Blutsdaemmerung - Licht Und Schatten
liefen mir über die Wangen.
"Na ja, ich...natürlich wusste ich es nicht sicher - aber ich habe so etwas geahnt." gab er betroffen zu, "Was hast du erwartet? Wir können es ihnen nun mal nicht begreiflich machen, was wir sind. Es gibt sich nicht viele Menschen da draußen die es glauben und verstehen würden. Und außerdem möchtest du sie da nicht mit hineinziehen, stimmt´s?"
"Nein, das möchte ich nicht." erwiderte ich tonlos und wischte mir die Tränen ab.
"Ich weiß, das klingt jetzt sehr hart, aber streng genommen ernähren wir uns von den Menschen - sie sind unsere Beute, wir die Jäger - ist es da nicht besser, denen, die man liebt aus dem Weg zu gehen?" Er nahm mein Gesicht in seine Hände und blickte mich durchdringend an.
"Wahrscheinlich hast du recht." flüsterte ich.
Er nahm mich in seine Arme und ich klammerte mich an ihn.
Minutenlang standen wir einfach nur so da. Ich atmete seinen vertrauten Geruch ein und langsam beruhigte ich mich wieder. Ich löste mich aus seiner Umarmung, wischte mir über das Gesicht und sah ihm in die Augen.
"Da ist noch etwas..." fing ich an.
"Ja? Was denn?"
"Ehrlich gesagt habe ich lange darüber nachgedacht, wie du reagieren würdest...aber meine Entscheidung steht fest." Ich holte tief Luft. "Ich habe jemanden kennengelernt - einen Vampir aus Philadelphia. Sein Name ist Julian...und...er hat mich gefragt, ob ich bei ihm einziehe."
"Und du möchtest das?" Ich sah, wie Max´ Augen sich weiteten, für eine Sekunde sah er mich entsetzt an. Doch er fing sich schnell wieder und seine Miene verriet nichts mehr über seine Gefühle.
"Na ja...ja." Ein Lächeln huschte über mein Gesicht.
"Julian...hm...Na, wenn du dich so entschieden hast, wer sollte dich aufhalten. Meine Aufgabe war es, dir bei deiner Verwandlung zu helfen und dich gehen zu lassen, wenn du mit deinem neuen Leben zu recht kommst. Und ich habe das Gefühl, dass du dich gut damit arrangiert hast - im Gegensatz zu..."
"...Valentina?" beendete ich seinen Satz.
"Ich denke für sie war das ein harter Schlag, von dem sie sich noch nicht völlig erholt hat. Ich hoffe, sie kommt eines Tages damit klar." erwiderte Max nachdenklich.
Kaum hatte ich meinen Satz beendet, hörten wir Valentina draußen auf der Treppe. Die Tür öffnete sich und sie kam herein, Schneeflocken bedeckten ihre Haare und ihren Mantel.
"Was für ein Wetter." lachte sie und schüttelte sich den Schnee aus den Haaren. Anscheinend hatte sie von unserer Unterhaltung nichts mitbekommen.
"Hallo Val, hast du schon das Neueste gehört? Tamara wird ausziehen." Max Unterton klang irgendwie merkürdig, doch das versuchte ich zu überhören.
Das Lächeln auf ihren Lippen erstarb. "Was? Jetzt schon? Ist das nicht zu früh?"
Sie atmete geräuschvoll ein, als wollte sie noch etwas sagen. Doch dann ließ sie ihre Schultern sinken und lächelte gequält. "Freut mich für dich Tamara."
Ohne ein weiteres Wort rannte sie die Treppe hinauf. Ich blickte ihr verdutzt hinterher.
"Lass ihr Zeit das zu verarbeiten. Sie war froh, dass du da warst. Das hat ihr immer vor Augen geführt, dass sie nicht allein mit ihrem Schicksal ist." sagte Max leise, "Ich werde mal mit ihr reden."
Kaum hatte er das gesagt, war er auch schon oben und klopfte an ihre Zimmertür.
Was für ein frustrierender Abend.
Ich wollte auf andere Gedanken kommen und beschloss, Julian anzurufen. Mit dem Telefon ging ich ins Wohnzimmer und ließ mich auf das Sofa fallen.
Schon als ich seine Nummer wählte, musste ich lächeln und mein Magen zog sich vor Freude zusammen.
"Hey, du hast mich warten lassen." begrüßte er mich.
"Tja, ich musste eben noch ein bisschen drüber nachdenken." neckte ich ihn.
"Und...?"
"Hmmm..."
"Tamara! Das ist nicht lustig." Er klang als würde er gleich platzen.
"Also gut, wann kommst du meine Sachen abholen?" gab ich mich geschlagen.
Ich konnte hören, wie sein Atem schneller ging. "Sofort."
"Wir müssen es doch nicht..." Doch ich konnte meinen Satz nicht beenden, denn es klickte in der Leitung.
Julian war in sein Auto gesprungen um mich zu holen.
Wow, wenn mir die Männer schon so hinterher gelaufen wären als ich noch ein Mensch war - bei dem Gedanken musste ich kichern!
Fünfundzwanzig Minuten später klingelte es - war er geflogen?
Ich sauste zur Tür und öffnete. Mittlerweile war es ganz normal für mich geworden, dass ich mich in einem schwindelerregenden Tempo bewegte.
Julian grinste mich breit an. "Na wo ist dein ganzer Kram?"
Ich erwiderte sein Grinsen mit einem Lächeln
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