Blutsdaemmerung - Licht Und Schatten
zu, ohne den Blick von Tamara abzuwenden.
Er antwortete nicht, doch ich hörte, wie er die Treppe hinauf rannte.
Als sie den letzen Schluck trank, stand Max schon neben mir und hielt mir eine weitere Flasche hin. Tamara war soweit bei Kräften, dass sie sie selbst festhalten konnte. Ihre Gesichtsfarbe war fast normal und in ihre Augen war das Leben zurückgekehrt. Sie blickte mich dankbar an.
Ich strich ihr über das zerzauste Haar und hätte vor Freude fast geweint. Doch ich schaffte es, die Tränen hinunterzuschlucken.
Als sie die zweite Flasche geleert hatte, setzte sie sich etwas auf. Sie sah uns beide an, dann schlug sie beschämt die Augen nieder.
"Ich weiß, es ist nicht zu entschuldigen, was ich getan habe! Die letzten Tage hatte ich immer wieder schlimme Albträume und in vielen Momenten habe ich mir gewünscht zu sterben." Ihre Stimme war brüchig und sie hatte den Blick immer noch auf den Boden gerichtet.
Dann brach es aus ihr heraus.
"Ich habe es gar nicht verdient - ihr hättet mich auch einfach aufgeben können!" schluchzte sie.
"Unsinn! Dafür bist du uns viel zu wichtig." erwiderte ich und spürte, wie mir eine Träne die Wange hinunterlief.
Max, der sonst kaum seine Gefühle preisgab, kämpfte anscheinend auch mit sich. Er schluckte heftig und nahm Tamara in die Arme.
"Jetzt wird alles gut." flüsterte er in ihr Ohr.
Dann richtete er sich auf und sah mich an. "Komm, wir bringen sie nach oben."
Wir packten Tamara unter den Armen, trugen sie die Treppe hinauf und legten sie auf das Sofa.
In regelmäßigen Abständen brachte Max ihr ein Glas mit Tierblut, damit sie wieder zu Kräften kam.
Ich hatte mich zu ihr gesetzt und wich nicht von ihrer Seite.
Kapitel 8
Zwei Wochen war es nun her, dass Valentina und Max mich aus dem Keller geholt hatten. Es ging mir schlecht, nicht nur körperlich.
Die schlimmsten Qualen waren anderer Natur. Ich vermisste Julian - so sehr, dass es weh tat. Das behielt ich natürlich für mich, denn mir war klar, dass es kein Zurück mehr gab. Er war wahrscheinlich wütend und enttäuscht über das, was passiert war, aber so sehr ich ihn auch liebte - ich wollte kein Monster mehr sein!
Die ersten Tage fühlte mich noch zu schwach um selbst jagen zu gehen also brachte mir Valentina immer etwas Blut mit.
Die meiste Zeit verbrachte ich in Max´ Wohnzimmer und las in seinen Büchern. Ich durfte zwar wieder in meinem alten Zimmer wohnen, aber ich wollte nicht allein sein. Die schrecklichen Erinnerungen an meine Gefangenschaft in Max´ Keller waren noch zu präsent.
Ich wartete darauf, dass er mir ordentlich den Kopf waschen und mir einen Vortrag halten würde. Doch es kam nichts.
Das ganze wurde mir unheimlich und so beschloss ich, all meinen Mut zusammenzunehmen und Max zu fragen.
Er erklärte mir daraufhin dass ich meine Strafe schon bekommen hätte, als ich tagelang in seinem Keller meine persönliche Hölle durchlebt hatte und nun weiterhin mit der Gewissheit leben musste, das Menschen durch meine Hand grausam zu Tode gekommen waren.
Damit war das Thema für ihn erledigt.
Ich musste feststellen, dass sich während meiner Abwesenheit einiges Verändert hatte. Zum einen, wohnte Valentina immer noch bei Max und als ich die beiden so miteinander sah, bekam ich einen Verdacht. Doch noch hatte sich dieser nicht bestätigt. Zum anderen wirkte sie völlig verändert, seit ich sie das letzte Mal gesehen hatte. Sie schien viel glücklicher zu sein - was mich wiederum zu der Frage führte, warum sie noch hier wohnte.
Die letzten Tage hatte sie viel Zeit bei mir verbracht und mehr denn je war ich froh, sie als Freundin zu haben.
"Tamara?" Sie hatte ihren Kopf schief gelegt und sah mich fragend an. Ich hörte schon an ihrer Tonlage, dass sie etwas plante.
"Was ist Val?" fragte ich vorsichtig.
"Na ja, du bist ja hierher gekommen nur mit den Sachen, die du anhast. Im Prinzip besitzt du gar nichts mehr." erwiderte sie gedehnt.
"Jetzt wo du mich darauf hinweist, ja, ich habe wohl wirklich nur noch das hier."
Ich deutete auf mein T-Shirt und die Jeans, die über dem Stuhl hingen. Die letzten Tage hatte Valentina mir etwas von sich geliehen und meine Kleider zum reinigen gebracht.
"Also..." Setzte sie wieder an und blickte erst zu meinem spärlichen Kleiderhäufchen und dann wieder zu mir, "Ich glaube wir sollten heute shoppen gehen."
Ich fand das keine schlechte Idee, erstens kam ich endlich mal wieder aus dem Haus und ich musste ihr Recht geben, seit ich wieder hier war (am Anfang ja
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