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Blutseele

Blutseele

Titel: Blutseele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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dachte sie angestrengt nach. Das machte Will mehr Sorgen als die fast sichtbaren Funken, die die junge Frau neben ihrem Ellbogen ausstrahlte. Sie war ihm als Diana vorgestellt worden und arbeitete als Pflegekraft für Ms. Temson. Obwohl Will ehrlich nicht glauben konnte, dass die alte Frau Hilfe brauchte. Sie wirkte zu listig, um an etwas anderem zu sterben als einem Fluch, wie sein Vater es ausgedrückt hätte.
    Diana war ungefähr in seinem Alter und trug einen so schicken, eng anliegenden, cremefarbenen Leinenanzug, dass er sich daneben vorkam wie ein Gebrauchtwagenhändler. Sie bemerkte, dass Will sie musterte, warf ihm einen bösen Blick zu und trommelte kurz mit den Fingernägeln auf die Holzlehne ihres Stuhls. »Sie haben dieses Testament selbst aufgesetzt!«, sagte sie schließlich. Ihr britischer Akzent klang sogar süß, wenn sie wütend war. »Wie konnten Sie zulassen, dass das Temson-Anwesen an irgendeinen … einen … Yankee fällt!«, rief sie.
    »Diana«, murmelte die alte Frau. Ihre jüngere Begleiterin warf ihr einen Blick zu, der gleichzeitig zerknirscht und trotzig wirkte. Will verzog das Gesicht. Es war nicht sein Fehler. Er wollte einfach nur die Papiere unterschreiben und nach Hause fliegen. Das Geld aus dem Verkauf des Waldes wäre ein Geschenk des Himmels. Damit konnte er seinen Master beenden und hätte trotzdem noch etwas übrig.
    »Es gibt nichts, was ich tun kann«, erklärte der Rechtsanwalt. Er stand in dem dämmrigen Licht, das durch die hölzernen Rollos fiel. »Der Titel und alles, was damit verbunden ist, fällt an ihn.«
    Diana stand abrupt und wütend auf. »Lass uns gehen, Grandma.« Dann wandte sie sich vor Wut kochend an ihn. »Wir werden dieses Testament anfechten. Wenn Arthur gewusst hätte, dass diese Klausel existiert, hätte er etwas dagegen unternommen!«
    Besorgt suchte Will den Blick des Rechtsanwaltes. Der steife Mann schüttelte leicht den Kopf, dann öffnete er voller Selbstvertrauen den Ordner und fing an, die juristischen Papiere durchzublättern.
    Die ältere Frau ignorierte Dianas Wut. Ihre Hände lagen auf dem Schreibtisch, umhüllt von leuchtend weißen Handschuhen. »Sie wissen, dass wir keine Äxte in diesen Wald lassen können, Ryan. Das wäre Mord.«
    Unruhig sah der Anwalt von den Papieren zu Will. Sein Blick wirkte entschuldigend.
    »Mord?«, fragte Will interessiert, während der Anwalt ihm verschiedene Papiere vorlegte.
    »Grandma, bitte«, murmelte Diana. Plötzlich wirkte sie sehr verlegen und berührte die ältere Frau an der Schulter, als wollte sie sie zum Aufstehen drängen. Die alte Frau schürzte die Lippen, bevor sie Dianas sanftem Drängen nachgab und aufstand. Hastig erhob sich auch Will.
    »Sie ist nicht mehr ganz richtig im Oberstübchen«, sagte der Anwalt ein wenig zu laut, als er Will einen Stift gab und auf die Stellen zeigte, an denen er unterzeichnen sollte. »Sie und ihr Bruder, Gott hab ihn selig, haben nie jemanden in diese Wälder gelassen. Aber sie gehören jetzt Ihnen. Ich nehme an, Sie wollen verkaufen? Wir bearbeiten keine Eigentumsübergaben, aber hier haben Sie die Karte meines Bruders. Er kann sicherlich jemanden finden, der einen guten Preis zahlt.«
    Vor dem unangenehmen Hintergrund von Dianas drängender, leiser und vollkommen einseitiger Unterhaltung mit Ms. Temson unterschrieb Will auf der letzten Linie und gab den Stift zurück. »Vielen Dank«, sagte er und steckte die Karte ein. »Ich würde das gerne so schnell wie möglich über die Bühne bringen.« Er wollte nach Hause. Hier in England war es einfach zu kalt und regnerisch – und es gab zu viele Leute.
    »Du kannst diese Wälder nicht abholzen«, sagte Diana bitter, als der Anwalt die Akte zuschlug und sie alle mit einer Handbewegung aufforderte, den Raum zu verlassen. »Wir haben zu lange dafür gearbeitet. Du verstehst einfach nicht.«
    Bei ihren Worten grub die alte Frau ihre Absätze in den Boden, und Diana verlor den Halt an ihrem Arm. Alarmiert drehte sich die junge Frau um, als Ms. Temson sich Will zuwandte. Sie hielt ihre Tasche vor sich und ihren Körper sehr aufrecht und steif. »Diana«, sagte die ältere Frau bestimmt. »Du hast absolut recht. Ich möchte mich noch mit Mr. Temson unterhalten, bevor wir gehen.«
    Dianas Gesicht wurde bleich. »Grandma. Nein«, drängte sie. Der Anwalt nickte kurz, legte den Ordner auf den Tisch und verließ den Raum. Will war schwer in Versuchung, eine Ausrede zu murmeln und ihm im Eilschritt zu folgen, doch

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