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Blutschande

Titel: Blutschande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Therese Philpsen
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etwas milderte. »Ja, und dann habe ich noch zwei Töchter, die Kleine ist zwei und die ältere knapp vier.«
    »Danke, dann machen wir kurz die Runde«, sagte Roland und deutete auf den glatzköpfigen Max Motor, der sich sogleich auf seinem Stuhl aufrichtete. Er hatte eine neue Tätowierung auf dem Arm. Jedenfalls war sie Roland zuvor noch nicht aufgefallen. Die Tattoos gaben Max Motor ein gewisses Rocker-Image, das draußen auf der Straße Respekt erweckte. Dass er im Grunde ein warmherziger, ruhiger Mann war, zeigte er der Gruppe sofort, als er in seinem etwas singenden Füner Dialekt sagte:
    »Jau, also, ich heiße Max ›Motor‹ Andersen. Ich bin ein Import aus Fünen. Wenn ich nicht in Rolands Truppe Dienst tue, bin ich bei der Kripo in Odense, äh, sorry, der Ermittlungseinheit, wie es heute ja heißt. Ich bin da jetzt schon fünfzehn Jahre. Den Spitznamen Motor habe ich bekommen, weil ich Harley fahre. Das ist mein Hobby, ich kaufe runtergekommene, alte Maschinen, richte sie her und verkaufe sie dann wieder.«
    »Gibst du das denn auch alles brav dem Finanzamt an?«, fragte Miroslav lachend von seinem Platz aus.
    Roland sah ihn an.
    »Das bringt uns dann direkt zu Miroslav, unserem einzigen Star und den Sternchen, wie er sich selbst nennt.«
    »Frisch aus dem Gelleruppark«, übernahm Miroslav und leierte dann herunter: »Dem Stolz von Århus. Ein wundervoller Vorort mit 7733 Einwohnern. Der Gelleruppark ist heute die größte Wohneinheit Dänemarks, mit nicht weniger als 88 Prozent Einwanderern. Sozioökonomisch kann man Gellerup dadurch charakterisieren, dass das Brutto-einkommen von achtzig Prozent der Einwohner unter 150 000 Kronen jährlich liegt. Außerdem hat dieser Stadtteil wundervolle Naherholungsgebiete wie die City Vest, den Bazar Vest, die Gellerup Kirche und nicht zu vergessen, die Szene in Gellerup.«
    Per Roland räusperte sich, und schlagartig verschwand Miroslavs ironische Fassade.
    »Spaß beiseite«, fuhr er mit tiefer Stimme fort. »Ursprünglich stamme ich aus Bosnien, ich bin bosnischer Muslim, geboren und aufgewachsen in Srebrenica, wo ich bis zu meinem dreiundzwanzigsten Lebensjahr gelebt habe, als die Serben die Stadt erobert haben. Das macht mich zu einem der wenigen überlebenden Männer des Massakers von ’95 und damit zu einer echten Sehenswürdigkeit.«
    Dann lächelte er. »Aber das wirst du bald merken«, sagte er und zwinkerte Liv zu, an der sein Lächeln aber abprallte.
    »Tja«, sagte Roland und unterließ jeden Kommentar zu Miroslavs Präsentation. »Svendsen?«
    Carstens rundes Gesicht lächelte Liv an.
    »Also, ich heiße Carsten Svendsen, wie Per bin ich einer der Alten hier in der mobilen Einheit. Ich war da sogar schon vor Per. Fünfzehn Jahre, bis die Einheit aufgeteilt wurde.«
    Per Roland nickte schwach und sagte:
    »Wir standen damals in der Polizei vor neuen Herausforderungen. Es war gerade erst der erste Distanzmord geschehen, also ein Mord ohne Verbindung zwischen Täter und Opfer. Die Opfer sind einfach zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen. Die Zunahme dieser Art von Straftaten zwang uns, uns anderen Gedankengängen und Verhaltensmustern anzupassen. Svendsen und ich haben schon eine lange gemeinsame Vergangenheit und haben sicher mehr als nur eine Handvoll Morde aufgeklärt.«
    Er schwieg und trank einen Schluck Kaffee.
    »Tja, dann kennt ihr mich ja schon«, meinte Svendsen trocken und brachte die Anwesenden, Roland eingeschlossen, zum Lächeln.
    »Entschuldige, Carsten. Erzähl nur weiter, woher du kommst und so weiter.«
    »Ursprünglich stamme ich aus Westjütland, aber ich war 20 Jahre bei der Kripo in Bellahøj, dann in der mobilen Truppe und jetzt bei der Einheit City, also, wenn ich nicht hier bei Roland und euch bin. Ich bin verheiratet, habe zwei Töchter, drei Enkel und zwei ziemlich langweilige Schwiegersöhne.«
    »Danke, Carsten«, sagte Roland lächelnd. Er hatte als Ur-Kopenhagener einige Zeit gebraucht, um Svendsens dezente Art von Humor zu verstehen, schätzte seine Jütländer Art jetzt aber sehr. »Lind?«
    »Ja, ich heiße Anders Lind, werde aus einleuchtenden Gründen aber nur Lange Lind genannt«, sagte er mit einem schiefen Grinsen. »Ich stamme aus Farum, bin verheiratet und habe einen kleinen Sohn, Silas ist zweieinhalb. Bisher war ich mit meinen vierunddreißig Jahren der Jüngste hier, aber das scheint sich jetzt wohl zu ändern, du bist doch jünger, oder, Liv?«
    Liv nickte nur.
    »Lange Lind ist unser Kriminaltechniker. Er

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