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Blutschande

Titel: Blutschande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Therese Philpsen
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ihre Fotografen Bilder machten. Lange Lind musste etwas gefunden haben, dachte Per Roland.
    »Was hatten Sie für eine Beziehung zu Cecilie?«
    »Ach, ich kenne sie doch kaum. Ich weiß gerade mal, dass sie das Nachbarmädchen ist. Das heißt, die Familie kennen wir natürlich. Es sind ja die Nachbarn meiner Mutter. Und ich habe gehört, dass sie ein richtiger kleiner Fernsehstar ist. Ich schaue mir so etwas selbst nicht an, aber sie soll ja gut singen können. Warum fragen Sie?«
    »Ich muss Sie natürlich auch fragen, wo Sie gestern gegen acht Uhr morgens waren?«
    »Da war ich natürlich in meinem Büro. In Snekkersten. Ich leite eine Investmentfirma, und zurzeit haben wir sehr viel zu tun. Die Wirtschaft krankt weltweit, und wir verlieren viel Geld. Meine Sekretärin kann Ihnen natürlich bestätigen, dass ich da war. Und unzählige Geschäftskunden, mit denen ich telefoniert habe, aber die müssen wir da wohl nicht mit hineinziehen, oder?«
    »Nein, das wird nicht nötig sein. Was haben Sie am Wochenende gemacht?«
    »Oh, warten Sie, da muss ich nachdenken. Ich glaube, ich habe die meiste Zeit am Telefon gehangen und versucht, meine Investoren davon zu überzeugen, dass ihr Geld bei mir in guten Händen ist.«
    »Wo befanden Sie sich rein physisch?«
    »Samstag war ich mit meiner Frau zusammen. Zu Hause.«
    »Sie haben keine Kinder?«
    »Nein.«
    »Und wo waren Sie am Sonntag?«
    »Da war ich segeln. Habe die Finanzkrise Finanzkrise sein lassen.«
    »Den ganzen Tag?«
    »Ja.«
    »Waren Sie mit jemandem zusammen? Kann das jemand bestätigen?«
    »Nein, ich war allein auf dem Boot.«
    Roland nickte.
    »Ihre Frau wollte nicht mit?«
    Adelskov lächelte.
    »Nein, ihr gefällt das nicht.«
    Roland nickte wieder.
    »Das kommt mir bekannt vor.«
    Sie standen ein paar Sekunden da und blickten über das Hafenbecken. Die Sehnsucht nach dem offenen Meer war ihnen gemein. Aber das war vermutlich auch schon alles.
    »Vielleicht haben Sie ja eine Idee, wo Cecilie sein könnte?«
    »Nein, dazu kann ich wirklich nichts sagen.«
    »Wissen Sie, ob die Familie Feinde hat?«
    »Nein, aber das kann ich mir nicht vorstellen. Das sind sehr angenehme Menschen.«
    »Dann sind bei denen keine fragwürdigen Leute ein und aus gegangen, und Ihnen ist auch kein verdächtiges Auto aufgefallen, das vielleicht mehrere Tage vor dem Haus stand?«
    »Nein, nicht, dass ich wüsste.«
    Roland seufzte.
    »Ich muss ehrlich mit Ihnen sein und Ihnen sagen, dass wir einen Tipp bekommen haben, bei dem von Ihnen die Rede war.«
    Es gelang dem hellen Direktorengesicht beinahe, einen Ausdruck unschuldiger Verwirrung auszustrahlen.
    »Von mir? Das verstehe ich nicht.«
    »Man hat uns gesagt, wir sollten Sie mal genauer unter die Lupe nehmen und Sie fragen, was Sie so machen. Gibt es vielleicht etwas, das Sie uns erzählen möchten?«
    Erik Adelskov schüttelte den Kopf.
    »Dazu fällt mir gar nichts ein.«
    »Keine Bootsausflüge mit kleinen Mädchen? Oder mit kleinen Jungs?«
    Jetzt komm schon, dachte Roland. Du vergeudest meine Zeit. Er war überzeugt davon, dass es nur einen Grund dafür geben konnte, dass Hans Schultheiss den Ball an Adelskov weitergespielt hatte. Er musste ihn aus dem Milieu kennen. Die wussten doch alle voneinander. Roland hatte sogar gehört, dass die manchmal gemeinsame Sache machten. Was konnten sie sonst gemeinsam haben? Außer ihrer Lust auf Kinder?
    »Ich bin nicht so veranlagt, wenn Sie das andeuten wollen«, schnaubte der Direktor. »So etwas tun wir nicht in meiner Familie.«
    »In meiner auch nicht. Das Problem ist nur, dass es trotzdem Menschen gibt, die das tun, nicht wahr? Menschen, die es einfach nicht sein lassen können, obwohl sie wissen, dass sie damit alles aufs Spiel setzen. Ihr Familienleben und vieles andere mehr.«
    »Ich glaube, wir haben jetzt nichts mehr zu besprechen. Reden Sie mit meinem Anwalt, wenn Sie etwas von mir wollen. Wenn Sie mich dann entschuldigen würden.«
    Erik Adelskov nickte distanziert und entfernte sich mit langen Schritten vom Hafen.
    Er verstand sich wirklich darauf, die Form zu wahren, dachte Roland und sah bei einem Blick auf sein Handy, dass er einen Anruf von Svendsen versäumt hatte. Er suchte die Nummer heraus.
    »Was ist? Spuck’s aus.«
    »Ich habe mit dem Fischer gesprochen. Er hat mir erzählt, dass er das Fahrrad durch einen reinen Zufall gegen Viertel vor neun entdeckt hat, als er von seinem morgendlichen Fischzug zurückgekommen ist. Er hat es dann mit einem Bootshaken aus

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