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Blutschuld

Blutschuld

Titel: Blutschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karina Cooper
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wohl noch mit uns vor?«
    »Das Schicksal? Pah, was soll’s!«, meinte Gemma forsch, und Lillian lachte. »Alles wird gut, Liebste.« Sie streichelte Lillian mit einer Hand zärtlich den schmalen, schlanken Rücken und drückte sie an sich. »Wir sind hier sicher. Phin besitzt genug Kraft und innere Stärke, er bekommt alles auf die Reihe   …«
    »Er schlägt ja auch ganz nach seiner Mutter.«
    »Nach beiden Müttern!« Gemma fasste Lillian unter das Kinn und hob ihr Gesicht zu ihrem empor. Dann lächelte sie, und in diesem Lächeln lag alles, was für Gemma so typisch war: Bewunderung, Wärme, Liebe.
    Sonnenschein pur.
    »Das Zeitlos wird es noch lange nach uns geben, Lily.« Gemma drückte ihrer Frau einen Kuss auf die Lippen, der so süß und sanft war wie Sonnenlicht im Sommer. Lillian war, als würde ihr diese Sonne die Haut wärmen, und ihr ging das Herz auf.
    Fast hätte Gemmas strahlendes Lächeln all die Sorgen vertrieben, die ihr auf der Seele lagen. Fast.
    »Und welche Bedeutung wird das Zeitlos dann haben?« Lillian hob die Hand, griff nach Gemmas, verschränkte die Finger mit denen ihrer Frau. »Wenn du nicht mehr bist, wird das Zeitlos dann noch von Bedeutung sein?«
    »Ich weiß es nicht.« Gemma drückte fester zu, und ihr Lächeln wurde breiter. »Aber das herauszufinden habe ich so schnell nicht vor.«
    »Gott sei Dank! Ich wüsste auch nicht, was wir ohne dich tun sollten.«

KAPITEL 8
    Bzzzzt!
    Blut verwandelte sich in milchiges Mondlicht, Traumwelt bei weit aufgerissenen Augen in waches Bewusstsein, als das Com-Gerät in Naomis schlaffer Hand eine Warnung summte. Sie stützte sich hoch auf einen Ellenbogen und war schon dabei, den Ohrstecker an seinen Platz zu fummeln, ehe ihr Verstand voll wieder da war.
    »Was?«, knurrte sie, ihre Stimme belegt und verschlafen. »Zum Teufel, wie spät ist es?«
    In der Leitung herrschte Schweigen. Dann ein leises Hüsteln. »Erst zehn.«
    »Scheiße.« Naomi ließ sich Gesicht voran ins Kissen fallen. Sie inhalierte Lavendel- und Waschmittelduft. Gleich darauf rollte sie sich von der Matratze. Zwar landete sie auf ihren Füßen, musste sich aber am Nachttisch abstützen. Das Tischchen wackelte bedenklich, besonders die einsame Lampe darauf. »Scheiße, was ist los? Worum geht’s, verdammt?«
    »Ah, mies drauf?«
    »Jonas«, fauchte Naomi und griff mit der freien Hand nach der teuer aussehenden Lampe. »Ich reiß dir den Kopf ab! Hast du mich gehört?! Ich brech dir deinen dürren Hals wie ein Streich…« Naomi runzelte die Stirn. »Wo ist Eckhart?«
    »Geht ein paar Hinweisen nach.«
    »Hinweisen, die meinen Auftrag betreffen?«
    »Nee, hat nichts mit deinem Ding zu tun. Ganz anderer Fall. Oder er hat gelogen und ist bei einem Mädel«, legte Jonas nach; kurz wurde seine Erheiterung spürbar. Bei Jonas Stone warenselbst über Com sämtliche Zwischentöne hörbar. Nur Jonas hatte eine derart klare Tenorstimme.
    Niemand außer Jonas konnte bei der routinemäßigen Kontaktaufnahme so unbeschwert klingen.
    Naomi rieb sich den letzten Rest Schlaf aus den Augen. Die rauen Körnchen Schlafsand wegzureiben half kein bisschen, die Albträume aus ihrem Bewusstsein zu löschen. »Na, großartig«, murmelte sie und wusste, dass sie sich zickig anhörte und war dabei voll in ihrem Element. »Warum rufst du mich an?«
    »Warum schläfst du schon?«
    Weil sie ein gottverfluchter Feigling war, deshalb. Naomi schürzte die Lippen. »Weil ich den ganzen gottverdammten Tag damit verbracht habe, hübsch zu sein!«
    »Ähm, tja.« In der Leitung summte es, ansonsten herrschte Schweigen. Dann ein: »Das heißt?«
    »Vergiss es.« Naomi drehte sich um und musterte das in gedämpftem Licht liegende Schlafzimmer mit zusammengekniffenen brennenden Augen. »Ich bin hoch aufs Zimmer, um mich umzuziehen. Es hat mich wohl einfach umgehauen. Ich war ziemlich geschafft.«
    »Du?« Es war eine sehr vorsichtig gestellte Frage. Sehr einfühlsam und sanft. »Geht’s dir denn gut?«
    Verdammter Scheiß!
    Von allen in der Mission, unter all den Missionaren, die eher gingen als kamen, war Jonas Stone derjenige, der mehr sah als nötig. Der mehr wusste, als er sollte.
    Es kotzte sie dermaßen an. Bei Jonas hatte sie irgendwie immer das Gefühl, als habe er sie … im Griff. Der Kerl ging auf Krücken und hatte trotzdem Naomi West im Griff!
    »Mir geht’s gut«, versicherte sie kurz angebunden. »Ich war nur müde. Aber jetzt, wo du mich eh geweckt hast, kann ich auch wieder an die Arbeit

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