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Blutschuld

Blutschuld

Titel: Blutschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karina Cooper
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Hexer, dem sie je gegenübergestanden hatte.
    »Wenn du mich haben willst, du Arschloch, dann komm und hol mich.«
    Wie ein Bulle stürzte sich der Hexer auf sie. Echte Vollidioten versuchten es immer so.

KAPITEL 9
    »Entschuldigen Sie bitte, Mr.   Clarke?«
    Phin blickte von seinem Computer-Bildschirm auf. Langsam gewöhnten sich seine Augen um, und er sah auch in der Ferne wieder scharf. Cally Simmons hatte den Kopf durch seine offene Bürotür gesteckt. Phin wechselte den Gesichtsausdruck von nachdenklich-prüfend zu einem einladenden Lächeln. Verstohlen überprüfte er noch rasch, ob etwas von dem hastig geschlürften Tee auf seine Krawatte getropft war.
    Phin war noch vor dem Küchenpersonal auf den Beinen gewesen   – jedenfalls vor den meisten. Beim Frühstück musste jeder für sich selbst sorgen.
    Das Lächeln auf Callys Gesicht war etwas schief, als sie seiner Einladung folgte und hereinkam. »Ist gerade kein guter Zeitpunkt, oder?«
    »Doch, sicher«, erwiderte Phin. »Kommen Sie ruhig herein und setzen Sie sich. Wie geht es Ihnen? Alles in Ordnung?«
    Außer, dass sie müde und erschöpft war. Das konnte er leicht erkennen: Die dunklen Ringe unter Callys satt grünen Augen verrieten es. Ob sie in der Nacht überhaupt geschlafen hatte? Wenn ja, dann offensichtlich schlecht.
    »Alles bestens, danke«, antwortete sie und ließ sich in den angebotenen Sessel fallen. »Ich habe mich nur gefragt, ob ich möglicherweise mit Ihnen sprechen könnte   … nur ganz kurz.«
    Tonfall und Wortwahl ließen nichts Gutes ahnen. Phin streckte den Rücken durch und schenkte Cally Simmons sorgenvoller Miene seine ganze Aufmerksamkeit. »Was kann ich für Sie tun?«
    »Ich will es nicht schwieriger machen, als es ist«, setzte Cally an, und Phin lächelte ihr beruhigend zu.
    »Kein Wort von dem, was Sie mir zu sagen haben, verlässt dieses Büro, in Ordnung?«
    Cally strich sich den Pony aus der Stirn. »Es ist nur, dass ich sehr zu schätzen weiß, was Sie für mich tun, und ich möchte wirklich nicht unnötig Probleme machen. Agatha war der Meinung, Sie sollten nicht damit behelligt werden.«
    »Ach, meint Agatha das?« Phin lehnte sich in seinen Schreibtischstuhl zurück. Rasch taxierte er seine Besucherin. Sie erwiderte seinen Blick mit einer Aufrichtigkeit, die ihn beeindruckte.
    Cally arbeitete hart. Sie war intelligent und außerordentlich zuverlässig; sie machte jedem die Zusammenarbeit leicht. Phin hatte sie noch nie zu Ausreden greifen hören. Er mochte Cally. Er vertraute ihr, soweit er dies bei den Zeitweiligen zulassen konnte.
    Derzeit hatte er nur noch vier Zeitweilige auf der Lohnliste.
    Phin rieb sich das Kinn. »Worum geht’s, Cally?«
    Sie zögerte, fragte dann: »Sie kennen Mark?«
    »Aus dem Stegreif kenne ich sogar drei«, antwortete Phin mit einem ironischen Lächeln, das Cally beruhigen sollte. »Welcher Stock?«
    »Haustechnik.«
    »Mark Vaughn, ja.«
    Cally verschränkte die Hände ineinander, schob sie zwischen die Knie. »Er ist nicht mehr da, Sir.«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Na, er ist weg, verschwunden. Zur letzten Schicht ist er nicht aufgetaucht«, erklärte sie. »Ich weiß das nur, weil ich gerade oben in der Restaurant-Etage war, als Agatha mit ein paar anderen vom Personal darüber gesprochen hat. Ich habe sie sagen hören, dass Mark sonst nie zu spät käme.«
    Phin kannte den älteren Mann nicht sonderlich gut. Aberer wusste genug über ihn, um dieser Einschätzung von Marks Pünktlichkeit zustimmen zu können. Mark Vaughn hatte erst vor kurzem bei ihnen angefangen. Aber seitdem er vor drei Wochen seinen Dienst angetreten hatte, hatte er nicht eine Minute Arbeitszeit versäumt. Er hatte die besten Referenzen; der Hintergrundcheck war unauffällig gewesen, keine Haken, keine Ösen. Der Mann redete nicht viel. Aber er war gut darin, alles zu reparieren, was man ihm auftrug.
    Agatha hatte ihn empfohlen, nachdem er den Boiler in ihrem Appartement repariert hatte. Und jetzt war er verschwunden? Phin widerstand dem Drang, sich über den Nasenrücken zu reiben.
    »Mr.   Clarke, ich weiß, das ist nicht normal, aber   …« Weiß blitzten Callys Zähne auf, als sie sie in ihre Unterlippe versenkte. Mit einer Geste, die Phin Callys Besorgnis verriet, wischte sie sich eine Strähne roten Haars aus den Augen.
    Cally war nervös.
    Phin streckte die Hand aus und legte sie auf die Schreibtischplatte unmittelbar vor die junge Frau, ganz, als wolle er die Hand einem misstrauischen Streuner

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