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Blutschuld

Blutschuld

Titel: Blutschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karina Cooper
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darauf.«
    »Außerdem kam sie gerade aus ihrer Suite«, unterstrich Phin, »kurz bevor die Saunageschichte passiert ist. Sie war auch noch nicht lange genug da, um selbst irgendetwas vorzubereiten.«
    Die Lippen geschürzt, blickte Lillian mehrere Augenblicke lang an Sohn und Frau vorbei ins Leere.
    »Lily?«
    »Ich werde einfach das Gefühl nicht los, dass irgendetwas mit Miss Ishikawa nicht stimmt«, gestand Lillian tonlos. Sie stemmte die Handflächen hinter sich auf die Schreibtischplatte und lehnte sich daran. In sich zusammenzusacken, war nicht Lillians Art. Diese Geste war näher daran als alles, was Phin je bei ihr beobachtet hatte. »Ich traue ihr nicht, zumindest nicht ganz.«
    »Ich traue ihr auch nicht«, unterstrich Phin in stillem Einverständnis. Es passte ihm nicht, das zugeben zu müssen. »Aber sie steckt nicht hinter der Sabotage an der Sauna.«
    »Ich mag sie.« Gemma legte den Kopf gerade so weit in den Nacken, um Phin anlächeln zu können. Liebevoll tätschelte sie ihm den Arm. »Man hat sie verletzt, und ich glaube, ihr fehlt das innere Gleichgewicht, sich rund und ganz zu fühlen. Trotzdem mag ich sie.«
    Ganz plötzlich fühlte sich Phin wie ein seltener Schmetterling, den ein Sammler sich an die Wand gepinnt hatte. Phin schnitt eine Grimasse. »Können wir zu dem Teil zurückkommen, der nichts mit mir zu tun hat?«
    »Na, jetzt hör aber auf!«, lachte Gemma und gab ihm einen Klaps auf die Wange.
    »Aber er hat recht«, warf Lillian ein. Mit ihren langgliedrigen Fingern strich sie sich über den Haarknoten und steckte Haarsträhnen zurück, die perfekt an ihrem Platz saßen. Sie war nervös.
    Ernst fragte Phin: »Mutter, was sollen wir tun?«
    »Ich habe das Personal gebeten, auf alles ein Auge zu haben und Auffälligkeiten zu melden«, antwortete Lillian. Sie verzog den anmutig geschwungenen Mund. »Auf meine Nachfrage hin hat der Sicherheitsdienst mit einer gründlichen Durchsicht aller hausinternen Aufzeichnungen begonnen.«
    »Was ist mit den Geheimgängen?« Phin straffte die Schultern und runzelte die Stirn. »Joel weiß darüber Bescheid und das Fluchthelferteam. Aber was das Tunnelsystem betrifft, waren wir immer besonders vorsichtig.«
    »Niemand sonst weiß von den Geheimgängen«, versicherte ihm Gemma. »Die Baupläne wurden kurz nach Fertigstellung des Gebäudes vernichtet.«
    »Jedenfalls soweit wir wissen«, murmelte Lillian. Aber allmählich schien sie sich zu entspannen. Muskel für Muskel sozusagen. »Mr.   Barker hat sich zudem stets als zuverlässig und vertrauenswürdig erwiesen. Er versteht sich auf äußerste Diskretion.«
    Phin nickte. »Hat er genug Leute?«
    »Ja, aber keinen von den Zeitweiligen.« Lillians Lächeln fielhalbherzig aus. »Ich weiß, Phin, du meinst es gut mit den Menschen, die du rettest. Aber die Situation momentan ist zu heikel. Niemand von außen sollte mit reingezogen werden.«
    Phin zuckte zusammen. »Sie würden sich doch nie   …«, setzte er zu einer Verteidigung an, aber unterbrach sich selbst, als Gemmas Griff um sein Handgelenk fester wurde. Wieder legte er ihr das Kinn aufs Haar, rieb ihr damit zärtlich den Kopf.
    Sie roch nach dem Lavendel, mit dessen Aroma sie die Seifen im Spa versetzte. Der Lavendelduft beruhigte Phin so weit, dass er nachgeben und ohne Vorbehalt sagen konnte: »In Ordnung, okay. Momentan also keine Zeitweiligen. Wir haben das sowieso schon auf ein absolutes Minimum reduziert. Schließlich können wir die Flüchtlinge nicht mehr antreiben als sowieso schon. Jede noch so kleine Unregelmäßigkeit, der geringste Verdacht würde die Wächter an den Kontrollpunkten alarmieren und uns die Kirche auf den Hals hetzen   – und das mit mehr Biss, als es vielleicht jetzt schon passiert ist.«
    »Gut dann.« Mit steifen Fingern rieb sich Lillian den Nacken. »Was du für die Flüchtlinge tust, macht mich stolz auf dich, Phin, wir sind beide stolz auf dich. Ich möchte, dass du das weißt.«
    Phin wurde warm ums Herz. Bewunderung, Dankbarkeit. Liebe.
    Und Misstrauen. Lillians Gesichtsausdruck warnte Phin, dass da noch etwas war. »Aber   …«, baute er ihr die Brücke, endlich mit der Sprache herauszurücken.
    »Kein Aber«, mischte sich da Gemma ein. Sie löste sich aus Phins Umarmung und schüttelte den Kopf. »Das ist alles: Wir sind stolz auf dich. Es gibt ganze Familien, die nicht wären, wo sie jetzt sind, hättest du ihnen nicht geholfen. Du hast ihnen allen Hoffnung gegeben, ein neues Zuhause für sie gesucht,

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