Blutschande
an, und ich fürchtete, dass alles ans Licht kommen würde.«
»Und deshalb mussten die beiden ausgeschaltet werden wie Cecilie und Mette Berendsen?«
»Mit dem Mord an Cecilie habe ich nichts zu tun.«
Jetzt war es Liv, die seufzte.
»Was trägt Erik eigentlich für Schuhe?«
Die Frau sah sie überrascht an.
»Die kauft in der Regel seine Frau für ihn. Vorwiegend Lloyd.«
»Nicht Prada?«
»Nein.«
»Wissen Sie, ob er zu Hause ein Paar von Prada hat?«
Frau Adelskov dachte nach.
»Er hat ein paar Sachen von Prada, aber keine Schuhe, glaube ich. Darf ich fragen, warum Sie das wissen wollen?«
»Egal, reden Sie weiter.«
Benedikte Adelskov sah Roland und Liv mit fragender Miene an.
Roland holte ein Foto von Cecilie heraus. Es zeigte sie so, wie sie sie im Keller gefunden hatten.
Er schob es zu Benedikte Adelskov hinüber, so dass es neben den Fotos von Kathrine und Mathilde lag.
»Was uns wundert, ist, dass alle drei Mädchen mit vor dem Körper gefesselten Händen gefunden worden sind. Auch das Seil und die Knoten stimmen überein«, sagte Roland. »Und alle drei sind erstickt worden. Wir sehen darin ein Muster und meinen, dass es sich um denselben Täter handeln könnte.«
Benedikte Adelskov studierte die Bilder genau. Dann sah sie zu Roland auf.
»Nein«, sagte sie schließlich.
Roland sah sie scharf an.
»Wie meinen Sie das?«
»Die drei Knoten sind nicht gleich.«
Roland starrte auf die Bilder.
»Doch. Jeweils zwei halbe Schläge.«
»Segeln Sie?«, fragte sie.
Roland runzelte die Stirn. Die Art, wie sie fragte, gefiel ihm nicht.
»Ja.«
»Dann wissen Sie auch, dass es einen Unterschied gibt zwischen zwei halben Schlägen und zwei halben Schlägen mit einem Rundtörn?«
Roland nickte. Worauf wollte sie hinaus? Natürlich wusste er, dass man bei einem Rundtörn mit zwei halben Schlägen das Seil erst durch einen Ring oder etwas Ähnliches führte, dann um das Seil herum und unter sich selbst hindurch, während man bei zwei einfachen halben Schlägen das Seil bloß um das zu bindende Teil herum und dann unter sich hindurch führte. Und dass man einen Rundtörn mit zwei halben Schlägen für alle möglichen Vertäuungen nutzte, während zwei halbe Schläge in der Regel nur für weniger anspruchsvolle Dinge zur Anwendung kamen, zum Beispiel wenn ein Fender angebunden werden sollte.
»Das da ist ein Rundtörn mit zwei halben Schlägen«, sagte sie und zeigte auf das Bild von Cecilie. »Die beiden anderen Knoten sind nur zwei halbe Schläge.«
In Rolands Kopf drehte sich alles im Kreis. Er wusste das doch ganz genau! Warum war ihm das noch nicht aufgefallen! Oder war es ihm aufgegangen, und war diese Erkenntnis bloß im Laufe der Ermittlungen untergegangen? Ihm brummte der Kopf. Die Details, Roland! Die Details!
37
Die Redewendung, dass es einem »kalt den Rücken herunterläuft«, ist eigentlich merkwürdig, denn das Gefühl ist eindeutig mehr innerlich als äußerlich, dachte Roland. Er saß jetzt schon eine ganze Weile da und starrte Benedikte Adelskov an, während Liv die Vernehmung fortsetzte. Seit dem Hinweis auf den Unterschied zwischen den Knoten hatte er nicht mehr zugehört. Stattdessen betrachtete er die Frau, ihren eingeschrumpelten Mund mit den schmalen, trockenen Lippen.
Dann stand er auf.
»Wir müssen die Vernehmung später fortsetzen«, sagte er und gab Liv zu verstehen, dass sie abbrechen sollte.
»Was ist los?«, fragte sie, als sie draußen auf dem Flur standen.
Er hob den Zeigefinger und wollte gerade etwas sagen, als Lange Lind auf sie zustürmte.
»Du musst dir das hier ansehen, Roland«, sagte er mit einem breiten Grinsen und reichte ihm eine Mappe. »Siehst du, wir haben alles richtig gemacht.«
Als Roland von den Papieren aufblickte, lächelte er ebenso breit wie Lind.
»Wunderbar, wirklich wunderbar, Lind. Eine Superidee mit dem Tape.«
»Ja, jetzt steht es eindeutig fest: Das Klebeband, das bei den Morden an Kathrine und Mathilde verwendet wurde, entspricht mit 95-prozentiger Wahrscheinlichkeit dem, das Kent Levin in seinem Handschuhfach hatte. Außerdem hat er es mit den Zähnen abgerissen, und der Abdruck konnte erfolgreich mit seinem Gebiss abgeglichen werden. Alles passt!«
»Du bist echt fantastisch!«
Roland umarmte Lange Lind so heftig, dass er ins Schwanken geriet.
»Komm, wir haben es eilig«, sagte er zu Liv, die ihm über den Flur folgte.
»Worüber habt ihr da geredet?«, fragte sie, während sie hinter ihm her hastete. Roland ging
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