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Blutseele

Blutseele

Titel: Blutseele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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Dianas plötzlicher Stimmungsumschwung von wütender Frustration zu … dem Drang, Geheimnisse zu hüten? … hatte sein Interesse erregt. Diana wollte nicht, dass er in diesem Wald Bäume fällte, aber sie wollte auch nicht, dass er sich mit Ms. Temson unterhielt.
    Dianas Blick huschte zwischen ihnen hin und her. »Grandma … Er wird dir den Wald nicht zurückverkaufen. Er will das Geld .«
    Will zuckte bei der Betonung, die sie auf das letzte Wort legte, zusammen. Bei ihr klang es wie etwas Schmutziges. Ja, er wollte das Geld. Es gab einiges, was er sich für sein Leben wünschte, und als Realist war ihm klar, dass Geld einen Unterschied machte – und besonders eine ganze Menge Geld. Aber Ms. Temsons konzentrierter Blick ließ auch Besorgnis in ihm aufsteigen. Er hatte schon vor Langem erfahren, dass alte Damen die verschlagensten Kreaturen der Welt waren.
    »Nennen Sie mich bitte Will«, sagte er, als er der Frau die scheinbar so zerbrechliche Hand schüttelte und überrascht feststellte, wie fest die Finger unter dem weißen Hand schuh zupackten. »Ich möchte Ihnen mein tief empfundenes Beileid …«
    Sie unterbrach ihn mit einer Handbewegung. »Arthurs Ableben war ein Segen«, entgegnete sie und schockierte ihn damit. Sie lächelte und berührte in einer vertrauten Geste seinen Arm. »Dein Großvater ist vor fünf Jahren an einem Herzinfarkt gestorben. Sein Körper hat nur sehr lange gebraucht, das auch zu merken.« Sie packte seinen Arm und führte ihn aus dem Raum. Für den oberflächlichen Betrachter wirkte es wahrscheinlich, als würde er sie stützen. Doch die alte Dame kontrollierte die gesamte Situation, und das wussten sie beide. Diana lauerte hinter ihnen. Sie folgte ihnen viel zu dicht auf den Fersen. Will fühlte sich dumm, als er die Tür für die beiden Frauen aufhielt. Die junge Frau hatte immer noch Angst und machte sich offenbar Sorgen, was aus Ms. Temsons Mund kommen könnte. Und genau das war der Grund, warum Will noch nicht verschwunden war.
    Beide Frauen traten vor ihm aus der Tür und blieben auf der breiten Treppe stehen, als wollten sie noch ein paar letzte Worte wechseln. Die dünnen Strahlen der Sonne trafen auf Wills Haut, und sofort entspannte er sich. Er war froh, die Düsternis und Umständlichkeit der Gesetze eines anderen Landes hinter sich zu lassen. »Vielen Dank, mein Lieber«, sagte die Schwester seines Großvaters mit einem Seufzen. Auch sie schien glücklich, wieder die Sonne zu sehen. »Du wirst mit uns picknicken.«
    »Grandma!«, keuchte Diana, und Röte stieg in ihre blassen Wangen.
    »Morgen. Wir werden richtig schön durch die Wälder streifen«, sagte die ältere Frau und hob in einer schweigenden Ermahnung die Hand in Dianas Richtung.
    »Ich – ähm – möchte mich auf keinen Fall aufdrängen.« Wills Blick glitt zu Diana. Sie fletschte förmlich die Zähne in seine Richtung, auch wenn sie versuchte, es als Lächeln zu tarnen.
    »Unsinn.« Ms. Temson trat in seinen Blick und lächelte ihn an, als wären sie schon sein gesamtes Leben lang befreundet. »Du willst die Wälder abholzen lassen. Leugne es nicht. Die ersten Angebote haben dich zweifellos schon erreicht, noch bevor du hier ankamst. Und wenn du in dein Hotel zurückkehrst, wirst du dort mindestens drei weitere finden. Mich belästigen sie schon seit Jahrzehnten. Versprich mir, dass du nicht einen Gutachter, nicht einen Interessenten in meinen … deinen Wald lässt, bevor wir uns morgen getroffen haben.«
    Er nickte zögernd – weil er der ganzen Sache misstraute, aber doch neugierig war. Sofort richtete die alte Frau sich auf, als wäre ihr eine Last von den Schultern genommen worden. Auch die tiefen Falten um ihre Augen schienen zu verschwinden.
    »Ich werde dir einiges über Bäume beibringen, junger Mann«, sagte sie leise. »Wenn du Äxte in deine Wälder lässt, bevor du sie gesehen hast, werden die Holzunternehmer dich bis aufs Hemd ausziehen. Sie werden behaupten, es wäre Feldahorn und dementsprechend bezahlen, obwohl sie sich Eichen und Lärchen und Buchen nehmen, deren Stämme so breit sind wie eine Badewanne lang. Ich kann nicht zulassen, dass ein Temson betrogen wird«, erklärte sie trocken. »Das wirft auch ein schlechtes Licht auf mich.«
    Will wurde rot. Er schwitzte in seinem neuen, unbeque men Anzug. »Wirklich, Ms. Temson«, sagte er. »Ich wollte mir selbst einen Überblick verschaffen, bevor ich wieder abfliege. Ich habe Forstwirtschaft studiert.«
    »Es gibt einen eigenen

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