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Blutschuld

Blutschuld

Titel: Blutschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karina Cooper
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Ungezwungener Plauderton, als klärten sie miteinander gerade die Regenwahrscheinlichkeit an einem Herbsttag. »Du bist so verspannt, dass ich förmlich sehen kann, wie sich das Raum-Zeit-Kontinuum um dich herum zusammenzieht.« Energisch krempelte er den ersten Hemdsärmel auf. Ein nackter, muskulöser Unterarm kam zum Vorschein; goldbraune Härchen kräuselten sich darauf.
    Naomis Blick blieb an Phins Händen hängen. Lange Finger. Große Handflächen. Ihr Verstand meldete sich ab.
    Während Phin den zweiten Ärmel hochkrempelte, deutete er mit einer Kinnbewegung auf die Massageliege. »Also zieh die Bluse aus, und leg dich hin, okay? Ich bin noch nie jemandem begegnet, der eine Massage dringender nötig gehabt hätte als du.«
    Naomi zuckte vor Überraschung zusammen. Aufgestaute Wut. Doch erschrocken musste sie feststellen, dass ihre Finger bereits am Saum ihrer Bluse nestelten. Die Seide raschelte unter der Berührung.
    Für einen kurzen Moment   – soeben hatte sich Naomi die Bluse über den Kopf gestreift   – sahen sie und Phin sich direkt in die Augen. Sein Blick streifte ihre Lippen, ihre Schultern.
    Blieb an blutroter Spitze hängen, die ihre Brüste umschloss.
    Schlagartig wandelte sich Naomis Wut in ein Gefühl, das ebenso geeignet war, sie zu verbrennen. Die Wut wurde von einer Erregung verschluckt, so heftig, dass diese ihr Blut wie Wein berauschte und ihre Reaktion verlangsamte, als Phin das angespannte Schweigen zwischen ihnen brach.
    »Und den BH «, krächzte er. Seine Stimme war rau. So unter Spannung wie der Ständer, der sich deutlich unter dem Stoff seiner Hose abzeichnete. Er räusperte sich. Wieder deutete er mit einer Kopfbewegung auf die Massageliege. Naomi ließ die Spitzenträger über die Schultern gleiten. »Leg dich auf den Bauch.«
    Naomi bekam Gänsehaut, jeder Nerv war hellwach und vibrierte. Aber sie schlüpfte aus dem BH und ließ Seide und Spitze dort fallen, wo sie stand. Sie kletterte auf die Liege, legte sich in Position. Ihr Atem ging stoßweise, so erwartungsvoll war sie. So ungeduldig. Eine Ungeduld, die sich nur schwer in Zaum halten ließ.
    Das gepolsterte Kopfteil unter ihrer Stirn war herrlich weich, die Liege selbst sehr bequem, Luxus pur, der Wechselbezug angenehm auf der übersensiblen Haut von Brust und Bauch. DasKopfteil umschmiegte Naomis Gesicht, nahm ihr die Sicht auf alles außer dem Bodenausschnitt genau unter ihr. Naomi beobachtete, wie das Kerzenlicht mit jeder Bewegung, die Phin machte, flackerte; es hüpfte und tanzte über den Boden. Sie hörte Phin eine Schublade aufziehen, hörte ihn mit einer Flüssigkeit hantieren, die einen sofort in die Nase stechenden, würzigen Geruch hatte, hörte ihn sich die Handflächen einreiben.
    Als Phins Hände Naomi berührten, glaubte sie einen Moment, sie müsse aus ihrer Haut springen, so stark war das Verlangen nach ihm. Er hatte Kraft in den Händen; mit beherzten, ausholenden Bewegungen massierte er ihr Rückgrat entlang; Haut strich über Haut. Phins Daumen bohrten sich in verspannte Muskeln entlang von Naomis ganzem Rücken, um sie zu dehnen. Jeder seiner Massagegriffe ließ sie aufkeuchen; sie konnte nichts dagegen tun.
    Wo Phin stand, sah sie nicht. Sie hörte ihn nicht und spürte ihn nicht   – abgesehen von der herrlichen Folter, die seine Massage für sie bedeutete. Seine kräftigen Hände kneteten jeden einzelnen protestierenden Muskel. Phins Finger fanden jede Muskelverhärtung, jede noch so kleine Verspannung, jeden verfluchten Schmerzauslöser im Nacken und an den Schultern.
    Phin arbeitete, ohne zu sprechen. In endlos langem, unerträglichem Schweigen.
    Naomi wusste nicht mehr zu sagen, wie lange es ihr gelungen war, sich zu beherrschen. Aber dann konnte sie den Seufzer der Erleichterung nicht mehr zurückhalten. Schmerz mischte sich darunter und das Gefühl, endlich zu bekommen, was sie am meisten brauchte, als Phins magische eingeölte Hände sich ihres vor Anspannung steifen Nackens annahmen. Mit den Daumen strich er über den harten Muskelstrang von den Ohren hinunter zur Halsbeuge. Vor Lust und Schmerz krümmte Naomi die Zehen, schloss die Augen.
    Aber als Phin das Piercing im Nacken berührte, von dem sie sich eigensinnig nicht hatte trennen wollen, riss sie die Augen auf.
    »Weißt du«, raunte er ihr zu, und sie keuchte auf, als sein warmer Atem ihr Ohr traf, »als ich das Piercing das erste Mal gesehen habe, hat es mich voll umgehauen.«
    Sie erschauerte. Dennoch haspelte sie heraus:

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