Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutschuld

Blutschuld

Titel: Blutschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karina Cooper
Vom Netzwerk:
zum Beschnüffeln hinhalten. »Cally«, meinte er freundlich, »ist schon gut. Sie können mir alles sagen, was Sie auf dem Herzen haben.«
    Über ihr Gesicht huschte ein Lächeln, das wieder ein wenig schief geriet. »Wahrscheinlich hat es nichts zu bedeuten. Aber ich dachte, ich sollte Ihnen erzählen, dass ich mich in letzter Zeit ein bisschen unwohl gefühlt habe.«
    »Unwohl?«
    »Nur so eine Ahnung, Sie verstehen«, erklärte sie lahm. »Ich kann nur so viel sagen: Gleich, als ich gehört habe, dass Mark vermisst wird, hatte ich das unbestimmte Gefühl, ich sollte zu Ihnen gehen und es Ihnen erzählen.«
    Eine Ahnung. Sorgen . Verdammt! »Ich bin Ihnen sehr dankbar dafür«, sagte Phin und behielt ganz bewusst den freundlichen,sanften Tonfall bei, den er zuvor schon angeschlagen hatte. »Ich werde auf jeden Fall bei ihm zu Hause vorbeischauen lassen. Aber was momentan viel wichtiger ist: Fühlen Sie sich gut?«
    »Ich wünschte, ich wüsste es.« Jetzt rang sie die Hände. »Ich habe das Gefühl, da draußen lauert etwas, verstehen Sie? Etwas beobachtet uns.«
    Phin runzelte die Stirn. »Sie haben das Gefühl, Sie werden beobachtet?«
    »Nein«, wehrte Cally ab und schnitt ein Gesicht. »Nein, ich meine, nicht ich allein, sondern   … alles. Etwas belauert uns alle.«
    Phin tippte mit einem Finger auf die Schreibtischplatte. »Wir haben überall Kameras«, erläuterte er. Der Blick, mit dem Cally ihn strafte, sagte alles: Er hatte ihre Intelligenz beleidigt, und das gefiel ihr gar nicht. Entschuldigend lächelte er. »Das ist es also nicht?«
    »Nein.« Rasch zuckte sie mit den Schultern. »Ich weiß, die Sache sieht nicht gut für Sie aus   – für uns«, berichtigte sie sich, »aber ich wollte, dass Sie Folgendes wissen: Ich bin mir sicher, dass der Vorfall in der Sauna kein Unfall war. Ich glaube, dass Mr.   Barker mit seiner Vermutung recht hat: Es gibt da jemanden, der nicht ins Zeitlos gehört, einen Eindringling. Und …«, fügte sie rasch hinzu, »vielleicht kann ich ja helfen? Irgendwie, vielleicht?«
    »Können Sie durch Wände schauen?«, fragte Phin nur halb im Scherz, während er sich mit beiden Händen durchs Haar fuhr.
    Cally blinzelte. Gedankenschnell. »Wäre das hilfreich?«
    »Nein, wahrscheinlich nicht.« Phin lächelte betont beruhigend. Sorgfältig achtete er darauf, dass nichts von seiner eigenen Besorgnis Callys Sorge noch verstärkte. Die junge Frau war müde. Es war nur zu offensichtlich, dass sie sich wegen der Ereignisse mehr Sorgen machte, als ihre Aufgabe war. »Überlassen Sie die Sache mir, und Sie, Cally, bleiben immer schön in Deckung, okay? Schon in ein paar Tagen sind Sie weit weg.«
    Cally richtete sich auf und riss die Augen auf vor Überraschung.»Weit weg? Ich dachte, ich bleibe hier noch mindestens drei Wochen.«
    »Wir müssen das Ganze schneller erledigen, als wir ursprünglich dachten«, erwiderte Phin. »Jede Aufmerksamkeit, die wir außer der Reihe erregen, wird zu einem Problem für uns alle.«
    »Meinen Sie, die schicken jemanden?« Callys Hände verkrampften sich. »Offizielle Vertreter der Kirche?«, fragte sie mit gesenkter Stimme, und tonlos fügte sie hinzu: »Missionare?«
    »Nicht, wenn ich es verhindern kann«, sagte Phin entschieden.
    »Sie gehen ein hohes Risiko ein. Das wissen Sie.«
    Sie musterte ihn, ihr Blick war klar und ruhig wie ihre Stimme bei den beiden letzten Sätzen. Phin schüttelte den Kopf. »Die Alternative kommt für mich nicht infrage.«
    Callys Lächeln erreichte ihre Augen und zauberte Lachfältchen in die Augenwinkel. »Sie sind einer von den Guten.«
    Vielleicht. Phin stand auf, umrundete den Schreibtisch, um ihre von der Arbeit rauen Hände in die seinen zu nehmen. »Danke schön. Und Sie, Cally, halten sich großartig. Jetzt heißt es lediglich, noch ein paar Tage länger durchzuhalten.«
    Sie lachte leise auf, ihre grünen Augen schmal und dunkel vor ironischer Heiterkeit. »Ganz ehrlich, Sir, ich kann mit Recht behaupten, das hier bei Ihnen war nicht die seltsamste Arbeitsstelle, die ich je angenommen habe. Machen Sie sich um mich keine Sorgen! Ich lasse Sie wissen, wenn aus dem Gefühl von Unwohlsein etwas Greifbares wird.«
    »Etwas Greifbares?« Phin zögerte. »Durch   … eine Vision etwa?«
    »Glauben Sie das ruhig, dann schlafen Sie besser«, antwortete sie erneut mit diesem irritierend ironischen Lächeln.
    »Nun, das ist   …«, Phin dachte einen Moment über ihre Worte nach, »entweder beruhigend oder aber

Weitere Kostenlose Bücher