Blutseele
den Händen und knetete ihn nervös. »Ich habe nichts geplant«, erklärte er empört. »Ich besitze meinen eigenen Garten.« Wieder sah er fragend zu Jumoke, und Jenks empfand einen wütenden Stich.
»Warum starrst du dann unseren an?«, wollte Jhem wissen, ohne zu bemerken, dass der Eindringling Vorurteile gegen Jumokes dunkle Haare und Augen hegte. Doch als Jhem ihn schubsen wollte, klapperte Jenks wieder warnend mit den Flügeln. Mit gesenktem Blick zog Jhem sich zurück. Jenks’ Kinder waren wunderbar, aber es war schwer, ihnen Zurückhaltung beizubringen, wenn ihr Überleben doch von schneller Entschlossenheit mit dem Schwert abhing.
Verlegen streckte Jenks dem aufgebrachten Pixie eine beruhigende Hand entgegen, während seine Kinder ihn schlecht gelaunt beobachteten. Der Pixiebock schien etwa zwölf oder dreizehn Jahre alt zu sein. Alt genug, um seinen Clan verlassen zu haben und zu versuchen, eine eigene Familie zu gründen. Seiner sauberen, ordentlich geflickten Kleidung nach zu schließen war er verheiratet. Er wirkte gesund und hatte gute Flügel, auch wenn sie im Moment aufgrund des mangelnden Blutflusses blau waren, weil er sie unterwürfig eng an den Rücken presste. Das unbekannte Schwert in Jumokes Hand ließ Jenks glauben, dass der Eindringling nicht übertrieb, wenn er behauptete, einen eigenen Garten zu besitzen – auch wenn es aus Fairystahl war, nicht Pixiestahl. Der junge Bock wollte nicht wildern. Aber was wollte er dann?
Jenks wurde misstrauisch. »Warum bist du hier?«, fragte er, während sein Blick wieder zu seinem eigenen Schwert glitt, dass er sorglos neben sein Werkzeug gelegt hatte. »Und wie heißt du?«
»Vincet«, antwortete der Pixie sofort, während sein Blick über die dämmerungsgraue Decke glitt. »Du lebst in einem Schloss!«, hauchte er dann, während seine Flügel sich ein wenig hoben. »Wo sind denn alle?«
Vincet, dachte Jenks. Er blieb wachsam, auch wenn er sich bei Vincets Kompliment stolz in die Brust warf. Ein Name mit sechs Buchstaben, allein unterwegs, aber mit kaltem Stahl bewaffnet. Pixies, die früh in eine Familie geboren wurden, hatten kurze Namen, während die Letztgeborenen die längsten Namen bekamen. Vincet gehörte zu der fünften Brut von Frischlingen seiner Familie, die bis zur Namensgebung überlebt hatten. Dass er eine Klinge und einen langen Namen besaß, verriet, dass sein Geburtsclan stark war. Die Spätgeborenen eines Pixiepaares litten am meisten, wenn ihre Eltern starben und der Clan sich verteilte. Die meisten Kinder mit Namen, die länger waren als acht Buchstaben, überlebten es nicht. Jerrimatt allerdings … Jenks lächelte voller Zuneigung, als er den blonden Jungen ansah, der Vincet mit wildem Blick musterte. Jerrimatt, sein Wurfbruder und seine beiden Schwestern würden überleben. Matalina war stärker, jetzt, wo sie keine Kinder mehr bekam. Noch ein oder zwei Jahre, und all ihre Kinder würden sie überleben. Darum hatte sie immer gebetet.
Jenks wusste nicht, warum er Vincet vertraute. Trotzdem bedeutete er seinen Kindern, sich zu entspannen. Sofort fingen sie an, sich gegenseitig zu schubsen. Jetzt, wo Jenks sich nicht mehr bewegte, drang die Kälte der Erde in seinen Körper ein, und er wünschte sich, er hätte ein Feuer gemacht.
»Ich habe gehört, dass du seltsame Vorgänge unter suchst«, platzte Vincet heraus. Er hob ein wenig die Flügel, als die Kinder, die ihn umringten, sich etwas zurückzogen. »Ich wildere nicht! Ich brauche deine Hilfe.«
»Du willst Rachel oder Ivy.« Jenks hob ab, um ihm den Weg zur Kirche zu zeigen. »Rachel ist unterwegs«, erklärte er. Er war froh, dass er die Hexe nicht auf ihren Einkaufstrip begleitet hatte. Sie suchte nach irgendeinem obskuren Text, den ihr dämonischer Lehrer haben wollte. Morgen musste sie für ihre wöchentliche Lehrstunde ins Jenseits, und natürlich hatte sie bis zum letzten Moment gewartet, um nach dem Buch zu suchen. »Aber Ivy ist da.«
»Nein!«, rief Vincet und schlug mit den Flügeln. Seine Füße allerdings blieben unbeweglich auf dem mit Pokerchips gefliesten Boden stehen, weil er sich vollkommen zu Recht Sorgen wegen Jenks’ Kindern machte. »Ich will deine Hilfe, nicht die von irgendeinem Großen. Ich habe nichts, was sie wollen könnten, und ich zahle meine Schulden. Sie werden mir nur erklären, ich solle umziehen. Und das kann ich nicht. Ich will dich.«
Seine Kinder unterbrachen ihr unablässiges Geschubse, und Jenks’ Füße sanken auf den kalten
Weitere Kostenlose Bücher
Die vierte Zeugin Online Lesen
von
Tanja u.a. Kinkel
,
Oliver Pötzsch
,
Martina André
,
Peter Prange
,
Titus Müller
,
Heike Koschyk
,
Lena Falkenhagen
,
Alf Leue
,
Caren Benedikt
,
Ulf Schiewe
,
Marlene Klaus
,
Katrin Burseg