Blutsdaemmerung - Licht Und Schatten
wo sie uns finden können. Sie müssten in einer Stunde hier sein."
Und schon saßen wir alle im Explorer.
Max am Steuer, Valentina neben ihm und ich auf einem der Rücksitze.
Ich hatte meine verkrampfte Haltung für keinen Moment aufgegeben. Mein Herz fühlte sich an, als würde es jeden Moment zerspringen.
Ich wollte die Menschen, die mir etwas bedeuteten schützen und hatte genau das Gegenteil erreicht.
Vielleicht wäre es besser weit wegzuziehen, wenn diese Sache ausgestanden war. Ein guter Gedanke, denn eventuell kamen wir schon zu spät. Dann wollte ich wenigstens Mom in Sicherheit wissen.
Während der Fahrt nach Philadelphia sagte keiner ein Wort.
Max raste wie ein Irrer durch die Nacht und als wir vor dem Haus parkten, in dem Julian wohnte schlug sogar mein starkes Vampirherz unregelmäßig.
Wir sprangen lautlos aus dem Wagen und ich zeigte Max und Val den Weg.
Vor Julians Haustür postierten sich die beiden neben mir und ich hämmerte mit voller Wucht gegen das Holz.
Aus der Wohnung drang kein Laut - nichts.
"Julian, mach auf!" schrie ich und klopfte so fest, dass das Türblatt wackelte.
Nebenan öffnete sich eine Türe.
"Was machen sie da? Verschwinden sie oder ich rufe die Polizei!" Hörte ich die Stimme eines aufgebrachten Nachbarn.
Max wandte sich zu ihm um und sagte mit Samtstimme: "Das werden sie nicht tun, glauben sie mir. Am besten sie gehen wieder schlafen."
Der Mann starrte uns noch eine Sekunde an, dann schüttelte er den Kopf. "Ja sie haben wohl recht, das sollte ich tun."
Dann hörten wir, wie die Tür vin Innen verschlossen wurde.
"Er ist nicht da." flüsterte Valentina neben mir.
In diesem Moment riss ich die Türklinke heraus und stieß die Türe auf.
Die Wohnung war dunkel, nur auf der Straßenseite fiel spärliches Licht hinein. Ich atmete tief ein - aber Caroline schien diese Wohnung nie betreten zu haben.
Julians Geruch hingegen strömte mir aus allen Ecken entgegen.
Ich versuchte einen klaren Kopf zu bewahren und kämpfte gegen die Flut an Gefühlen an, die drohten mich zu überrollen.
"Geht es?" Valentina hielt mich am Arm fest und warf mir einen besorgten Blick zu.
Ich nickte nur und biss die Zähne zusammen.
Ich hielt die Luft an und sah mich um. So wie ich ihn kannte, würde er wollen dass wir ihn fanden.
"Seht zu, ob ihr irgendeinen Hinweis findet, der verrät wo er sich jetzt aufhält."
Langsam gewann ich wieder die Kontrolle über meinen Verstand.
Max und Valentina begannen sofort damit, die Räume zu durchsuchen.
Ich stand am Fuß der Treppe, die zum Schlafzimmer nach oben führte.
Einen Moment lang klammerte ich mich an das Geländer und zögerte. Es ist für Caroline, dachte ich mir und sauste die Treppe hinauf.
Ich hatte die richtige Vermutung und auch er kannte mich zu gut - leider.
Auf dem Bett ausgebreitet lag mein Lieblingskleid und darauf lag ein Zettel.
Geliebte Tamara,
du wusstest genau, wonach du suchen musstest. Erinnerst du dich an dieses Kleid? Natürlich tust du das! Du sahst aus wie ein Engel, wenn der weiche fließende Stoff deinen perfekten Körper umspielt hat. Was würde ich geben, dich noch mal darin zu sehen...
Doch deine dreckigen Freunde haben dich mir weggenommen und jetzt - bist du wieder eine von ihnen! Ich habe erkannt was in dir steckt aber DU hast dich gegen mich entschieden. Also gut, wenn ich dich nicht haben kann - dann eben jemanden, der fast genauso aussieht wie du.
Erinnerst du dich an die abgelegene kleine Gasse, in der du deinen ersten Menschen getötet hast?
Meine Hände begannen zu zittern und ich musste mich zwingen, weiter zu lesen.
Dort warte ich auf dich...Caroline freut sich übrigens auch schon sehr, dich wieder zu sehen!
Julian
Ich lehnte mich keuchend gegen die Wand. Caroline! Hoffentlich hatte er ihr nichts getan! Sie musste Todesangst haben!
In diesem Moment kamen Max und Valentina die Treppe hinauf.
"Tamara, wir haben nichts..." Val verstummte, als ich ihr den Zettel stumm in die Hand legte. Sie überflog hektisch die Zeilen und ihr Atem wurde schneller.
"Wir dürfen keine Zeit verlieren - schnell!" rief sie und stand bereits unten im Wohnzimmer. Ich kämpfte die aufsteigende Panik nieder und folgte den beiden.
Wir flogen die Treppen hinunter und sprangen in den Wagen.
Wie in Trance beschrieb ich Max den Weg zu der kleinen Nebenstraße, die ich am liebsten nie wieder betreten hätte.
Zu lebhaft und grausam waren die Erinnerungen an das, was in dieser Nacht geschehen war.
Der blutleere, leblose Körper des Mädchens, der
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