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Blutschande

Titel: Blutschande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Therese Philpsen
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dem Verbrecher möglicherweise neue Energie gibt, so dass er weiterschießen kann«, sagte Miroslav.
    »Die Bestimmungen im Polizei-Reglement folgen den Bestimmungen von §13 des Strafgesetzbuches, und darin ist von dem geduldeten Notrecht die Rede, einen Menschen zu töten, wenn nur so ein lebensbedrohlicher Angriff gestoppt werden kann«, erwiderte sie.
    Miroslav starrte sie an. Er hatte seine Augenbrauen zusammengezogen, so dass sich zwischen ihnen eine tiefe Falte gebildet hatte.
    Sie erwiderte seinen Blick nicht, sondern berichtete weiter, den Blick auf Roland und die Tafel gerichtet.
    »Im Klartext bedeutet das, dass man einen tödlichen Schuss abgeben darf, wenn das Leben anderer in Gefahr ist, nicht aber, dass man so vorgehen muss. Ich habe das in dieser Situation als nicht notwendig erachtet.«
    Diese Frau verstand ihr Fach, dachte Roland, das musste er ihr lassen. Trotz ihrer bizarren Kleidung. Aber war sie eine Teamplayerin ?
    »Liv hat recht«, beendete er die Diskussion. »Aber um kurz zusammenzufassen …« Er zeigte auf die weiße Tafel, auf die er »Cecilie« geschrieben hatte. Dann zog er einen Kreis um ihren Namen und zeichnete sternförmig Striche davon weg.
    »Was haben wir sonst noch?«, fragte er dann. »Hinweise, Tipps und so weiter?«
    »Fast 150 Hinweise aus der Bevölkerung«, antwortete Liv. »Wir haben nicht die Ressourcen, allen nachzugehen, einen davon haben wir aber sehr ernst genommen. Gleich mehrere Zeugen haben am Wochenende drei möglicherweise polnische Männer am Hafen beobachtet. Die würden wir gerne finden.«
    »Das muss natürlich untersucht werden«, sagte Per und zeichnete weiter. »Aber wir müssen allen Spuren nachgehen und die Ermittlungen wie einen großen Fächer über alles breiten, was relevant sein könnte.«
    Was er zeichnete, sah tatsächlich wie ein Fächer aus.
    »In den ersten Tagen sollte man nichts ausschließen. Aus Hunderten von Fällen wissen wir, dass die Täter sehr oft aus dem nächsten Umfeld des Opfers kommen. Also konzentrieren wir uns erst einmal auf die unmittelbaren Kontaktpersonen des Opfers. Ich weiß, dass das hart klingt, aber die Erfahrung spricht da eine sehr eindeutige Sprache. Mit wem hatte das Mädchen in den Tagen vor ihrem Verschwinden Kontakt? Wir müssen noch einmal mit den Eltern reden. Mit den Freunden der Familie. Schulkameraden, Freundinnen. Hat sie einen Freund?«
    »Sie ist erst elf!«, unterbrach Max Motor ihn. »Glaubst du wirklich …«
    »Darauf kannst du verflucht noch mal einen lassen«, wetterte Roland. »Ich habe selbst eine dreizehnjährige Tochter, und die ist jetzt seit zwei Jahren mit Daniel zusammen. Was wissen wir sonst noch über sie?«
    »Sie hat im letzten Jahr Deine Bühne gewonnen, diese Castingshow«, kam es von Liv. »Gerade wird ihre erste CD aufgenommen.«
    »Wir müssen mit ihrem Label reden, ihrem Manager, dem Produzenten der TV-Show, mit allen, die mit ihr in Kontakt standen und sich für sie interessiert haben. Mit wem war sie am Abend zuvor zusammen? Was hat sie am Wochenende gemacht? Was ist mit ihrem Handy?«
    »Das muss sie bei sich haben. Wir haben es auf jeden Fall nicht gefunden. Und es scheint ausgeschaltet zu sein, denn es meldet sich immer sofort die Mailbox. Wir haben schon eine Anrufliste beantragt. Und natürlich versuchen wir weiter, sie anzurufen«, erklärte Liv.
    Per Roland schrieb wie ein Besessener auf die weiße Tafel. Dann drehte er sich um.
    »Lösegeldforderungen? Die Eltern sind ziemlich reich.«
    »Noch nichts.«
    »Habt ihr das Fahrrad des Mädchens gefunden?«
    »Ja, das habe ich vergessen zu erwähnen«, antwortete Liv. »Ihr Fahrrad ist im Hafenbecken gefunden worden. Ein Fischer hat es von seinem Kutter aus gesehen und angerufen. Er wusste, dass es ihres war. Wir haben Taucher runtergeschickt, die den Meeresboden abgesucht haben, aber Cecilie war nicht im Wasser.«
    »Sag mal, kennen sich hier alle untereinander?«, fragte Miroslav misstrauisch. »Wie konnte der denn wissen, dass das ihr Fahrrad war? Haben wir uns den mal genauer angeschaut?«
    »Nein«, sagte Liv.
    »Das werden wir aber noch tun«, sagte Roland. »Wir werden mit ihm sprechen. Vielleicht hat auch er diese drei Polen gesehen.«
    Er zeigte auf Svendsen.
    »Den übernimmst du.«
    Svendsen nickte.
    »Was kannst du uns sonst noch über Espergærde erzählen? Was ist das für eine Stadt?«, fragte er an Liv gewandt.
    »Espergærde hat eigentlich zwei Zentren. Den Strandvej mit dem Hafen, dem öffentlichen Strand

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