Blutschande
nickte wieder.
»Dann haben Sie das Kind verkauft?«
»Ja.«
»Vermutlich gekoppelt an die Bedingung, niemals nach der Herkunft des Kindes zu fragen und es wie ihr eigenes aufzuziehen? Und dem Mädchen nie die Wahrheit zu sagen?«
Sie nickte wieder.
»Haben sie denn nie gefragt?«, wollte Roland wissen.
Benedikte Adelskov schüttelte den Kopf.
»Wir haben nie wieder darüber gesprochen. Wir sahen Cecilie aus der Entfernung aufwachsen. Es ging ihr gut.«
Roland seufzte wieder.
»Hatte Erik weiterhin eine sexuelle Beziehung zu seiner Schwester?«, fragte er und spürte, wie sich in ihm alles umdrehte.
Benedikte Adelskov zögerte lange mit der Antwort. Dann nickte sie.
»Ja.«
»Warum haben Sie dem kein Ende gemacht?«
Benedikte Adelskov blickte auf. Ihre Lippen wurden schmal.
»Sie verstehen nicht. Er hat sie wirklich geliebt. Er konnte ohne sie nicht leben. Ich fürchtete, er könne sich etwas antun.«
»Wie haben sie es vermieden, noch mehr Kinder zu kriegen?«, fragte Roland.
»Mit Kondomen.«
Liv trank aus ihrem Wasserglas und lehnte sich zurück.
»Kathrine Reinholdt, sagt Ihnen dieser Name etwas?«, fragte sie.
Benedikte Adelskov nickte.
»Sie war eine von Katjas Reitfreundinnen. Sie wurde … na ja, Sie kennen die Geschichte ja sicher.«
»Waren sie beide oben im Espergærder Reitstall?«
»Ja, aber mit dieser Sache hat mein Sohn nichts zu tun«, sagte sie.
»Kam er auch in die Reitschule?«
»Ja, er ist ja ein paar Jahre älter als Katja, und als er seinen Führerschein hatte, hat er sie immer dorthin gebracht. Manchmal hat er dort auch auf sie gewartet, bis ihre Reitstunde zu Ende war und sie dann wieder mit nach Hause genommen.«
»Klar. Fährt er noch immer dorthin?«
»Ja, das kommt vor. Seine Frau reitet, sie hat ein eigenes Pferd dort im Stall.«
Roland nickte und notierte etwas auf dem Zettel, der vor ihm auf dem Tisch lag, bevor er fortfuhr.
»Hat er Kathrine Reinholdt umgebracht?«
Benedikte Adelskov schüttelte heftig den Kopf und kniff die Lippen zusamen.
»Und was ist mit Mathilde Hansen?«
Liv holte einen Stapel Bilder aus ihrer Mappe und warf sie vor der älteren Frau auf den Tisch. Benedikte Adelskov sah sie sich an und schüttelte wieder den Kopf.
»Was ist das? Was soll das?«
»Das sind Kathrine Reinholdt und Mathilde Hansen, so sahen sie aus, als sie gefunden wurden.«
»Ist Erik auf das Herlufsholm-Internat in Næstved gegangen?«
»Ja, aber nur ein halbes Jahr lang. Bis zum Tod seines Vaters.«
»Dann war er 1998 nicht mehr dort?«
Benedikte Adelskov schüttelte den Kopf.
»Nein, er war 1995 dort, aber nur ein paar Monate. Danach brauchte ich seine Hilfe hier zu Hause. Nach dem Tod seines Vaters habe ich ihn aus dem Internat genommen und hier in Espergærde auf dem Gymnasium angemeldet.«
»Und Sie brauchten ja auch sicher seine Hilfe, nachdem zwei Jahre später die Kleinen auf die Welt gekommen sind«, sagte Liv.
»Das heißt aber noch lange nicht, dass er Kathrine Reinholdt und Mathilde Hansen nicht doch getötet hat. Auch wenn er nicht mehr dort zur Schule ging. Mit einem Allrad ist es ja nur ein Katzensprung bis dort«, setzte Roland sie weiter unter Druck.
»Nein, nein, er hat diese zwei Mädchen nicht umgebracht.«
»Wohl aber Mette Berendsen, das wissen wir mit Sicherheit. Sein DNA-Profil stimmt mit dem überein, das wir unter ihren Fingernägeln gefunden haben.«
»Das war etwas anderes.«
»Warum?«
»Wir mussten sie ein für alle Mal zum Schweigen bringen. Er hatte keine Wahl.«
Liv blätterte durch ihre Papiere.
»Man hat immer eine Wahl. Was war mit Cecilie?«
Sie sah Per Roland verwundert an.
»Warum sollte er denn sein eigenes Kind töten?«
Roland hob resigniert die Hände.
»Ja, warum nur? Ich würde eher fragen, warum nicht? Schließlich hat er seine eigene Schwester und ihr gemeinsames Kind in einem Keller eingesperrt. Warum sollte er dann nicht auch seine eigene Tochter töten?«
»So etwas würde Erik niemals einfallen.«
»Und da sind Sie sich sicher?«, fragte Liv.
Benedikte Adelskov nickte.
Liv nahm einen Stapel Papiere aus einer Mappe.
»Cecilie hat mit Erik Kontakt aufgenommen, nicht wahr?«
Die ältere Frau nickte.
»Sie hat im Keller der Eltern eine Decke mit unserem Monogramm gefunden. Im Internet ist sie dann auf ein Detektivbüro gestoßen, das ihr geholfen hat, Erik zu finden. Das hat Kontakt mit meinem Sohn aufgenommen und gesagt, Cecilie würde gerne in Verbindung mit ihm treten. Und dann haben sie
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