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Blutsdaemmerung - Licht Und Schatten

Blutsdaemmerung - Licht Und Schatten

Titel: Blutsdaemmerung - Licht Und Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Rauch
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kam tatsächlich etwas zur Ruhe.
Mein Blick schweifte durch den trüben Wald und ich konzentrierte mich auf mögliche Beute.
Eine Gruppe Rehe war nicht allzu weit von mir entfernt - vier Tiere, eines davon ein mächtiger Hirsch. Auf den hatte ich es abgesehen.
Meine Muskeln spannten sich an und ich lauschte jedem ihrer Schritte, um zu hören, in welche Richtung sie sich bewegten.
Dann lief ich los und das Geäst der Bäume gab zischende Geräusche von sich, als ich daran vorbeiraste. Ich erreichte die kleine Herde und machte mich bereit zum Sprung. Noch bevor sie bemerkten dass sie sich in einer gefährlichen Situation befanden, fiel ich dem Hirsch an den Hals und tötete ihn mit einem Biss.
Die übrigen Rehe erschraken und liefen in verschiedene Richtungen auseinander. Ich hatte mich bereits hinunter auf die Erde gekniet und stillte meinen Hunger.
Auf dem Rückweg hatte ich es eiliger als zuvor, vielleicht war während meiner Abwesenheit etwas geschehen. Doch als ich zur Tür herein sprang und Max hoffnungsvoll ansah, schüttelte dieser nur den Kopf.

Weitere drei Tage vergingen und am neunten Tag wurden Tamara´s Schreie immer leiser, bis sie gegen Abend schließlich völlig verstummten.
Es hatte uns viel Kraft gekostet, nicht zu ihr hinunter zu gehen aber jetzt merkte ich auch Max an, dass er wissen musste, ob sie noch am Leben war und wie es ihr ging.
Er öffnete die Tür zum Kellerabgang.
Es war beängstigend still geworden. Wir sahen uns an - hoffentlich war sie nicht... - keiner von uns wagte es, den Satz zu Ende zu denken.
Sie
    musste
noch am Leben sein. Bevor Tamara zu Julian zog und sich so veränderte, waren wir gute Freundinnen geworden. Unser Schicksal hatte uns zusammengeführt und ich wusste, ich könnte es nicht ertragen sie zu verlieren.

Entgegen unserer Natur stiegen wir langsam die Treppe in den düsteren Keller von Max´ Haus hinab. Er hatte mir erzählt, dass er dieses Verließ für solche Fälle gebaut hatte. Zum Glück hatte er es noch nicht oft gebraucht, aber jetzt bei Tamara, wusste er keinen anderen Ausweg.
Als wir am Fuß der Treppe standen, lehnte ich mich nach vorne, um in Tamaras Gefängnis zu sehen. Ich blickte durch die Gitterstäbe und atmete geräuschvoll ein - sie sah furchtbar aus aber sie lebte!

Sie kauerte in einer dunklen Ecke, die Knie dicht an den Körper herangezogen. Ihr Haar stand wirr zu allen Seiten ab und ihre Haut war grau geworden. Ich sah auf den Boden, auf dem sie gelegen hatte und erschauderte. Überall waren tiefe Kratzspuren, ich konnte mir gut ausmalen, was sie durchlitten haben musste.
Max ging etwas näher an die Gitterstäbe heran und hockte sich davor, ich blieb fürs Erste im Hintergrund.
"Tamara, ich bin es Max. Ich habe etwas für dich - hier." Er streckte seinen Arm durch das Gitter und stellte eine Flasche auf den Boden, die mit Tierblut gefüllt war.
"Du hast sicher großen Hunger." fuhr er fort.
Tamara hob den Kopf und sah verwirrt erst zu Max und dann zu mir.
Ihre Augen saßen tief in ihren Höhlen und ihr Blick war bohrend. Ich drückte mich unwillkürlich an die Wand hinter mir.
War das überhaupt noch Tamara? Sie sah zwar so aus, aber in ihren Augen war keine Gefühlsregung zu erkennen.
Dann bewegten sich ihre Lippen. Doch selbst mit meinem feinen Gehör, fiel es mir schwer sie zu verstehen.
"I-ich kann nicht aufstehen." flüsterte sie und ihre Stimme klang, als hätte sie Glasscherben zerbissen. Ich konnte es nicht länger ertragen, sie so zu sehen. Ich drängte mich an Max vorbei und öffnete die Tür zu Tamaras Gefängnis.
Max wollte mich zurückzuhalten, doch ich warf ihm einen entschlossenen Blick zu.
    Sie ist meine Freundin und ich helfe ihr!

Als er meine Stimme in seinem Kopf hörte, biss er sich zwar auf die Lippen, sagte aber nichts und ließ mich gewähren.

Ich hob die Flasche auf, entfernte den Deckel und ging langsam auf Tamara zu.
Sie kauerte immer noch auf dem Boden und atmete schwer. Es war entsetzlich sie so zu sehen.
Vorsichtig kniete ich mich zu ihr und streckte meine Hand mit der Flasche nach ihr aus. Plötzlich packte sie meine Hand - ich erschrak und zuckte zurück, doch da bemerkte ich ihren flehenden Blick und wusste sie würde mir nichts tun, sie wollte nur trinken. Ich hielt ihr erneut die Flasche an dem Mund und sie öffnete ihre Lippen. Dann hörte ich sie gierig schlucken und ich war der Meinung, dass mit jedem Schluck die graue Farbe aus ihrem Gesicht wich.
Die Flasche war fast leer.
"Hol noch mehr." rief ich Max

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