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Blutschnee

Blutschnee

Titel: Blutschnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Box
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explodierten. Orangefarbene Feuerbälle und schwarze Rauchschwaden stiegen zum Himmel. Der Wohnwagen brannte lichterloh, und das Feuer fraß die Wände so schnell, dass schon das schwarze Metallskelett des Rahmens zum Vorschein kam.
    Joes Arme hingen schlaff herab. Trotz der Entfernung spürte er die Wärme des Feuers. Tränen rannen ihm über die Wangen.
    »Treffer«, hörte er Munker irgendwo vor sich sagen.
    Hitzige Wut durchfuhr Joe. Er sprintete auf das Lager zu, sprang in den Graben, watete durch den Schnee und entdeckte Munker schließlich zwischen dicken Bäumen auf der anderen Seite des Grabens. Er hatte den Raupen den Rücken zugekehrt,
beobachtete das Lager mit abgesetztem Gewehr und rauchte eine Zigarette.
    Joe raste aus dem Graben auf Munker zu, wurde dann aber von etwas Scharfem rückwärts in den Schnee geschleudert. Er war in den Stacheldraht geraten, den die Souveränen um das Lager gezogen hatten. Joe sah die Risse in seiner Hose und spürte, wie ihm das Blut ein Bein herablief, empfand aber seltsamerweise keinen Schmerz. Er rappelte sich auf, bückte sich unter dem Draht hindurch und erkletterte den Grabenrand. Ein kehliger Laut, der ihm völlig fremd war, brach aus ihm heraus.
    Munker hörte ihn, drehte sich um und bekam große Augen, als Joe durch den Tiefschnee auf ihn zujagte. Während Joe den Abstand verringerte und sich fragte, ob die Zeit reichen würde, den Reißverschluss des Overalls zu öffnen und die Beretta aus dem Holster zu ziehen, warf Munker in aller Ruhe die Zigarette beiseite, lud sein Gewehr durch und legte auf ihn an.
    Hinter Joe knallte es ohrenbetäubend, und etwas Großes schlug in die Bäume hinter dem FBI-Mann ein. Der Aufprall ließ den Baum direkt hinter ihm wanken, und Schnee donnerte wie ein Wasserfall auf Munker nieder.
    Joe drehte sich um und versuchte zu begreifen, was passiert war. Jemand stand auf dem Kamm des bewaldeten Hangs, der hinter den Schneeraupen anstieg, zwischen zwei Fichtenhainen. Wie alle trug er einen schwarzen Schlittenoverall und einen schwarzen Helm; sein Motorschlitten diente ihm als Deckung. Trotz des Schneetreibens sah Joe ihn kurz eine gewaltige silberne Handfeuerwaffe über die Männer des Angriffsteams schwenken, die zwischen den Raupen und hinter den Schlitten hektisch in Deckung gingen. Die Männer brüllten und versuchten herauszufinden, wer sie attackierte und von wo.

    Den Revolver in beiden Händen, begann Nate Romanowski systematisch vom Hügel zu feuern und versenkte ein, zwei Kugeln im Motorblock jeder Raupe. Die wuchtigen Einschläge ließen die Fahrzeuge schwanken, und die Hilfssheriffs, die sich hinter den Raupen verbargen, warfen sich in den Schnee. Joe verfolgte, wie Romanowski blitzschnell nachlud und erneut zu schießen begann.
    Als Joe sich wieder zum Lager wandte, erkannte er, dass die Souveränen die Ablenkung nutzten, um zu ihren Fahrzeugen auf dem Lagerplatz zu hetzen.
    »Ich seh ihn!«, rief ein Hilfssheriff und feuerte mit seinem Sturmgewehr eine Salve den Hang hinauf. Kugeln schlugen in Stämme ein, und Schnee rauschte explosionsartig aus den Kronen zu Boden. Romanowski reagierte mit einem Schuss in den Schlitten gleich neben dem Hilfssheriff, der das Fahrzeug zehn Zentimeter in die Luft hüpfen ließ.
    Joe hörte nicht, was sich in seinem Rücken tat, bis ihn etwas am Nacken traf, ihn bäuchlings in den Schnee schickte und die Welt in tiefes Blaugrün verwandelte.

    Schüsse, Schreie und das Anlassen von Motoren drang wie aus einer anderen Welt zu ihm durch. Er hatte keinen Anteil mehr daran. In seinen Ohren brummte es, und sein Gesicht brannte. Als er den Mund öffnete, um zu atmen, bekam er keine Luft. Ein herrliches, tröstendes Lichtblau umgab ihn. Dann rissen Wut und Schmerz ihn in die Wirklichkeit zurück, und er merkte, dass er sich dort befand, wo Munker ihn hatte liegen lassen: mit dem Gesicht im Tiefschnee.
    Joe schlug stöhnend um sich und wusste einen Moment lang nicht, wo oben war. Als seine Orientierung zurückkehrte, spürte er nicht nur das dumpfe Pochen seines Schädels, sondern
auch den glühenden Schmerz der gebrochenen Rippe, die Stacheldrahtwunden an den Beinen – und eine überwältigende Trauer über Aprils bitteres Schicksal.

    Als Joe sich endlich aufsetzen konnte, war Romanowski verschwunden; Joe hörte nur noch seinen Schlitten davonjaulen. Gerade bestieg Dick Munker einen unbeschädigten Schlitten des Sheriffbüros und raste den Hang hinauf. Nate hatte ihn mit seinem ersten Schuss

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