Blutschuld (Krieg der Magier) (German Edition)
verfluchte ich mich für diesen Gedanken.
„Was ist passiert?“
Die Frau setzte sich auf die Kante des Bettes und ließ dabei ihre Hand auf meiner Brust ruhen. „Du weißt es nicht?“
Ich schüttelte meinen Kopf.
„Ian hat dich zu uns geschickt!“
Ian! Dachte ich. Ich erinnerte mich. Als ich, übermannt von dem Gebrüll Dimitris, am Boden gelegen hatte, direkt nachdem ic h die Essenz des Vampirs in mich aufgenommen hatte, war Ian neben mir erschienen und hatte etwas zu mir gesagt, doch ich konnte mich nicht mehr an die Details erinnern. Direkt nach dieser Begegnung war ich in diesem Zimmer erwacht...oder zuerst meinem Vater begegnet? Ich wusste es nicht mehr genau. Mein Verstand funktionierte offenbar noch nicht richtig. Es war nicht nur mein Körper, der noch angeschlagen war. Doch wieso konnte ich überhaupt klar denken? Was war mit Dimitri? Wieso vernahm ich nicht wieder dieses schreckliche Gebrüll, und wieso verspürte ich keine hämmernden Schmerzen?
„Wo ist Ian?“
Maria sah mich einen Moment lang an und ich konnte Trauer in ihren Augen erkennen. Was war los?
„Ian wurde von der Inquisition gefangen genommen.“
Ich versuchte mich aufzurichten, doch die flache Hand Marias erwies sich als unüberwindbares Hindernis für mich. „Wieso?“ röchelte ich, als mir die Luft weg blieb.
„Zum einen,“ begann Maria,“ weil Ian dir, einem Halbdämon, geholfen hat, und zum anderen, weil Ian ein Blutmagier ist!“
Ian ein Blutmagier?
Ian ein Blutmagier?
Ian sollte ein Blutmagier sein?
„Was...“
Maria erkannte meine Erregung und versuchte mich zu beruhigen. „Beruhige dich!“
„Ian kann kein Blutmagier sein!“ brachte ich hervor und sah der Frau tief in ihre traurigen und zugleich wunderschönen Augen.
„Und doch ist er einer!“
Wie konnte das sein? Wie konnte mein Meister, der Mann der mich so viel gelehrt hatte und für mich wie ein Vater gewesen war ein Blutmagier sein, noch dazu ohne dass ich davon gewusst hatte?
„Das...“ sagte ich „kann nicht sein!“
„Wieso nicht?“
„Ian ist kein...er kann nicht...er würde niemals...nein!“ ich schüttelte meinen Kopf und schloss meine Augen. Wie konnte mein Meister bloß ein Blutmagier sein, ein Hexer der fast schon so gehasst und gejagt wurde wie ich selbst, ein Dämonenkind?
„Es gibt vieles, das du von Ian nicht weißt!“ sagte Maria.
Ich öffnete meine Augen und sah die Frau an. Ich konzentrierte mich und erkannte ihre Aura und sah, dass es sich bei der Frau um eine Magierin handelte. Ich konnte jedoch keine sonstigen Auffälligkeiten entdecken.
„Er kann nicht...“
„Wieso findest du diesen Gedanken so abwegig?“
Ich starrte Maria an, ohne zu wissen was ich sagen sollte.
„Weil dir die Inquisition beigebracht hat, dass Blutmagier etwas Böses sind, in Kontakt mit Dämonen?“
Ich konnte nicht antworten, doch die Frau hatte mein Gedanken ziemlich klar getroffen. Ich lebte mit dem Gedanken, dass Blutmagier bösartig waren, mit Dämonen in Kontakt standen und ausgelöscht werden mussten.
„Wenn ein Blutmagier böse ist weil er mit Dämonen in Kontakt steht, was ist dann ein Dämonenkind?“
Ich sah Maria ungläubig an und verdaute ihre Frage. Sie hatte Recht! Ich war ein Halbdämon, der Sohn eines Dämons, und hatte über meine Träume in Kontakt mit ihm gestanden. War ich böse? War es Ian weil er eine andere Quelle der Macht als ich benutzte? Oder waren unsere Quellen gar identisch?
Meine Gedanken kreisten für mehrere Augenblicke, ehe sich eine Frage formte die mich beunruhigte. „Was wird mit Ian passieren?“
Maria schloss einen Moment ihre Augen, nahm dann ihre Hand von meiner Brust, was ich sehr bedauerte, stand auf und wandte mir den Rücken zu. „Er wird gerade nach Avalon gebracht, wo er vor dem Rat der Magier hingerichtet werden soll, zusammen mit deinem Freund Daniel Kühnert!“
Hingerichtet? Ian? Und Daniel noch dazu? Nein! Das konnte nicht...das durfte nicht...nein!
Ich richtete mich auf, nur um festzustellen, dass sich die Welt wieder zu drehen begann.
„Ich muss...“ sagte ich, während ich meine Beine über den Bettrand zu schwingen versuchte.
„Du musst gar nichts.“ sagte Maria und wandte sich mir mit einem deutlich bösen Blick wieder zu. „Zuerst musst du wieder komplett genesen, bevor du irgendetwas anderes musst!“
„Aber es geht mir schon wieder gut!“ erwiderte ich wie ein kleines Kind, zog mich zum Bettrand und setzte dazu an aufzustehen. „Ich muss ihnen
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