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Blutschande

Titel: Blutschande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Therese Philpsen
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ihn draußen?«, fragte er dann.
    Schultheiss nickte, ohne aufzublicken.
    »Sie haben sich vor den Augen der Mädchen einen runtergeholt«, konstatierte Liv. »Big deal. Das hat natürlich zu Aufregung geführt, so dass sie schließlich von den Vätern weggejagt wurden. Haben Sie sich deshalb vorgenommen, sich an Cecilie zu rächen?«
    Schultheiss schüttelte heftig den Kopf.
    »Jetzt sagen Sie uns endlich, wo sie ist. Damit wir nach Hause kommen«, forderte Max.
    »Das weiß ich doch nicht«, jammerte Hans Schultheiss.
    »Warum dann dieses ganze Zeug in Ihrer Dusche?«, fragte Liv.
    Der Mann vor ihr seufzte.
    »Ich hasse diese kleine Göre«, sagte er dann. »Man kann ja keine Zeitung aufschlagen oder keinen Fernseher anschalten, ohne sie ständig vor Augen zu haben. Diese kleine Hexe hat mir das Leben zur Hölle gemacht. Seit die am Strand rumgeschrien hat, läuft alles schief. Die hat doch die anderen angestachelt. Seither kann ich in kein Geschäft oder Café mehr gehen, ohne dass alle ihre Kinder an sich reißen und schleunigst verschwinden. Dabei habe ich noch nicht mal sie angeguckt.«
    Liv stutzte.
    »Wen dann?«
    »Haben Sie das noch immer nicht kapiert, Sie Superdetektivin? Da waren noch zwei Jungs, ein Stückchen hinter den Mädchen.«
    »Okay. Sie ziehen also Jungs vor, aber macht man da wirklich einen Unterschied? Kann man im Notfall nicht auch ein kleines Mädchen gebrauchen? Wenn sie ohnehin Strafe verdient hätte?«, fragte Liv.
    Hans Schultheiss starrte sie mit offenem Mund an.
    »Ich glaube, es gibt da so einiges, das Sie nicht verstehen …«
    Wie wahr, dachte Liv und hoffte, dass sie es nie verstehen würde.
    »Aber wenn Sie sie so hassen, hätte es Ihnen doch in den Kram gepasst, sie sich mal zur Brust zu nehmen«, versuchte sie es noch einmal.
    Er lächelte schelmisch.
    »Schon, mitunter, aber das heißt noch lange nicht, dass ich ihr etwas getan habe.«
    »Das ist richtig«, sagte Liv.
    Der Mann lehnte sich zurück und lächelte plötzlich, wobei er sie fast ein wenig von oben herab ansah. »Sie haben nichts. Sie tappen im Dunkeln«, sagte er und verschränkte die Arme vor der Brust. »Aber wie wäre es, soll ich Ihnen ein bisschen auf die Sprünge helfen …?«
    Max und Liv beugten sich auf ihren Bürostühlen vor, die durch die Bewegung leise knarzten.
    »Also, ich weiß nicht, ob das was mit der Sache zu tun hat … aber wenn ich Ihnen jetzt einen Hinweis auf eine andere Person gebe, können Sie mir dann versichern, dass der Entsprechende nicht erfährt, dass dieser Hinweis von mir stammt?«
    Liv nickte.
    »Wir haben nicht die Pflicht, anderen zu sagen, was Sie uns gegenüber ausgesagt haben.«
    Das war im Grunde richtig. Sie erhielten häufig Informationen, die sie aus Rücksicht auf ihre Informanten vertraulich behandelten.
    »Na dann, also, ich denke, Sie sollten mal mit Erik Adelskov reden.«
    »Adelskov?«
    Liv kannte den Namen aus ferner Vergangenheit. Eine andere Familie vom Gammel Strandvej. Vermutlich die reichste, die dort wohnte, zumindest zu ihrer Zeit. Und eine der alteingesessensten Familien, mit eigenem Monogramm im Gittertor und allem Drum und Dran. In Livs Erinnerung war das immer die »vornehme« Familie der Straße gewesen, ein Haufen Snobs. Ein Relikt vergangener Zeiten in einer Gegend, in die immer mehr Neureiche zogen. Waren das nicht sogar die Nachbarn von Cecilies Eltern gewesen? Auf jeden Fall roch Liv eine Verbindung, die es wert war, untersucht zu werden.
    »Was soll mit dem sein?«
    »Reden Sie einfach mal mit ihm. Fragen Sie mal nach, womit der seinen Lebensunterhalt verdient.«
    Hans Schultheiss lehnte sich noch weiter zurück, so dass sein Stuhl zu kippeln begann.
    »Warum sollten wir mit ihm reden?«
    »Ohne Anwalt sage ich nichts mehr.«
    Liv starrte ihn an. Versuchte er lediglich, den Verdacht von sich abzulenken, oder wusste er wirklich etwas über Adelskov?
    »Und dann würde ich gerne nach Hause«, sagte Hans Schultheiss und stand triumphierend auf.
    »Gönnen wir ihm eine Nacht in der Ausnüchterungszelle«, flüsterte Liv Max zu.

8
     
    Das ist nicht unser Mann«, sagte Liv zu Per Roland, der zu frösteln begann. Er wartete jetzt schon eine ganze Weile vor der Junge-Larsen-Villa auf den Hundeführer. Die Sonne verschwand gerade hinter den hohen Bäumen der Nachbarn. Die kalte Abendbrise würde jetzt bald abflauen, der Seewind, wie man ihn in Seglerkreisen nannte.
    »Woraus schließt du das?«
    »Er hat sie nicht verfolgt. Er zieht Männer vor. Oder

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