Blutsdaemmerung - Licht Und Schatten
gesagt, er will wieder so sein wie früher! Er hatte nur noch einen Gedanken, sich zu ändern - für dich Tamara!"
Ich krallte meine Finger in die Armlehne des Stuhls, auf dem ich saß. Meine Kehle war staubtrocken und ich konnte dem Blick meiner Schwester kaum standhalten.
"Ist er...hat er...?" stammelte ich mit erstickter Stimme.
Ich wagte es kaum, mir auszumalen, was passiert war!
Caroline schüttelte langsam den Kopf. "Er hat es knapp überlebt. Danach ging es ihm mehrere Wochen richtig schlecht! Der Entzug von menschlichem Blut machte ihm sehr zu schaffen. Doch er ist stark geblieben und mittlerweile ernährt er sich nur noch von Tierblut."
Ich hatte das Gefühl, mein Herz würde jeden Moment vor Erleichterung aus meiner Brust springen!
Julian lebte und - wenn man Caroline glauben konnte - hatte er sich vollkommen verändert! Caroline und ich blickten fast gleichzeitig zu Andrew, der bis jetzt kein Wort dazu gesagt hatte. Er hatte das Kinn nachdenklich in seine Hand gestützt und schien noch nicht ganz überzeugt, von Carolines Geschichte.
"Und nun?" fragte er gedehnt und sah meine Schwester durchdringend an.
"Na ja, jetzt bin ich hier um ein gutes Wort bei dir und Benjamin für ihn einzulegen. Und euch darum zu bitten, ihn wieder hier leben zu lassen. Er hat seine Fehler eingesehen und möchte euch und Tamara um Verzeihung bitten." erwidert Caroline leise und wagte es kaum, aufzublicken.
Andrew runzelte die Stirn und schien für einige Sekunden abwesend zu sein. Dann richtete er sich auf und sah erst Caroline und dann mich an.
"Was sagst du dazu Tamara?" Seine tiefe Stimme ließ mich kurz erschaudern.
"Also ich...würde mir zumindest Julians Geschichte anhören." erwiderte ich zögernd und versuchte, die Kontrolle über meine Stimme zu behalten. Einerseits hätte ich am liebsten vor Freude laut geschrien, dass es vielleicht eine Möglichkeit gab, Julian wieder zu sehen, andererseits war ich komplett verunsichert.
Erzählte Caroline die Wahrheit? Hatte Julian wirklich gute Absichten? Und würden Benjamin und Andrew ihre Entscheidung von damals überhaupt rückgängig machen?
Bei meinem letzten Gedanken schluckte ich schwer.
Andrew erhob sich elegant von seinem Stuhl. "Diese Entscheidung ist zu wichtig, als dass ich sie alleine fällen könnte. Ich werde mich kurz zurückziehen und Benjamin dazu befragen." Er nickte Ava fast unmerklich zu. Auch sie stand auf und folgte Andrew in das Zimmer nebenan. Anscheinend unterhielten sie sich dort nur in Gedanken, denn ich konnte nicht hören, was vor sich ging.
Ich blickte zu Caroline, die schüchtern auf ihrem Stuhl kauerte.
"Tamara, es...es tut mir leid. Die Dinge, die ich in dieser Nacht zu dir gesagt habe..." flüsterte sie und ich sah, wie ihr eine Tränen über die Wange kullerte.
"Ist schon gut Caroline. Ich mache dir keine Vorwürfe! Du warst gerade erst verwandelt und sehr beeinflussbar." erwiderte ich und wurde von einem unfassbar glücklichen Gefühl erfasst. "Ich bin froh, dass du wieder da bist!"
Caroline sprang bei meinen letzten Worten so heftig auf, dass der Stuhl umkippte und eine Sekunde später lagen wir uns schluchzend in den Armen.
Nie hätte ich gedacht, meine Schwester so bald wieder zu sehen. Umso mehr genoss ich diesen Moment und drückte sie so fest, dass sie nach Luft rang.
"Entschuldige, es ist nur - diesen Moment hier, habe ich mir so sehr gewünscht!" Ich lächelte entschuldigend und lockerte meinen Griff.
Caroline wischte sich die Tränen von ihrem Gesicht und erwiderte mein Lächeln. "Und ich bin froh, dass du mir verzeihst!"
Die Tür hinter uns öffnete sich und wir fuhren beide herum. Caroline schien genauso fahrig und nervös zu sein wie ich, denn ihr Lächeln erstarb. Sie kniff ihren Mund zusammen und ihre Hände waren zu Fäusten geballt. Ich ergriff ihre Hand und sie entspannte sich ein wenig. Erwartungsvoll blickten wir erst zu Ava und dann zu Andrew. Ihre Mienen waren ernst. Wie hatten sie entschieden?
"Nachdem wir mit Benjamin Rücksprache gehalten haben, ist die Entscheidung einstimmig gefallen." Andrew machte eine kurze Pause und blickte auf Caroline und mich. Wir standen immer noch ganz still da und hielten uns an den Händen.
"Wir sind leider nicht recht überzeugt von deiner Geschichte Caroline." Andrew verzog keine Miene, während er ihr das mitteilte.
Meine Schwester durchbohrte Andrew mit ihren Blicken und schnappte nach Luft, doch bevor sie etwas erwidern konnte, sprach Andrew ungerührt weiter.
"Julian hat sich hier
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