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Blutschuld

Blutschuld

Titel: Blutschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karina Cooper
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wo alle anderen überzeugt waren, es gäbe da draußen keine Zukunft für sie.«
    »Es sind fleißige Leute«, erwiderte Phin schlicht. »Die Verfolgten, denen wir geholfen haben, sind alle willens, hart für ihre neue Zukunft zu arbeiten. Sie werden sich eine neue Heimat schaffen, ganz sicher.«
    »Genau«, bekräftigte Gemma ernst. »Ich weiß es: Es geht ihnen da draußen gut, und sie sind glücklich.«
    Lillian, die Kiefermuskeln angespannt, sagte nichts dazu.
    Phin durchquerte den Raum. Er ignorierte ihre perfekt durchgestylte Aufmachung, nahm sie einfach in den Arm und drückte sie an sich. »Ich hab dich auch lieb.«
    »Oh, Phin!« Lillian erwiderte die Umarmung, streichelte ihm den Rücken. »Sei bitte vorsichtig«, meinte sie an seiner Brust. »Gemma ist nicht die Einzige, die sich Sorgen um dich macht.«
    Gemma kam dazu, legte ihre Arme um beide, und Phin löste einen Arm von Lillians Schulter, um seine andere Mutter in die Umarmung miteinzubeziehen. So hielt er sie fest, die beiden für ihn wichtigsten Frauen auf der ganzen Welt, sog das Aroma in sich auf, das sich aus den beiden Düften mischte, den jede für sich verströmte. Er fühlte sich darin und in die Wärme, die Gemmas und Lillians Liebe für ihn bedeutete, eingehüllt wie in einen schützenden Mantel. Er wünschte sich nichts sehnlicher, als der Einzige zu sein, der sich die Nächte um die Ohren schlug.
    Darauf, sich Sorgen zu machen, nämlich verstand sich diese Familie bestens.
    Phin drückte jeder Mutter einen zärtlichen Kuss auf die Wange und versprach: »Ich bin vorsichtig, Ehrenwort. Ich werde die Augen offen halten, okay?« Er blickte hinunter in die Gesichter seiner beiden Mütter, in grüne und schokoladenbraune Augen. »Versprecht mir bitte, dass ihr auch nichts Unüberlegtes tut.«
    »Na, das ist leicht«, meinte Lillian, und Erheiterung blitzte wie Goldfunken in ihren Augen. In ihren Augenwinkeln standen Lachfältchen. »Habe ich je etwas Unüberlegtes getan?«
    »Nein, nie.« Phin drückte beide noch einmal an sich, ehe er sich aus der Umarmung löste und erste Schritte in Richtung Tür tat. »Ich gehe zurück an die Arbeit und mache die nächste Schleusergeschichte klar. Wenn ich gebraucht werde: Ich bin über Com erreichbar.«
    Gemma lächelte schuldbewusst. »Das bist du immer. Aber bitte behalte Naomi im Auge, ja?«
    Lillians Lächeln bröckelte. »Um unserer Sicherheit willen oder nur in seinem Interesse?«
    »Mutter!«, stöhnte Phin und hob ergeben die Hände. »Bitte, gern, ich sehe zu, dass ich in ihrer Nähe bleibe.«
    »Hört, hört: als brächte ihn das gleich um!« Phin hörte Gemma kichern, als er ihr auf dem Weg zur Tür den Rücken zuwandte.
    Leicht angesäuert verließ Phin das Büro. Aber schon gleich darauf war der Ärger über seine Mütter vergessen, den sowieso Liebe und Verständnis füreinander auf Sparflamme hielten. Phins Gedanken drehten sich bereits um die logistischen Probleme, die gerade überhandnahmen. Vor allem beschlich ihn gerade das ungute Gefühl, ihm liefe die Zeit davon. Phin hatte eine Fracht Flüchtlinge mit viel zu geringem Abstand zur letzten Fuhre aus der Stadt herauszuschleusen. Das durfte an höherer Stelle auf keinen Fall zu hochgezogenen Augenbrauen führen.
    Die beiden Frauen blieben zurück in Lillians Büro. Sie starrten die Tür an, die hinter Phin ins Schloss gefallen war. Eine Weile herrschte nachdenkliches Schweigen.
    Dann suchte Gemma wieder Lillians Umarmung. »Niemals etwas Unüberlegtes getan…«, sagte sie und legte ihre Hände auf die Hüften ihrer Frau. »Abgesehen davon, dass du deiner Schickeria-Familie die Stirn geboten hast und durchgebrannt bist mit einem Mittelebenen-Flitt….«
    Lillian legte Gemma den Finger auf den Mund und bedachte sie mit einem strengen Blick, kalt wie Stahl. »Sprich es nicht aus, wag’ es ja nicht, Gemma Clarke!«, warnte sie grimmig. »So habendie dich genannt, doch ich nicht. Niemals, und du solltest es auch nicht tun, nie!«
    Um Gemmas Mund zuckte es. Ein Lächeln stahl sich auf ihre Lippen, und sie hauchte einen Kuss auf Lillians Fingerspitzen. »Ich liebe dich«, flüsterte sie, »und würde das für nichts auf der Welt eintauschen.«
    »Ich auch nicht, Gem.« Lillian erlaubte sich, in Gemmas Umarmung Trost und Halt zu suchen. Sie schmiegte sich an den weiblich-weichen Körper, den sie das Glück hatte, jede Nacht in den Armen zu halten. Jeden Morgen bewundern zu dürfen. »Zwei Frauen, die langsam alt werden. Was hat das Schicksal

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