötet worden sind.«
    »Und was ist mit Cecilie?«
    »Darauf werden wir bald eine Antwort haben«, sagte er und hielt Liv die Autotür auf. Seine Kollegin sah ihn fragend an.
    »Du mutierst jetzt aber nicht zu so einem Gentleman, der mir die Tür aufhält oder mir seine Jacke gibt, wenn ich friere, okay?«
    Roland lachte herzhaft.
    »Ich glaube, da hast du nichts zu befürchten«, sagte er und stieg ein.
    *
     
    Zwanzig Minuten später stand Liv gemeinsam mit Per Roland vor der Tür des Sommerhauses in Hornbæk und klingelte Sturm. Niemand öffnete.
    Roland klopfte an.
    »Machen Sie auf, hier ist die Polizei«, rief er, doch hinter der Tür regte sich nichts. Es brannte kein Licht, und in der Einfahrt stand auch kein Auto.
    »Lass mich mal«, sagte Liv und holte ihren kleinen Schraubenzieher aus der Jacke.
    Roland lächelte, sagte aber nichts. Er versicherte sich, dass seine Dienstwaffe im Schulterhalfter steckte, und klopfte mit dem Zeigefinger auf den Kolben, wie er es immer tat. Wie er es immer tun musste . Dreimal. Klopf, klopf, klopf. Eine alte Gewohnheit, dachte er. Ein bisschen neurotisch vielleicht, aber wer litt nicht unter der einen oder anderen Zwangshandlung?
    Nach einer Weile glitt die Tür auf, und sie traten in einen typischen Ferienhausflur. Die Wände und Decken waren aus hellem Holz, während der Boden mit großen Fliesen ausgelegt war. Der Ofen im Wohnzimmer war kalt, die Zeitungen lagen im Korb für das Brennholz, die Küchenschränke waren leer, und auch die Schränke im Schlafzimmer waren ausgeräumt worden. Überdies waren die Betten gemacht und das Haus erst vor kurzem durchgewischt worden, wie der dezente Zitronenduft verriet.
    »Der Vogel ist ausgeflogen«, sagte Roland, nachdem sie alle Zimmer inspiziert hatten.
    »Die Vögel«, antwortete Liv.
    »Ja, alle beide«, sagte Roland mit einem bitteren Lachen.
    »Hast du eine Idee, wohin sie gefahren sein könnten?«
    Im gleichen Moment klingelte Rolands Telefon. Er zerrte es hektisch aus seiner Tasche. Lange Lind meldete sich am anderen Ende.
    »Wir überwachen seit ein paar Tagen sein Bankkonto und haben dabei festgestellt, dass er gerade einen Millionenbetrag auf ein Schweizer Bankkonto überwiesen hat, weshalb wir jetzt bei seinem Haus in Espergærde sind. Mir ist dabei gerade etwas in den Sinn gekommen.«
    »Was denn?«, fragte Roland.
    »Wenn der Täter abends spät zu Cecilie ins Zimmer geklettert ist, muss er doch die Leiter benutzt haben, die am Haus steht, da sind wir uns doch einig, oder?«
    »Ja, zu dem Schluss sind wir gekommen.«
    »Eben, mich wundert nur, dass da keine Abdrücke sind. Ich meine, wenn ein erwachsener Mensch mit dem Gewicht eines erwachsenen Menschen über diese Leiter nach oben geklettert ist, müssten wir doch an der Stelle, an der die Leiter gestanden hat, zwei tiefe Abdrücke haben, oder?«
    »Willst du mir damit sagen, dass unser Täter diese Leiter gar nicht benutzt hat?«
    »Da, wo die Leiter jetzt steht, ist sie jedenfalls nicht benutzt worden.«
    »Du beeindruckst mich immer mehr. Danke!«, sagte Roland und legte auf.
    »Worum ging es?«, fragte Liv.
    »Noch mehr Theater«, sagte Roland. »Die Leiter ist nicht benutzt worden, um bei Cecilie einzusteigen. Unser Täter war bereits im Haus.«
    »Die Eltern.«
    » Back to basics , wenn du mich fragst. Das hängt alles miteinander zusammen.«
    Liv drehte eine Zigarette zwischen den Fingern.
    »Und es passt alles ziemlich gut, Roland«, sagte sie mit einem Lächeln.
    Roland sah sich fieberhaft um. Sie waren so verflucht dicht dran.
    »Wir müssen sie jetzt nur noch finden und so gründlich wegsperren, dass sie nie wieder rauskommen. Lind hat mir gesagt, dass sie gerade einen Millionenbetrag auf ein Konto im Ausland überwiesen haben. Was sagt dir das?«
    »Dass sie abhauen wollen«, sagte Liv.
    »Genau«, sagte Per Roland und sah sich um. Dann schob er die Kissen vom Sofa auf den Boden, drehte die

Weitere Kostenlose Bücher