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Blutschuld

Blutschuld

Titel: Blutschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karina Cooper
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sich aufgehalten haben«, versicherte Lillian ihrem Sohn. Ihre Stimme war so klar und klang so unbeteiligt, als redeten sie über Qualitätskontrollen in der Wäscherei. Als ob nicht Lillian selbst Phin immer wieder vor den Risiken im Umgang mit den Zeitweiligen gewarnt hatte. »Ich gehe davon aus, du hast Maßnahmen ergriffen, um Mr.   Vaughn aufzutreiben?«
    »Ja. Barker schickt jemanden zu seiner Privatadresse.«
    »Gut. Und wenn Vaughn es nicht war, wer dann?«
    »Das ist der Haken an der Sache. Ich habe keine Ahnung, wie einer von den Zeitweiligen das angestoßen haben soll.«
    Nachdenklich schnalzte Lillian mit der Zunge. »Und was«, fragte sie dann gedehnt, »ist mit denen, die gerade erst weg sind?«
    Der Gedanke lag dermaßen auf der Hand, dass Phin im Schreibtischstuhl zusammensackte und seine Stirn auf die Kante der Schreibtischplatte legte. »Jeder von denen hätte es tun können«, stöhnte er. »Absolut jeder! Sie wussten, dass wir sie bald ausschleusen würden. Und ich habe denen auch noch zur Flucht verholfen! Was habe ich mir nur dabei gedacht?«
    »Immer schön langsam, Liebling«, sagte Lillian sanft. »Du weißt doch überhaupt nicht, ob es wirklich so war. Während wir unsere Ermittlungen in dieser Sache weiterführen, wird im Zeitlos alles weitergehen wie gehabt. Nur möchte ich, dass du mir bis zum Abschluss der Untersuchung einen Gefallen tust.«
    Misstrauisch setzte sich Phin auf. »Welchen?«
    »Wag ja nicht, mein Sohn«, drohte Lillian mit einem halben Lachen; plötzlich klang sie heiter und unbeschwert, »in diesem Ton mit mir, deiner Mutter, zu reden! Ich weiß ganz genau, wo dein Bett steht.«
    Phin schnaubte.
    »Gestern Abend habe ich mir die Kontrollbögen angesehen«, fuhr Lillian fort. »Naomi Ishikawa hat offenbar etwas gegen ihren Behandlungsplan. Sie hält ihn nämlich nicht ein.«
    »Ja, das weiß ich.« Phin blickte auf seine Uhr, sah, dass es schon kurz nach zwölf war. »Darüber wollte ich auch schon mit dir sprechen.«
    »Weißt du, was sie an den eigens auf sie zugeschnittenen Behandlungen auszusetzen hat?«
    »Nein«, räumte Phin ein, »eigentlich nicht. Aber dafür weiß ich, dass sie großen Spaß im Fitnessstudio hat.« Und wie. Die Erinnerung an Naomi Ishikawas Körper, der sich an seinem rieb,jagte Hitzewellen über seine Haut und raubte ihm jeden klaren Gedanken. Ein süßes Andenken daran, dass er die Gunst der Stunde nicht genutzt hatte. Noch nicht.
    »Dann ist sie dir heute schon über den Weg gelaufen?«
    »Nein, heute noch nicht.« Phin runzelte die Stirn. »Wieso?«
    Lillian zögerte. »Es ist nur   … so ein Verdacht.«
    »Mutter   …«
    »Tu mir einen Gefallen«, unterbrach sie ihn sanft, »klär ab, ob sich Miss Ishikawas Behandlungsplan irgendwo mit Abigail Montgomerys Terminen überschneidet, ja?«
    »Ach, sie ist also schon hier?«, rutschte es Phin heraus, und um seinen Mund zuckte es verräterisch. »Wann hat Ihre Königliche Hoheit denn anzukommen beliebt?«
    »Bitte, nenn sie nicht so. Sie kam gestern Abend relativ spät, volle vierzehn Stunden vor der vereinbarten Zeit. Stilvoll selbstverständlich«, fügte Lillian trocken an, »wie immer.«
    »Na, prächtig! Wie haben wir sie dieses Mal anzusprechen?«
    »Sie ist immer noch mit James Montgomery verheiratet, zumindest im Augenblick noch«, erwiderte Lillian mit einem Seufzer. »Mrs.   Montgomery wird für den Moment also genügen.«
    »Ich werd’s mir merken. Auf was für Termin-Überschneidungen soll ich achten?«
    Mit einem Mal klang Lillians Stimme hell und freundlich. »Guten Morgen, Mr.   Rook.   – Ich erklär’s später«, sagte sie wieder zu Phin ins Com. »Fürs Erste wird reichen, zu überprüfen, dass sie nicht gemeinsam zu Behandlungen eingetragen sind, und wir sollten versuchen, Kontakte zwischen ihnen auf ein Minimum zu beschränken, in Ordnung?«
    »Wie du meinst.« Phin setzte sich wieder vor den Bildschirm. Buchstabe für Buchstabe gab er über die Tastatur erste Befehle ein. »Ich melde mich wieder bei dir.«
    »Danke, Liebling. Oh, und halte Miss Ishikawa auch von der Restaurant-Etage fern. Danke!« Lillian hatte aufgelegt, ehe Phinauch nur eine der Fragen stellen konnte, die ihm auf der Zunge lagen. Gerade eben noch hatte er mitbekommen, dass sie einen weiteren Gast begrüßte. Gut gelaunt wie immer. Wie immer würde sie jetzt mit diesem Gast plaudern und Konversation machen.
    Lillian machte es Freude, auch während der Mittagspause für alle und jeden erreichbar zu

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