Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Blutschande

Titel: Blutschande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Therese Philpsen
Vom Netzwerk:
und in einem von ihnen hat sie ihren eigenen Mann erkannt«, sagte sie zu Max Motor, der neben ihr stand.
    »Sein Name klingt deutsch. Hat der irgendwas mit Deutschland zu tun?«, fragte ihr Kollege.
    »Sein Vater war aus Dresden.«
    Sie drückte noch einmal auf die Klingel, die Tür blieb aber verschlossen. Stattdessen öffnete sich leise knarrend die Tür des Nachbarn. Ein alter Mann kam im Türspalt zum Vorschein. Er hatte die Kette vorgelegt.
    »Der ist nicht da«, sagte er heiser. »Schon seit gestern nicht.«
    Liv ging neugierig einen Schritt auf ihn zu. Der Mann war klein und grau und trug einen grünen Pullover und eine braune Hose. Seine wenigen Haare standen in alle Richtungen ab, so dass sie die braunen Altersflecken auf seiner Kopfhaut erkennen konnte. Um seinen Hals hing eine Brille.
    »Ginge es nach mir, dürfte er gerne wegbleiben. Solche wie ihn wollen wir hier in unserem Haus nicht haben«, fuhr er übel hustend fort.
    »Wann ist er hier denn wieder eingezogen?«, fragte Liv.
    »Vor ein paar Monaten. Und dann verschwindet diese Kleine aus dem Fernsehen. Jetzt geht es wieder los, fürchte ich.«
    »Haben Sie damals, als er zum ersten Mal angeklagt wurde, auch schon hier gewohnt?«
    Der Mann schnaubte leise.
    »Ja, das war schrecklich. Unser Haus war ständig in den Medien. In allen Zeitungen waren Fotos. Geht das jetzt wieder los?«
    Wenn er wirklich wieder zugeschlagen hatte, wäre das sicher nicht zu vermeiden, dachte Liv. Besonders wenn man an die Medienaufmerksamkeit dachte, die Cecilie genoss.
    »Wissen Sie, ob er Cecilie Junge-Larsen kannte?«, fragte Max Motor.
    »Nein, aber von Frau Hansen, das ist die unten am Sundkiosk, habe ich erfahren, dass er sie im Sommer am Strand beobachtet hat.«
    Der Mann schüttelte leicht den Kopf, als versuchte er, seine Geschichte zu ordnen.
    »Cecilie wollte gerade mit ein paar Freundinnen ins Wasser gehen, als die Mädchen ihn bemerkt haben. Er saß oben bei den Heckenrosen auf einer Bank. Ich will überhaupt nicht wissen, was er da gemacht hat, aber die Mädchen haben sofort laut aufgeschrien, als sie ihn gesehen haben. Er ist daraufhin von ein paar Vätern weggejagt worden. Aber wie gesagt, selbst gesehen habe ich das nicht.«
    Er wandte ihnen den Rücken zu, als der Hund drinnen wieder zu bellen begann.
    »Ruhe!«, kommandierte er, bevor er sich wieder zu ihnen umdrehte. »Ich war gestern nicht den ganzen Tag zu Hause. Meine Enkelin wurde achtzehn, verstehen Sie. Das war ein harter Tag. Es war das erste Mal ohne meine Frau… Ich hätte wohl auf der Polizei anrufen und alles gleich erzählen sollen. Es tut mir leid.«
    Max Motor notierte etwas auf seinem Block.
    »Dafür tun Sie das jetzt ja«, sagte er auf seine beruhigende Art.
    Während er die Befragung des Nachbarn abschloss, holte Liv ihr Handy aus der Jackentasche und rief Per Roland an.
    »Wir müssen eine Wohnung durchsuchen. Hans Schultheiss, ein vorbestrafter Sexualstraftäter, hatte nach Aussage seines Nachbarn im Sommer Kontakt zu Cecilie. Er macht die Tür nicht auf, und ich denke, wir sollten ihm ein bisschen dabei helfen.«
    »Ich besorge sofort einen Durchsuchungsbeschluss und benachrichtige einen Schlüsseldienst.«
    Dann rief Liv Miroslav an, der im Büro saß und auf Cecilies Computer wartete.
    »Hallo, ich dachte, du könntest ein bisschen Arbeit gebrauchen. Kannst du etwas über einen Hans Schultheiss herausfinden? Der muss bei uns in der Datenbank sein. Ein vorbestrafter Sexualstraftäter. Heizungs- und Sanitärinstallateur. Wo hat der gearbeitet?«
    »Eine Sekunde.«
    Sie hörte, wie seine Finger die Tastatur bearbeiteten.
    »Ich meine mich zu erinnern, dass der eine eigene Firma gehabt hat«, sagte sie und klemmte das Handy zwischen Schulter und Ohr fest, während sie Block und Kugelschreiber aus der Tasche nahm.
    »Hier hab ich es«, sagte Miroslav. »Der hatte wirklich eine eigene Firma, aber das war kein reiner Installationsbetrieb. Der hat auch Material an andere Installateure verkauft. Also Armaturen für Badezimmer, Boiler, Ölöfen und so weiter.«
    »Wie hieß die Firma?«
    »VVS World.«
    Sie schrieb den Namen mit großen Buchstaben auf.
    »Existiert die noch?«
    »Einen Augenblick.« Miroslav tippte wieder. »Nein«, fuhr er fort. »Die ging 1997 Konkurs, nach seiner ersten Verurteilung.«
    »Die kamen ohne ihn nicht zurecht.«
    »Vielleicht wollte einfach auch keiner bei einem Pädophilen einkaufen.«
    »Kann sein. Auf jeden Fall hatte er nichts, wohin er nach seiner

Weitere Kostenlose Bücher