Blutsdaemmerung - Licht Und Schatten
einfach schon zu viele abscheuliche Dinge zu Schulden kommen lassen. Wir sind der Meinung, andere Vampire könnten eine Entscheidung, ihn wieder hier leben zu lassen als eine Schwäche unsererseits verstehen. So etwas können wir uns nicht erlauben." fuhr er mit harter Stimme fort, "Es tut mir leid, dass wir deiner Bitte nicht nachkommen können. Was die Sache mit der Blutbank angeht, es war dein erster Verstoß gegen die Regeln - also werden wir nicht nachtragend sein. Ich hoffe aber, du weißt es für die Zukunft besser." Andrew wandte sich direkt an meine Schwester, die vor Wut zitterte und sich kaum noch unter Kontrolle hatte.
"Ihr habt ja keine Ahnung." zischte sie zornig. Ich ließ ihre Hand nicht los und versuchte sie zu beruhigen. Das kostete mich allerdings sehr viel Kraft, denn der Kloß in meinem Hals war riesig als Andrew seine Entscheidung verkündete.
"Komm Caroline, lass uns nach draußen gehen und darüber reden. Sie hatten ihre Gründe für diesen Entschluss." presste ich mit zusammengebissenen Zähnen hervor. Auch mir fiel es nicht leicht, nicht die Beherrschung zu verlieren. Doch ich riss mich zusammen und zerrte Caroline vor die Tür.
Sie bebte immer noch und der Atem kam stoßweise aus ihren Lungen. Sie trat gegen das Treppengeländer, das sich prompt verbog und fluchte. Es schien sie extrem mitzunehmen, dass sie für Julian nichts erreichen konnte.
"Lass uns zu meiner Wohnung laufen. Rennen hilft mir immer ausgezeichnet, wenn ich wütend bin." schlug ich vor und blickte auf das verbogene Treppengeländer.
Caroline zuckte die Schultern und nickte mutlos. "In Ordnung."
Ich hatte die Hoffnung, dass sie mir unter vier Augen erzählen würde, warum sie es kaum verkraftete das Julian nun weiterhin verbannt war.
Wir liefen die Stufen hinab und bahnten uns den Weg durch die nun halbleeren Straßen. Vorbei an hell beleuchteten Geschäften, Bars und Fast Food Imbissen. Wir liefen so schnell, dass die Menschen um uns herum sicher nur einen Windhauch zu spüren bekamen. Wenige Minuten später öffnete ich die Tür zu meinem Penthouse.
Caroline trat ein und sah sich staunend um. "Nicht schlecht, da hast du dir ja eine super Luxusbude besorgt." Sie lächelte, doch ihre Augen blieben ausdruckslos.
Ich zuckte entschuldigend mit den Achseln und musste ebenfalls kurz lächeln.
"Ja, so ist das eben. Sag mir nicht, dass du immer der Versuchung widerstehen kannst, die Menschen zu manipulieren." erwiderte ich und schmiss meine Jacke auf das Sofa. Ich ging hinüber in die offene Küche, in der ich außer dem Kühlschrank nichts benutzte und goss mir Blut in ein großes Glas. Caroline stand am Fenster und starrte gedankenverloren auf den Hudson River. Als sie mitbekam, dass ich in der Küche hantierte schaute sie fragend zu mir.
"Ich habe leider nur Tierblut hier. Seit meinem Entzug trinke ich kein menschliches Blut mehr. Sicher ist sicher. Möchtest du auch?" Ich hob mein Glas hoch und sah sie fragend an.
Sie schüttelte den Kopf. "Danke, ich habe mich in der Blutbank reichlich bedient. Es ist nur neu für mich, wie zivilisiert es hier zugeht. Julian und ich waren immer auf der Jagd. Wir hatten bis vor kurzem keine Blutkonserven im Kühlschrank." erwiderte sie fast entschuldigend.
"Erzähl mir doch ein bisschen von eurer Zeit in Europa." Ich versuchte meine Stimme unbeteiligt klingen zu lassen, doch innerlich brannte ich darauf, etwas von Julian zu erfahren. So schön es sich anfühlte, Caroline hier bei mir zu haben - so schmerzlich erinnerte es mich an die Zeit mit Julian und die Nacht, in der ich ihn das letzte Mal gesehen hatte. Mein Herz krampfte sich zusammen.
Caroline wandte sich um und ging zum Sofa. Sie setzte sich und dachte kurz nach.
Ich huschte durch den Raum und ließ mich neben ihr nieder. "Caroline, bitte!" flehte ich. "Du bist die Einzige, die etwas von ihm weiß und so sehr ich mich versuche abzulenken - ich kann immer nur an ihn denken..."
Meine Schwester seufzte und strich sich eine Haarsträhne hinters Ohr. Seit ihrer Verwandlung war nicht mehr zu übersehen, dass wir Zwillingsschwestern waren.
"Ich weiß Tamara und offensichtlich geht es Julian genauso. Sonst hätte er sich nicht all den Qualen ausgesetzt. Er liebt dich so sehr und ich wollte ihm doch helfen..."
"Wieso ist dir das so wichtig? Ich meine, er hat dich damals entführt und verwandelt, ohne auf dich und deine Gefühle Rücksicht zu nehmen." Ich sah sie mit einer Mischung aus Verwunderung und Unverständnis an.
"Das stimmt schon,
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