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Blutschuld

Blutschuld

Titel: Blutschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karina Cooper
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sehr beängstigend.«
    »Keine Sorge, bei mir ist alles in Ordnung.« Cally erhob sich jetzt ebenfalls. Sie verschränkte die Arme über dem Kopf unddehnte und streckte die steife Rückenmuskulatur. »Jetzt aber brauche ich schnell noch etwas zu essen, ehe ich mich an die Arbeit oben im Restaurant machen kann. Brauchen Sie noch etwas? Darf ich Ihnen irgendetwas bringen?«
    »Ruhen Sie sich ein bisschen aus«, forderte er sie mit fester Stimme auf. »Sie haben schon mehr als genug getan.«
    Cally grinste. »Bedeutet das, ich bekomme eine Gehaltserhöhung?«
    »Klar, und ein Pony noch dazu!«, entgegnete er in demselben flapsigen Ton. Ihr Lachen und ein Daumen-hoch brachten Phins steifen Nacken tatsächlich dazu, sich ein klein wenig zu entspannen.
    Die Hände auf den Schreibtisch gestützt, blickte er ihr nach, als sie sein Büro verließ. Einen Moment noch hing er seinen Gedanken nach. Das Lächeln, das Cally ihm aufs Gesicht gezaubert hatte, verschwand. Er angelte nach dem Com und wählte die Kurzwahl des Sicherheitsdienstes.
    »Sicherheitsdienst. Hallo, Mr.   Clarke, wie kann ich Ihnen helfen?« Eric Barkers Stimme klang so müde, wie Cally Simmons’ elfenhafte Gesichtszüge gewirkt hatten.
    Mitfühlend verzog Phin das Gesicht. Er gab sich besondere Mühe, seinen Ton neutral zu halten. Knapp, professionell. »Ich rufe an, um nachzufragen, was bei der hausinternen Überprüfung herausgekommen ist.«
    »Ja, Sir. Was die Gäste angeht: keine Auffälligkeiten, das haben wir geklärt; die sind alle sauber. Beim Personal sind wir noch dabei, letzte Lücken in Dienstplänen und Aufenthaltsorten zu klären. Aber   …«
    »Aber Sie vermuten, jemand hat sich ins Zeitlos eingeschlichen«, unterbrach Phin den Sicherheitschef mit immer noch neutraler Stimme. »Das wurde mir zugetragen.«
    Überraschtes Schweigen am anderen Ende der Leitung. »Ich vermute einen Eindringling, richtig, Sir.«
    Phin seufzte. »Wem gegenüber haben Sie diesen Verdacht geäußert?«
    »Nur meinem Team gegenüber.« Es folgte betretenes Schweigen. Dann setzte Barker hinzu: »Offenbar habe ich nicht richtig aufgepasst. Es tut mir leid, Mr.   Clarke, in Zukunft werde ich noch vorsichtiger sein, wo und wann ich Sicherheitsrelevantes bespreche.«
    »Danke. In der Zwischenzeit möchte ich, dass Sie etwas für mich tun.«
    »Alles, was nötig ist, Sir, schießen Sie los!«
    »Ich möchte, dass Sie gleich jetzt als Erstes bei Mark Vaughn zu Hause anrufen.« Phins Finger tanzten über die Computertastatur, die in das blank polierte Holz der Schreibtischplatte eingelassen war. Er ratterte die Nummer für Barker herunter.
    »Habe ich notiert«, antwortete der Sicherheitschef. »Worauf soll ich achten?«
    »Finden Sie heraus, wo Vaughn sich aufhält. Er ist heute nicht zu seiner Schicht erschienen. Ich möchte sichergehen, dass alles in Ordnung ist. Und«, fügte Phin hinzu, während er das Foto in der digitalen Personalakte anstarrte, das ihm den grauhaarigen Haustechniker zeigte, »klären Sie, warum er heute nicht hier ist.«
    »Ich melde mich so schnell wie möglich bei Ihnen.«
    »Ich erwarte Ihren Anruf.« Phin unterbrach die Verbindung und starrte hinauf auf die Stuckverzierungen der Decke.
    Es war nicht so, dass er Eric Barker misstraute. Oder jemandem vom Personal. Bis zu diesem Moment hätte Phin ohne zu zögern behauptet, er vertraue jedem im Zeitlos . Jeder, der hier arbeitete, hatte ein pedantisches und genau auf die Bedürfnisse des Resorts abgestimmtes Einstellungsverfahren durchlaufen. Jeder war durchleuchtet worden, das gesamte Umfeld eines jeden Bewerbers. Alle hatten ein ausführliches Vorstellungsgespräch hinter sich. Das Zeitlos stand für absolute Diskretion. Phin brauchtePersonal, das diese Diskretion garantieren konnte. Und genau das hatte er auch.
    Die einzige Ausnahme waren die Zeitweiligen. Aber sie hatten nur eingeschränkten Zugang zu den einzelnen Flügeln. Unter angenommenen Namen   – für die neuen Identitäten sorgte das Zeitlos   – arbeiteten sie hauptsächlich im Spa-Bereich. Zu einem Termin innerhalb eines ausgeklügelten Zeitplans wurden sie aus der Stadt geschleust und zu einer der Handvoll Siedlungen gebracht, die über das ganze Land verteilt waren.
    Was hätte einer von ihnen davon, einen Gast umzubringen?
    Außer dieser Gast war zufällig die Großmutter des Ordensmeisters des Ordens des Heiligen Dominikus.
    Phin strich sich das Haar aus der Stirn. Langsam verarbeitete sein müdes Gehirn diesen Gedanken. Dann

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