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Blutschuld

Blutschuld

Titel: Blutschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karina Cooper
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nicht, das Feuer, die Schreie, die in seinem Kopf widerhallten, unaufhörlich, immer und immer wieder. Hilf uns! Rette uns!
    Lass uns nicht sterben!
    Liebling, lass nicht zu, dass er bekommt, was er will!
    »Meine Mutter ist nicht tot«, knurrte er, ein tiefer Laut, so tief, dass ihn das Brüllen des Feuers praktisch verschluckte.
    »Och!« Der Mann grinste. Munter, leichthin. »Klar doch. Ich meine, vielleicht noch nicht ganz. Aber nichts kann sie mehr retten. Nichts, außer du gibst mir die Quelle.« Carson verlagerte sein Gewicht auf das andere Bein und streckte die Hand aus, Phin entgegen. »Dann rette ich sie, Jungchen. Ich rette jeden, den zu retten du dir von mir wünschst, okay?«
    Nur dass Carson das gar nicht konnte. Phins Augen füllten sich mit Tränen, während er lachte. Lachte, bis das Grinsen von Carsons Gesicht verschwand. Phin lachte, bis er vor unterdrückter Wut bebte. »Du dämlicher Idiot«, sagte er rau, ein vor Trauer gebrochener Mann. »Du hast die einzige Person umgebracht, die wusste, was die Quelle ist.«
    Carson ließ die Hand sinken. Er stemmte sie in die Hüfte, stand da und starrte den Boden zu seinen Füßen an. Sein Blick war forschend, nachdenklich, zeigte Bedauern.
    Verwirrung. »Na so ein Ärger«, murmelte er. »Dann war ihr Tod wohl ganz und gar nutzlos.«
    Phin sah rot. Seine Wut brannte heißer als das Feuer, das überall um ihn herum an den Mauern des Resorts hochleckte. Er nahm den Kopf zwischen die Schultern, brüllte vor Wut und Schmerz und weil ihm das Herz brach. Wie ein Stier, mit voller Wucht, rannte er in den Scheißkerl vor ihm hinein.
    Viel zu spät sah Phin Feuerschein sich tückisch in Silber spiegeln. Viel zu spät bemerkte er die beiläufige Bewegung, mit der Carson der Messerklinge einen Winkel gab, bei der jeder Treffer tödlich wäre.
    Metall dröhnte. Maschinen hämmerten auf die Notfalltüren aus verstärktem Stahl ein. Man konnte jeden Schlag wie Glockenschläge durch die Lobby hallen hören. Durch den Park. Die metallenen Echos trugen Phins heiseren Schrei davon.
    Gebückt schlich Naomi durch den kleinen Park, jeder Muskel, jede Sehne in ungeduldiger Erwartung, eins zu werden, zur Tötungsmaschine zu werden.
    Carson versetzte Phin einen Stoß, dass er auf dem Boden landete. Blut glitzerte rot auf der Klinge, die er aus Phins Körper zog. Eine beiläufige schnelle Drehung aus dem Handgelenk, und Naomis Instinkte schrien ihr in allen Tonlagen Warnungen zu. Sie ließ sich fallen und rollte sich zur Seite. Über ihrem Kopf zerschnitt die Klinge die Luft, nur einen Fingerbreit zu hoch, sonst hätte sie ihr einen neuen Scheitel gezogen.
    Protestierend verbog sich Stahl, kreischte, als er unter dem Ansturm der Maschinen riss, die die Stadt geschickt hatte, um den stählernen Schutzwall um das Spa niederzureißen. Die Echos prallten von den Wänden ab wie über Bande gespielte Billardkugeln und fügten sich in unheimlicher Harmonie mit Naomis stetigem Herzschlag zusammen. Begleitmusik direkt aus der Hölle.
    Tötungsmaschine. Genau das war Joe Carson. Aber Naomi West war besser als er. Sie war besser ausgebildet, besser ausgerüstet für diesen Kampf.
    Sie war die bessere Tötungsmaschine.
    Sie rollte sich ab, sprang behände auf die Füße, getragen von einer Woge aus Adrenalin und Entschlossenheit. Während Rauch sie in seine lungenverätzenden Arme schloss, stürzte sich Naomi auf den Mann, der alles ruiniert hatte.
    Ihr Leben.
    Ihr inneres Gleichgewicht.
    Ihre verfluchte Fähigkeit, das alles zu ertragen.
    Leichtfüßig tänzelte Carson rückwärts, weg von Phin, der leblos zu seinen Füßen lag. Fort von dem Weg, der sich mehr und mehr mit erstickendem Rauch füllte. Carson bereitete sich auf Naomi vor, Missionar auf Missionarin. Seine Augen blitzten vor Erregung. Das Grinsen auf seinem Gesicht war widerlich anzüglich. Mit nur einer Hand blockte er Naomis ersten Schlag ab, eine abrupt geschlagene Gerade mit der Führhand. Er konterte mit einem Aufwärtshaken der freien Linken. Naomi nahm sich nicht einmal die Zeit, das Blut, das sich in ihrem Mund sammelte, auszuspucken.
    Mit einer Drehung unterlief sie Carsons Deckung. Den Schwung nahm sie mit und platzierte den Ellenbogen ihres linken Arms in einer Aufwärtsbewegung exakt auf seinem Wangenknochen. Dann, im nächsten Sekundenbruchteil, führte sie den Unterarm in einen Schlag gegen Carsons Kehlkopf. Ihr Knie knallte sie ihm in den Unterleib.
    Einmal, zweimal, dreimal.
    Stahlnähte platzten, Metallplatten

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