Blutsdaemmerung - Licht Und Schatten
Olivenbäume und Steine. Doch dann, hinter dem Olivenhain tauchte wie aus dem Nichts ein Häuschen auf. Es war nicht besonders groß, hatte einen Sandfarbenen anstrich und grüne Fensterläden von denen zum Teil schon die Farbe abgeplatzt war. Um das Haus herum führte eine kleine Steinmauer, aus der wilde Kräuter wucherten.
Für einen Moment vergaß ich alles um mich herum und war gefangen von diesem friedlichem Anblick und dem einladenden Charme, den das Haus ausstrahlte.
Caroline stellte den Motor ab und riss die Tür auf. Urplötzlich hatte mich die kalte, harte Realität wieder! Beim Versuch die Tür zu öffnen riss ich den Griff komplett ab. Mein Körper schien mir nicht mehr zu gehorchen. Ich versetzte der Tür einen kräftigen Stoß und sie flog auf. Caroline stand schon neben mir und nahm mich bei der Hand. "Komm! Schnell!" rief sie nur, dann rannten wir los.
Zusammen liefen wir die Steinstufen zur Haustür hinauf und Caroline öffnete die Tür mit einem Ruck.
"Julian!", brüllte sie und ihre Stimme überschlug sich fast, "Julian!"
Keine Antwort.
Sie lief durch den schmalen Flur und warf einen kurzen Blick in die beiden Zimmer, die sich links und rechts abteilten.
Mein Herz hämmerte bis zum Hals.
"Julian", flüsterte ich mit brüchiger Stimme, mehr brachte ich nicht heraus.
Ich folgte meiner Schwester bis zum Ende des Flurs in das kleine Wohnzimmer.
Als ich über die Schwelle trat, stiegen mir Tränen in die Augen und ich erstarrte!
Julian lag auf dem Steinboden und rührte sich nicht. Der Anblick schnürte mir die Kehle zu. Seine Haut war grau und spröde, die Augen eingefallen und seine Lippen kalkweiß. Caroline fand zuerst ihre Sprache wieder. Sie kniete sich neben Julian und hob seinen Kopf an.
"Ist er...?" Ich wagte nicht, es auszusprechen.
"Nein! Er ist noch am Leben. Ich weiß aber nicht, ob wir zu spät sind. Schnell - im Kühlschrank ist Blut!" rief sie und deutete auf den Durchgang, der in die Küche führte.
Ich löste mich aus meiner Starre, rannte los, riss die Kühlschranktür auf und nahm drei Flaschen Blut auf einmal heraus.
Innerhalb von zwei Sekunden war ich an Carolines Seite und schraubte den Deckel von einer der Flaschen ab.
Ich beugte mich über Julian. Im selben Moment riss er die Augen auf und starrte mich an.
Seine bleichen Lippen bewegten sich, doch seine Stimme war so dünn, dass ich ihn kaum verstehen konnte.
"Tamara?" flüsterte er nur.
"Sschhh, spar dir deine Kraft." erwiderte ich sanft und hielt die Flasche an seine Lippen. Er schaffte es nicht, sie zu halten, also ließ ich das Blut in seinen Mund laufen und er begann zu schlucken.
Als die erste Flasche leer war, flößte ich ihm noch die Zweite und Dritte ein.
Vollkommen erschöpft schloss Julian die Augen. Ich ergriff seine eiskalte Hand und drückte sie fest.
Die begannen Tränen in mir aufzusteigen und liefen mir schließlich über die Wangen. Die letzten Stunden war ich zu angespannt gewesen, um zu weinen.
Ich beugte mich zu Julians Gesicht und legte meine Wange an seine.
"Verlass mich nicht! Bitte! Bitte! Ich kann doch auch nicht ohne dich leben!" flüsterte ich, während die Tränen immer weiter über mein Gesicht liefen. Schluchzend legte ich meinen Kopf auf seine Brust. Ich bekam nicht mit, dass Caroline den Raum verließ.
Ich konnte nicht sagen, wie lange ich neben ihm lag. Die ganze Zeit hatte ich leise mit ihm gesprochen. Ich wollte ihm so viel erzählen, denn ich wusste nicht, ob es das letzte Mal war, dass ich ihm etwas erzählen konnte.
Als ich eine kühle Hand auf meinem Rücken spürte, zuckte ich zusammen und richtete mich auf. Ich sah in Julians Gesicht. Er hatte die Augen geöffnet und sah mich an. Seine Haut war immer noch sehr blass und er sah sehr verändert aus. Doch er lächelte schwach und legte seine Hand auf meine. "Tamara, du bist wirklich hier." flüsterte er und ich nickte.
Caroline stand in der Tür.
"Na das war ja wirklich Rettung in letzter Sekunde." Ihre Stimme klang matt,aber sie lächelte.
Sie ging in die Küche um Julian noch mehr Blut zu holen. Er war immer noch so schwach, dass ich ihn hochhob und auf das Sofa legte, weil er aus eigener Kraft nicht aufstehen konnte. Caroline kam mit einem großen Glas voll Blut zurück und reichte es Julian.
"Hier, trink das, du wirst noch eine Menge davon brauchen." sagte sie sanft.
Julian nahm zitternd das Glas und lächelte dankbar. Caroline nickte stumm und ließ uns allein. Es schien, als hätte Julian ihr etwas in Gedanken mitgeteilt, doch
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