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Blutschnee

Blutschnee

Titel: Blutschnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Box
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hielt.
    Alle in der Raupe beobachteten sie jetzt.
    »Dick? Kommen Sie zurück, Dick.«
    »Er wollte sein Funkgerät anlassen«, murmelte Barnum.
    Kurz darauf piepste Stricklands Funkgerät.
    »Also hört er uns, will aber nicht mit uns reden«, erklärte sie Joe. »Sie haben ihn noch nicht entdeckt, und er will sich nicht verraten.«
    Joe hätte sich fast vorgebeugt, um sie auf dem Rücksitz zu erdrosseln.
    »Geben Sie mir das Funkgerät«, sagte er und streckte fordernd die Hand aus. Widerstrebend überließ sie es ihm.
    Joe schaltete das Mikro ein. »Munker, egal, wo Sie sind – hier spricht Joe Pickett. Ihre kleine Show ist vorbei. Spud Cargill sitzt in Saddlestring bei Portenson in Haft. Ich wiederhole: Spud Cargill ist nicht hier.« Er sprach so deutlich wie möglich und versuchte, sich seinen Zorn nicht anmerken zu lassen.
    Stille.
    Er zog den Kopf aus der Raupe und blickte über die Haube des nächsten Fahrzeugs ins Schneetreiben und auf die Umrisse der Wohnwagen und Wohnmobile des Lagers. Er spürte die Wärme aus dem Fahrzeug dringen. Die Stille war bemerkenswert. Obwohl der Motor der Raupe lief, dämpfte der starke Schneefall alles. Joe fiel auf, dass zwei Mitglieder des Angriffsteams – natürlich wusste er nicht, welche – ihn mit Munker reden gehört haben mussten, denn sie starrten erst ihn, dann einander an. Sie fragen sich, was hier vorgeht, dachte er. Und ob der Einsatz abgesagt wird.

    Er musterte die nur umrisshaft sichtbaren Bäume und die Lichtung, um einen Hinweis auf Munker zu finden. Zwischen den Raupen und dem Zaun gähnte ein Graben.
    Joe nahm an, dass Munker sich dort versteckte, um sein Scharfschützengewehr auf die Kante stützen und ins Lager spähen zu können. Es gab genug verschneites Gesträuch, um sich dahinter zu verbergen. Und Munker trug vermutlich einen weißen Tarnanzug.
    Das Funksprechgerät knackte. »Hier ist Munker. Sie haben eine Geisel.«
    Joe betrachtete ungläubig das Funkgerät. Was war das?
    Dann setzte er es an den Mund und suchte die reglose Lichtung dabei weiter nach Munker ab. »Was reden Sie da?«
    »Geben Sie mir das Funkgerät zurück«, maulte Strickland von drinnen und setzte ihren Hund ab, um die Hand danach auszustrecken.
    Joe wandte ihr den Rücken zu.
    »Was für eine Geisel?«, fragte er.
    Munkers Stimme war nur ein Flüstern. »Die Frau dieses verrückten Pfarrers in Saddlestring. Mrs. Cobb. Ich sehe sie in einem Wohnwagen.«
    Joe begriff sofort, und das Blut erstarrte ihm in den Adern. Jetzt war ihm klar, warum Eunice am Morgen nicht bei B.J. gewesen war. Und er verstand, warum in der Nachricht das Wort Liebster aufgetaucht war. Und er verstand, wohin der Motorschlitten der Cobbs verschwunden war. Sie war am Abend zuvor nach Joes Besuch zum Lager gefahren, um die Souveränen persönlich und nicht bloß per Mail zu warnen. Vielleicht auch um ihnen einzuschärfen, Spud auf keinen Fall Zuflucht zu gewähren. Ob es am zunehmenden Sturm oder daran gelegen hatte, dass eine Fahrzeugkolonne voller Ordnungshüter die Straße heraufgekommen war: Eunice war gezwungen
gewesen, die Nacht über im Lager zu bleiben. Vermutlich war sie im Wohnwagen von Brockius, als ich mich ins Lager geschlichen habe, überlegte Joe – ihretwegen hat er mich nicht hereingebeten.
    »Woher wissen Sie, dass sie eine Geisel ist?«, fragte Joe. »Vielleicht macht sie nur einen Besuch.«
    »Sie sind ein selten dämliches Arschloch«, gab Munker mit seiner tiefen Raucherstimme zurück.
    »Geben Sie mir das!«, sagte Melinda Strickland, riss Joe von hinten das Funkgerät aus der Hand und zog sich auf die Rückbank der Raupe zurück.
    Ein weißer Vorhang aus Wut ging vor Joes Augen nieder, und er konnte nur mit knapper Not vermeiden, in die Raupe zu springen. Er atmete tief durch und zwang sich zur Selbstbeherrschung. Als er wieder aufblickte, merkte er, dass Barnum ihn beobachtete, als wäre er gespannt, was Joe als Nächstes tat. Panik erfasste ihn, als er sah, dass Melinda Strickland das Funksprechgerät fest an ihre Brust drückte. Er würde es nicht zurückbekommen, ohne ihr die Finger zu brechen.
    Joe wandte sich an Barnum.
    »Sie ist keine Geisel, um Himmels willen. Mrs. Cobb und ihr Mann standen von Anfang an mit den Souveränen in Verbindung. Die sind alle Gesinnungsgenossen.«
    Barnum hob die Brauen und zuckte die Achseln, als wollte er sagen: Wer weiß?
    »Sie müssen Ihre Hilfssheriffs zurückpfeifen«, fauchte Joe ihm wütend in das ungerührte Gesicht. »Wenn Sie das tun,

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