Blutsdaemmerung - Licht Und Schatten
bezahlt?" fragte Julian und konnte sich das Lachen kaum mehr verkneifen.
"Oh." sagte ich nur und starrte verlegen auf meine Schuhe.
"Wenn du die Menschen schon manipulierst, solltest du es auch richtig machen. Schau, in dem Laden zum Beispiel hatte ich zwei Möglichkeiten. Ich hätte der Kassiererin befehlen können uns die Sachen einfach so zu geben. Sie hätte davon nichts mehr gewusst. Aber weil ich ja wie gesagt gestern Geld von einem Konto abgehoben habe, dass gar nicht existiert fand ich es lustiger zu bezahlen. Das hatte so etwas - menschliches." Jetzt lachte er richtig.
"Es ist wirklich kaum zu glauben, wir bringen die Menschen um ihr Blut und ihr Geld aber sie haben keine Ahnung dass wir existieren." murmelte ich, um mir begreiflich zu machen, dass ich zu so etwas auch in der Lage war.
"Komm, du kannst es gleich mal ausprobieren - du brauchst nämlich noch passende Schuhe." erklärte Julian fröhlich und warf meine Einkaufstüten in den Kofferraum.
Als wir zurück zu seiner Wohnung fuhren sah er mich plötzlich an. Sein Gesicht hatte einen Ausdruck, den ich nicht einordnen konnte.
"Du hast vorhin gelacht, als ich dir sagte ich habe das Geld von einem Konto abgehoben. So weit hergeholt war das gar nicht. Es gibt tatsächlich einige - ein sehr geringer Teil von uns - die sich dem menschlichen Leben komplett angepasst haben. Sie arbeiten und leben genauso wie ganz normale Menschen. Ich finde das erbärmlich!" Julian schnaubte verächtlich.
Ich staunte nicht schlecht. Warum hatte Max mir das nicht erzählt? Wahrscheinlich hatte er das im Moment noch nicht für wichtig erachtet - und andererseits, ich hatte ja auch nicht danach gefragt. Julian parkte den Wagen in der Tiefgarage. Ich holte meine Einkäufe aus dem Kofferraum und wir fuhren ausnahmsweise mit dem Aufzug nach oben.
Kaum hatten sich die Türen geschlossen wusste ich auch warum.
"Ich hätte schon im ersten Geschäft über dich herfallen können." grinste Julian und küsste mich. Bei der Berührung seiner Lippen erschauderte ich jedes Mal aufs Neue.
Als sich im obersten Stockwerk die Fahrstuhltür öffnete, strich ich meine Haare wieder glatt und hielt mir den zerrissenen Pulli zu, so gut es ging.
Wenn das so weiterging, würde ich mir alle paar Wochen neue Kleider besorgen müssen.
"Ich werde mich jetzt mal fertig machen." teilte ich Julian mit und trug meine neuen Sachen ins Schlafzimmer. Vor dem großen Spiegel kramte ich eins der Kleider heraus, das mir am besten gefiel. Es war lachsfarben, knielang und hatte einen Rückenausschnitt bis zum Po. Die zarte Farbe schmeichelte meiner weißen Haut.
Hinter mir hörte ich Julian die Treppe hinauf kommen. Er musterte mich kurz.
"Dieses Kleid liebe ich besonders an dir." sagte er und seine Stimme klang heiser.
Ich drehte mich zu ihm um und lachte. "Bleib wo du bist, ich möchte es heute tragen und das geht nicht wenn du es wieder zerstörst, nur weil du dich nicht unter Kontrolle hast."
Er hob abwehrend die Arme und grinste. "Schon gut, ich hole nur etwas aus meinem Schrank. Ich warte unten auf dich." Er drückte mir einen Kuss auf die Stirn und verschwand im Badezimmer.
Draußen war eine stockdunkle Winternacht angebrochen. Ich schlüpfte in einen meiner neuen Mäntel und lief zu Julian ins Wohnzimmer.
Er hatte vorgeschlagen, wieder in denselben Club zu gehen, in dem ich damals mit Valentina war. Mir war das egal, denn für mich waren diese Nacht-Clubs alle gleich. Die Menschen gingen dort hin um sich zu betrinken, nur um am nächsten Morgen mit einem fiesen Kater aufzuwachen und jemanden neben sich zu finden, an den sie sich nicht erinnern konnten.
Wir fuhren mit seinem Mercedes vor und es war das gleiche Bild wie in jener Nacht: Eine lange Schlange mit frierenden Menschen vor dem Eingang. Alle warteten dicht gedrängt darauf, endlich reingelassen zu werden.
Julian hielt mir die Tür auf und wir liefen wie selbstverständlich an der Menschenmenge vorbei. Natürlich wurden wir sofort hineingelassen.
Diesmal ersparte ich es mir, die Gedanken der wartenden Leute zu hören.
Ich wusste auch so, was sie dachten.
Es war schon ziemlich voll und genauso laut, wie ich es in Erinnerung behalten hatte.
Zielstrebig lief ich zur Theke, diesmal wollte ich alles richtig machen.
Wie schon beim letzten Mal, suchte ich nach den Gedanken der Kellnerin und es war nicht allzu schwer, sie zu finden.
Dann befahl ich ihr, zu mir zu kommen. Sie drehte sich wie ferngesteuert um und lief auf mich zu. "Ja bitte?" fragte sie
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