Blutsdaemmerung - Licht Und Schatten
"Mein ganzer
Kram
passt in zwei Kisten. Ich muss allerdings erst noch packen, du warst einfach zu schnell."
Kaum hatte ich zu Ende gesprochen tauchte Max auf der Treppe auf.
"Julian?" hörte ich seine eisige Stimme hinter mir.
"Max! Lange nicht gesehen, was?" erwiderte Julian kalt und mit finsterem Blick.
Max nickte nur. Ich spürte die Anspannung, die in der Luft lag.
Diese Situation verwirrte mich, denn ich hatte nicht erwartet, dass Max und Julian sich kannten. Doch ich fand nicht den Mut, nachzufragen. Das war wahrscheinlich kein guter Zeitpunkt, denn offensichtlich konnten die beiden sich nicht leiden.
"Du solltest jetzt deine Sachen holen Tamara, ich glaube Julian hat es eilig." Max sprach mit mir, hielt jedoch den Blick bohrend auf Julian gerichtet.
"Bin schon unterwegs." erwiderte ich schnell und war froh aus der Schusslinie zu kommen.
Meine wenigen Sachen waren schnell in den Kartons verstaut.
Ich nahm das Foto von Mom und mir vom Nachttisch und warf es achtlos in eine Kiste. Dann blickte ich mich um - das Zimmer würde ich vermissen - hier hatte ich mich gleich zuhause gefühlt. Meine Finger glitten über den Frisiertisch, plötzlich war mir fast ein wenig wehmütig zumute. In diesem Haus hatte meine Verwandlung stattgefunden - mein neues Leben begonnen.
Ehe ich zu sentimental werden konnte, stellte ich meine beiden Kisten übereinander und trug sie aus dem Zimmer die Treppe hinunter. Max und Julian standen noch genauso da, wie vorhin. Der eine am Fuß der Treppe, der andere vor der Türschwelle.
Keiner der beiden hatte sich bewegt oder den anderen gar aus den Augen gelassen.
Ihr Verhalten erinnerte mich an zwei männliche Raubkatzen kurz vor einem Kampf um das Revier.
Ich musste unwillkürlich kichern.
Dafür erntete ich von beiden Seiten vorwurfsvolle Blicke. Für sie war die Situation kein bisschen komisch. Ich blieb bei Max stehen, stellte meine Kisten auf den Boden und fiel ihm um den Hals.
"Ich weiß gar nicht, wie ich dir danken soll!" flüsterte ich in sein Ohr.
Er erwiderte meine Umarmung. "Gern geschehen! Die Tür hier steht immer für dich offen, vergiss das nicht." Er trat einen Schritt zurück und sah mich eindringlich an.
Julians Augenbraue zuckte kurz, doch seine Miene blieb starr.
"Okay, dann werd ich jetzt mal..." erklärte ich mit einem Kopfnicken zur Tür.
Max ließ seine Arme sinken und nickte.
Da hörte ich seine Stimme in meinem Kopf:
Pass auf dich auf!
Ich drehte mich lächelnd um. Geschickt hob ich meine Kartons wieder auf. Kaum war ich über die Türschwelle getreten, nahm Julian sie mir ab und trug sie zu seinem Auto. Ich glitt auf den Beifahrersitz und blickte durch die Frontscheibe nach oben. Valentina stand am Fenster und blickte traurig nach unten. Ich hob die Hand um ihr zu winken, doch sie starrte mich nur an und wandte mir dann den Rücken zu.
Ich zuckte zusammen, als Julian die Tür zu knallte und den Motor anließ. Er grinste mich breit an. Die Anspannung war aus seinem Gesicht gewichen. Er trat aufs Gas fuhr so schnell los, dass die Reifen durchdrehten und lauter Kieselsteine durch die Luft flogen. Im Außenspiegel sah ich Max, der er den Kopf schüttelte. Ich spürte, er ließ mich nur sehr ungern gehen, aber was hatte er für eine Wahl.
Ein neuer Morgen brach an, als wir in Julians Wohnung betraten. Es war manchmal immer noch verwirrend für mich, nicht schlafen zu müssen. Wir trugen meine Kisten nach oben und ich machte mich daran, sie auszupacken.
Kapitel 6
"Lass uns heute Abend feiern gehen." rief Julian gut gelaunt vom Wohnzimmer aus.
Ich stand in seinem Schlafzimmer und hängte meine Kleider in den Schrank.
Seine Wohnung war sehr geschmackvoll eingerichtet. Modern und ohne viel Schnickschnack. Er hatte keine Bilder an der Wand und es fehlten die verspielten Details, die ich von Max´ Haus gewohnt war. Und trotzdem fühlte ich mich auf Anhieb wohl.
Das Schlafzimmer befand sich auf einer Galerie, über eine Treppe gelangte man in das Wohnzimmer.
Ich beugte mich über das Geländer und sah zu Julian hinunter.
"Ich weiß nicht...du hörst dich ja fast an wie Valentina."
"Na komm schon, wir Vampire sind dafür geschaffen uns zu amüsieren. Kein Mensch kann die ganze Nacht durchtanzen und das drei Nächte hintereinander."
Er hatte ein verschmitztes Grinsen aufgesetzt.
"Du wirst nicht locker lassen, oder?" fragend blickte ich ihn an, während ich die Treppe hinunter ging.
"Natürlich nicht." Er hob mich von der letzten Stufe und zog mich an sich heran. Ich
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