Blutschuld
gezwängt, förmlich um Aufmerksamkeit bettelte. Er ließ ein Lächeln aufblitzen, von dem erwusste, dass es Naomi wütend machen würde. Es war leicht, das vorherzusehen.
Es war die Sorte Lächeln, die sagte: Ich habe gesehen, wie du gekommen bist, und weiß, dass du jede Sekunde genossen hast.
Naomis Lächeln erstarb. Ihre Lippen öffneten sich für einen kurzen, nicht wahrnehmbaren Atemzug.
Ein Punkt für Phin Clarke.
Lachen perlte durch das Studio, in dem ihr kleiner Wettstreit um den stärkeren Willen gerade ablief. Die Blase aus Stille, die Phin und Naomi eben noch umgeben hatte, zersprang wie Glas. Naomis Körper versteifte sich; ihr Blick zuckte über Phins Schulter hinweg. Er warf ebenfalls einen Blick über die Schulter und sah ein paar Tagesgäste durch den weiter entfernten Eingang den Studiobereich betreten. Alle hatten Handtücher um die Nacken gelegt und je eine der für Gäste frei verfügbaren Wasserflaschen dabei.
Das Grüppchen schnatterte unbeschwert, man zog sich gegenseitig auf. Keiner hatte auch nur mehr als einen kurzen Blick für Phin und Naomi. Phin grinste, als er Anspannung und Wachsamkeit bei seinem Gegenüber bemerkte. Naomis Körper glich einer angespannten Sprungfeder.
Er beugte sich hinunter und hob die Wasserflasche auf, die Naomi hatte fallen lassen, als sie begonnen hatte, ihn um den Verstand zu küssen. »Nächstes Mal werden wir wohl ein bisschen vorsichtiger sein müssen«, flüsterte er ihr ins Ohr.
Mit dem spitzen Ellenbogen verpasste sie ihm einen Stoß in die Brust. »Nächstes Mal? Träum weiter«, zischte sie.
Sie machte einen Schritt an ihm vorbei. Ihre Schultern strafften sich, als er leise hinter ihrem Rücken lachte. »Und wohin wollen Sie weglaufen, Naomi?«
Sie ging nicht auf die Drohung ein.
Und Phin tat nichts, um sie zurückzunehmen.
KAPITEL 7
Zehn Minuten eiskalt zu duschen, war mehr Strafe, als ein Mann einer Frau wegen erdulden sollte. Zitternd vor Kälte drehte Phin die Dusche ab. Dabei dachte er, diese Tortur komme nicht annähernd an das heran, was er offenkundig bereit war, seinem Ich und dessen Integrität anzutun.
Einem Gast nachsteigen und sie anmachen? Bereits erledigt.
Einen Gast anmachen, der, so vermutete Phin, einige Geheimnisse verbarg? Ebenfalls erledigt.
Sich trotz allem, was auf dem Spiel stand, nicht davon abbringen lassen? Das war der Haken an der ganzen Sache.
Aber Naomi hatte etwas an sich, das ihm direkt unter die Haut ging, jeden Nerv in seinem Körper erreichte, absolut jeden. Er wollte sie mögen. Er wollte ihr helfen.
Und, das musste er sich verärgert selbst eingestehen, er wünschte sich, ihr die verfluchte Maske aus kühler Distanz vom Gesicht zu reißen.
Er wollte, dass ihre Augen dunkel würden vor Leidenschaft, nicht vor Wachsamkeit und Misstrauen. Sie, dieser Mund mit diesen Lippen, sollte seinen Namen hauchen, ihn keuchen.
»Wow«, murmelte Phin und bohrte sich die Fäuste in die Augen, bis das Pulsieren seines Schwanzes nicht mehr das Vorrangigste von all dem war, was er körperlich spürte. Keine kalte Dusche der Welt würde helfen, wenn er so weitermachte und nur Gedanken für Naomi Ishikawa hatte.
Langsam, mit den Gedanken schon beim Tagesgeschäft, schob er die Tür der Duschkabine auf und fischte nach dem Handtuch. Er kam bis zu dem Tagesordnungspunkt, was noch alles zu geschehen habe, um die Reparaturarbeiten an der Sauna abzuschließen. Genau in diesem Moment machte sich sein auf Vibrationsalarm gestelltes Com selbstständig, das er, ohne groß darüber nachzudenken, auf die Einfassung des Waschtischs geworfen hatte. Es klackerte zu Boden.
Hastig wand sich Phin, immer noch tropfnass, das Handtuch um die Hüften und versuchte das Com vom Boden zu klauben, ehe der Anrufer aufgäbe.
»Einen Augenblick, bitte!« Er fummelte am Ohrstecker der Com-Einheit herum und fluchte, als sie ihm aus den nassen Fingern flutschte. Stattdessen hielt er sich den Lautsprecher direkt ans nasse Ohr. »Phin Clarke hier. Wie kann ich Ihnen weiterhelfen?«
»Zunächst einmal«, Gemmas Stimme troff nur so vor Belustigung, »warst du heute Nachmittag nirgendwo aufzutreiben. Das bedeutet entweder, es ist dir gelungen, dich von einem attraktiven weiblichen Etwas einfangen zu lassen …«
Phin verzog das Gesicht. »Nein.«
»… oder du versteckst dich«, beendete Gemma den Satz mit einem Kichern. »Da die liebreizende Jordana gerade das Restaurant betritt, stimmt wahrscheinlich Letzteres.«
Phin ließ das Com in die
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