Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutschnee

Blutschnee

Titel: Blutschnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Box
Vom Netzwerk:
weil er zu den FBI-Scharfschützen gehört, die der Bundesstaat wegen Ruby Ridge hinter Gitter bringen wollte. Er war einer der Todesschützen und soll als Erster geschossen haben. Leider wurde die Klage wegen juristischer Spitzfindigkeiten abgewiesen, doch Munker wurde degradiert und wie Strickland in der Hoffnung, er werde den Hut nehmen und das Problem löse sich von selbst, von Außenstelle zu Außenstelle geschickt. Das FBI lenkt nur sehr ungern die Aufmerksamkeit auf sich und problematische Mitarbeiter – vor allem heutzutage. Also tut es alles Erdenkliche, um zu vertuschen, dass es einen Verrückten beschäftigt.« Nate schüttelte den Kopf. »Melinda Strickland und Dick Munker sind wie füreinander geschaffen.«
    Joe schwieg. Die Angst, die seinen Magen seit Stunden in
den Krallen hatte, drückte noch fester zu. Er klammerte sich ans Steuer, starrte in das Schneetreiben hinaus und betete, dass er nicht zu spät kam. Er musste einen Plan entwickeln und hatte nicht viel Zeit.

    Als sie in Saddlestring eintrafen, war es noch dunkel, doch im Osten graute der Morgen. Die Stadt war tief verschneit. Joes Ketten sangen, weil so viel harter Schnee in den Radkästen steckte. Er staunte, dass sie es ohne weitere Zwischenfälle bis in den Ort geschafft hatten.
    Er informierte Nate über die Lage, weihte ihn in seinen Plan ein und sagte, er brauche ihn nur als Unterstützung und Verstärkung. Nate nickte und lächelte verschmitzt, was Joe ein ungutes Gefühl gab.
    Er fuhr nicht weit in die Stadt, sondern zweigte ab auf den Parkplatz der Ersten Gebirgskirche.
    Sie war einmal mehr eine Zuflucht geworden, wie Joe inzwischen wusste. Eine Zuflucht für Spud Cargill.

31
    Als Joe auf den kleinen Parkplatz der Ersten Gebirgskirche und zum Fertighaus von Pfarrer B. J. Cobb abbog, wies er Nate daraufhin, dass aus dem Ofenrohr auf dem Kirchendach kein Holzrauch drang.
    »Aber es ist zu kalt, um sich ohne Heizung in der Kirche aufzuhalten«, überlegte er. »Wenn Spud hier ist, dann im Trailer des Pfarrers.«
    Nate pflichtete ihm mit einem Ächzen bei.
    Als sie vor Cobbs Behausung bremsten, störte Joe etwas, doch er wusste nicht, was. Dann fiel es ihm ein.
    »Gestern stand ein Motorschlitten an der Straße. Der ist jetzt weg.«
    »Sie meinen, Spud hat ihn genommen?« Nate zog seinen Reißverschluss zu und legte die Hand auf den Türgriff.
    »Ich schätze, das werden wir gleich rausfinden.« Joe sprang aus dem Wagen in den Schnee. Er ließ die .40er Beretta im Holster und zog die einzige Waffe, mit der er sich wohlfühlte, hinter dem Fahrersitz hervor – seine großkalibrige Schrotflinte. Als er sich dem Haus zuwandte, senkte er den Lauf, um sich zu vergewissern, dass sie geladen war. Das blitzende Messing einer Schrotkugel funkelte ihm entgegen.
    Während Joe sich der Haustür näherte, watete Nate Romanowski durch den Tiefschnee zur zweiten Tür an der Rückseite des Gebäudes. Joe gab ihm dafür eine Minute und stieg dann die Stufen hinauf.
    Er klopfte so heftig, dass Eiszapfen von der Traufe fielen. Hinter einem Fenstervorhang ging gelbes Licht an – im Schlafzimmer, wie Joe vermutete. Er trat beiseite, falls es Cobb oder Spud in den Sinn kam, durch die Tür zu feuern.

    Drinnen waren schwere Schritte zu hören; dann drehte sich der Türknauf. Das Geräusch, mit dem das Schloss ein dünnes Siegel aus Eis zerriss, ähnelte einem Kuss. Joe hob die Flinte, drückte den Kolben an die Wange und zielte in Augenhöhe auf den Punkt, wo Cobb vermutlich den Kopf aus der Tür stecken würde.
    Der Pfarrer schob seinen Quadratschädel in die fahle Morgendämmerung hinaus und blinzelte ins Schneetreiben. Die Mündung von Joes Flinte war fünfzehn Zentimeter von seinem Ohr entfernt.
    »Weg mit der Waffe, falls Sie eine dabeihaben«, sagte Joe leise. Cobb starrte auf das schwarze Loch.
    Eine Neun-Millimeter-Pistole landete dumpf auf der Veranda. Sie versank im Schnee, hinterließ aber einen gut erkennbaren Umriss an der Oberfläche.
    »Das ist nicht nötig, Joe«, sagte Cobb ruhig.
    »Kommen Sie raus, damit ich Sie sehen kann«, befahl Joe. Er traute Cobb durchaus zu, eine zweite Waffe in der Hinterhand zu haben oder zurückzuspringen und die Tür zuzuwerfen.
    »Ohne hinreichenden Verdacht dürfen Sie nicht ins Haus eines anderen eindringen, Joe«, warnte ihn Cobb.
    »Das tu ich auch nicht. Ich bitte Sie, herauszutreten. Und wenn Sie das nicht tun, wird es schwierig.«
    Cobb lächelte leicht und schloss kurz die Lider. Sein Gesicht war vom

Weitere Kostenlose Bücher