Blutsdaemmerung - Licht Und Schatten
den schlaffen Körper in die Arme und ich wusste, es gab kein zurück mehr! Von meinen quälenden Hunger getrieben, beugte ich mich über sie und trank von ihrem Blut...
Du musst aufhören!, sagte ich mir immer wieder. Du tötest sie...!
Doch die mahnende Stimme in meinem Kopf wurde immer leiser.
Ich
konnte
nicht aufhören! In diesem Augenblick gab es weder Zeit noch Raum. Nur dieses arme Mädchen, ihr lebloser Körper in meinen Armen und ihr köstliches warmes Blut...
Als ich wieder zu mir kam hörte ich Julians Stimme.
"Lass sie los, sie ist tot!" sagte er kalt.
Ich erschrak, als hätte mir jemand einen Stromstoß versetzt, ließ ihren Körper zu Boden fallen und sprang ein paar Schritte zurück.
Was hatte ich nur getan - ich war ein Monster!
"Ja Tamara, das ist es eben was du bist! Es nützt nichts, das zu leugnen." Julian stand jetzt direkt neben mir, sein Gesicht sah wieder völlig normal aus.
Er hatte mir eine Hand auf den Rücken gelegt.
"I-i-ich wollte aufhören..." stammelte ich.
"Das gelingt fast niemanden, der zum ersten Mal frisches Blut trinkt. Du kannst es sowieso nicht mehr ungeschehen machen."
"Aber...wir können sie doch nicht so liegen lassen" Er zuckte mit den Schultern, natürlich hatte er das andere Mädchen nicht verschont.
"Mach dir darüber keine Gedanken." Er nahm meine Hand und zog mich mit sich. Wie hypnotisiert folgte ich ihm, ich war nicht in der Lage wieder die Kontrolle über meinen Verstand zu erlangen.
"Lass uns wieder nach drinnen gehen." Für Julian war an diesem Abend nichts Außergewöhnliches geschehen - doch für mich sollte das alles ändern.
***
Ich saß auf dem Boden in Julians Schlafzimmer, die Rollläden waren heruntergelassen.
Mit meinen Armen hatte ich die Knie umschlungen. Stumm wiegte ich meinen Körper vor und zurück.
Sie ist tot! Tot! Tot!, die Stimme in meinem Kopf schrie immer wieder den selben Satz.
Julian betrat den Raum. "So kann das nicht weitergehen - du sitzt seit Tagen hier drin und quälst dich. Mittlerweile muss dein Hunger doch fast unerträglich sein."
Ich antwortete nicht, sondern starrte weiter ins Leere.
Er sprang auf mich zu, riss mich hoch und schüttelte mich.
"Verdammt Tamara, du hast nichts Unrechtes getan! Hör auf dich dafür zu bestrafen!" Jetzt schrie er mich an.
"Sie ist tot...Ich habe sie umgebracht..." flüsterte ich.
"Ja - sie und wer weiß wie viel andere Menschen, die durch Vampire getötet wurden. Hat Max dich wirklich in dem Glauben gelassen, dass du das durchhältst?" Seine Augen sprühten Funken vor Zorn.
Er ließ mich los, kniete sich vor mich auf den Boden und nahm mein Gesicht in seine Hände.
"Tamara...bitte! Werd vernünftig, du musst jetzt endlich etwas zu dir nehmen. Letztendlich hast du dich für die Verwandlung entschieden und damit auch für alles, was das mit sich bringt." Seine Stimme wurde wieder weich und ruhig.
Ich war so hungrig, dass ich kaum noch einen klaren Gedanken fassen konnte.
Sollte er Recht haben? Hatte ich nie eine Wahl gehabt als ein Monster zu werden?
Ich musste plötzlich an Valentina denken, würde es ihr irgendwann genauso gehen?
Dieses Verlangen...ich konnte an nichts anderes mehr denken. Mein ganzer Körper schmerzte und ich fühlte mich matt und kraftlos.
Ich blickte Julian an und sah seinen versteinerten Gesichtsausdruck.
"Ich kann nichts mehr dran ändern oder?" fragte ich mit tonloser Stimme.
"Nein, das kannst du nicht."
"Ich habe solchen Hunger...es tut so weh!" Ich krümmte mich unter den Magenkrämpfen.
"Dann komm endlich mit mir und trink etwas!" sagte er mit Nachdruck und hielt mir seine Hand hin.
Ich zögerte...doch dann ergriff ich sie.
Der Hunger war zu übermächtig und es stimmte - ändern konnte ich es nicht mehr, ich hatte mich damals dafür entschieden.
Er atmete erleichtert auf.
Als ich das Schlafzimmer verließ schaute ich durch das große Fenster im Wohnzimmer, es war Nacht - die beste Zeit zu jagen!
Julian hatte meine Hand immer noch nicht losgelassen und gemeinsam liefen wir durch die dunklen Straßen. Es war sein Jagdrevier und er kannte jeden abgelegenen Winkel.
Ich fühlte mich etwas geschwächt durch das tagelange Hungern und war froh, dass er mich einfach mit sich zog.
Wir liefen stadtauswärts und es waren kaum Autos auf den Straßen unterwegs. Wir bogen in eine Nebenstraße, es gab hier kaum Straßenlaternen und für das menschliche Auge war wahrscheinlich nicht viel zu erkennen.
Anscheinend hatte Julian eine Witterung aufgenommen denn ich konnte fühlen, wie sich
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