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Blutseele

Blutseele

Titel: Blutseele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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Fairystahl. Das Mädchen benutzte den zerbrochenen Rest über dem Heft wie einen Dolch, um auf den Stein einzuhacken.
    »Jenks!«, schrie Bis. Jenks drehte sich um, verwirrt, aber nicht beunruhigt. Zumindest bis er sah, worauf der Gargoyle zeigte.
    Eine barfüßige Frau in einer weißen Robe stand in der Mitte des Gehwegs. Ihr herzförmiges Gesicht wirkte fassungslos, als sie die Autos musterte, die am Park vorbeiglitten. Sie atmete schwer und schmerzerfüllt, während sie eine Hand an ihre Brust drückte und zu den Gebäuden auf der anderen Straßenseite sah, deren Lampen heller leuchteten als die Sterne. Sie hielt ein Schwert in der Hand und sah genauso aus wie die zweite Statue, bis hin zu dem Zopf, zu dem ihre Haare geflochten waren. Ihre Locken glänzten wie geölt. Und ihre Aura leuchtete?
    »Sie ist es!«, schrie Bis und sorgte so dafür, dass die Frau den Blick auf ihn und die Pixies richtete.
    »Wer wagt es, meinen heiligen Hain zu entweihen, um Sylvan zu befreien?«, rief sie, während sie mit einer ausladenden Geste auf Bis zeigte, die ihre Robe in Bewegung setzte. »Bist du es?« Sie senkte den Arm und spähte hinter ihm in die Dunkelheit. »Was bist du?«, fragte sie. »Ein neuer Dämonenhund? Tritt ins Licht.«
    »Lass mich frei«, kreischte Vi, die jetzt gegen Vincets Halt an ihrem Arm kämpfte. »Lass mich los!«
    Jenks schoss zu Vincet, um ihm zu helfen, doch Vi kämpfte wie besessen. Ihre Haut leuchtete rot und fühlte sich heiß an. Auf Jenks’ Nicken hin stellte sich Bis langsam in die Mitte des Gehweges zwischen die Pixies und die Frau.
    »Ich bin ein Gargoyle, kein Hund«, sagte er und zappelte herum wie der Teenager, der er auch war. »Was bist du?«
    Die Frau drehte sich einmal langsam im Kreis. Anscheinend hatte sie Bis als unwichtig abgetan. »Jemand hat versucht, Sylvan zu befreien, und mich damit aus meiner Ruhe aufgeschreckt. Hast du gesehen, wer es war, ehrenwerter … ähm … Gargoyle?«
    »Das war ich«, erklärte Jenks, um dann kurz zu stöhnen, als Vi ihren Fuß aus seinem Halt riss und ihn trat. »Und was interessiert dich das?« Der Pixie drehte sich zu Vincet und verzog das Gesicht. »Ich muss mit ihr reden. Kannst du Vi allein halten?«
    Vincet nickte. Zusammen legten sie das Mädchen mit dem Gesicht nach unten auf das gepflegte Gras, während es schrie wie am Spieß. Mit leidvoller Miene setzte sich der junge Vater auf den Rücken seiner Tochter und verzog das Gesicht, als ihre Schreie noch aggressiver wurden.
    Befriedigt hob Jenks ab, bis er auf Augenhöhe der Frau schwebte. Er runzelte die Stirn, als er die Belustigung in ihren stahlgrauen Augen erkannte. Sie leuchteten silbern wie der Mond und genauso warm. »Ein Pixie?«, sagte sie lachend. »Verlass meinen heiligen Hain, kleiner Kobold. Kehr hierher zurück, und du wirst sterben. Deine Kinder werden sterben. Ich werde dich jagen und jeden Flecken Erde zerstören, auf dem du je gewandert bist. Geh.«
    Jenks stemmte die Hände in die Hüften, roter Staub rieselte bis auf den Gehweg. »Kobold? Hast du mich gerade Kobold genannt, Madam leuchtende Aura? Was hast du getan? Eine Rolle Alufolie gefressen?«
    Bis schob sich mit kratzenden Krallen näher heran, wobei er unterwürfig die Ohren an den Kopf legte. »Jenks«, zischte er, ohne die Augen von der Frau abzuwenden. »Wir sollten gehen. Sie macht etwas Seltsames mit der Linie.«
    Aber Jenks flog stattdessen direkt vor die Nase der Frau. Sie roch wie violetter Sonnenschein, und die goldene Brosche, die ihre Robe geschlossen hielt, glänzte. »Hast du mich gerade bedroht, kleines Mäuschen?«, blaffte er.
    Ihre Nasenflügel weiteten sich vor Empörung, und sie packte ihr Schwert fester. »Du verspottest mich? Ich bin Daryl, und du bist gewarnt!«
    Jenks kicherte und legte ebenfalls eine Hand an den Knauf seines Schwertes. »Wenn du denkst, dass ich einfach wegfliegen und damit zulassen werde, dass du irgendeinen hilflosen Dryad für immer gefangen hältst, damit er in einer Kraftlinie brennt, dann trägst du deine Toga zu eng, Mädchen.«
    Sie legte eine Hand an ihre Brust. »Du … widersetzt dich mir?«, fragte sie leise keuchend. Es war offensichtlich, dass es ihr nicht gut ging. »Weißt du, wer ich bin?«
    Jenks warf einen schnellen Blick zu Vincet, der schweigend zu ihm aufsah und ihn mit Blicken anflehte, nett zu sein. Dann sagte er: »Du wirkst asthmatisch. Hast du deinen Inhalator im Tempel vergessen?«
    »Ich bin Daryl!«, verkündete sie, um dann zu husten.

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