Blutseelen 03: Laira: Erotischer Vampirroman (German Edition)
Amulett Maries, das auf ihrer Brust lag. „Ich bin gekommen, meine Aufgabe zu erfüllen, ehe ich deine Welt verlasse. Das ist Ägypten. Und du bist mehr als Amalia. Gracia hat dich getötet, aber du musst nicht sterben. Halt durch. Vertrau auf die Göttin.“
Sie verstand nicht, was er da sprach. Der Schmerz brandete erneut auf, wurde zu einer Folter, wie Amalia sie nie zuvor erlebte. Vermutlich bildete sie sich ihren Vater nur ein. Eine Wahnvorstellung, ausgelöst durch die Hölle, in die sich ihr Körper verwandelt hatte. Amalia hatte einst geglaubt, es würde sich schlimm anfühlen, von einem Jungen verlassen zu werden. Gedemütigt vor einer Schulklasse zu stehen. Was für ein Unsinn. Sogar der Schmerz, den Rene ihr zugefügt hatte, verblasste in der lautlosen Agonie, die sie jetzt quälte. Es sollte aufhören. Egal wie. Und wenn es ihren Tod bedeutete.
„Amalia!“ Die Stimme des Vaters wurde eindringlich. Wenn er eine Wahnvorstellung war, dann eine ziemlich hartnäckige. „Das ist Ägypten. Kemet. Du musst nicht sterben.“ Seine Finger machten etwas mit dem Amulett. Sie lösten das Kreuz auf. Gleichzeitig geschah etwas mit ihrem Hals. Die klaffende Wunde pulsierte.
Es war unerträglich. Wenn sie wenigstens weinen könnte. Sie wollte nach ihm schlagen. Er sollte sie gehen lassen. Alles, alles, alles würde sie tun, wenn nur endlich das teuflische Brennen endete.
Die Gestalt über ihr veränderte sich. Die Züge ihres Vaters bekamen weibliche Anteile, formten sich um. Die Nase wurde schmaler, die Lippen voller. Lange Haare wallten ihr entgegen. Über ihr schwebte das gelassene Gesicht einer Frau, entrückt von der Welt, so asketisch und rein wie Rosenblätter auf einem tiefblauen See. Aus ihrer Stirn ragten Hörner. Als sie lächelte, begriff Amalia, dass sie keine Frau war. Über ihr schwebte das Antlitz Hathors. Das Gesicht der Göttin.
Hathors Stimme klang wie ein bronzener Ton, der im ganzen Labyrinth zu hören sein musste. „Rene hat dich gebissen und dir ihr Blut gegeben. Das Mittel, das Aurelius dir gab, hat langfristig versagt. Schon lange spürst du den Schmerz in deinem Hals. Und was du gerade wahrnimmst, ist der Schmerz der Umwandlung.“
Auch nach ihr wollte Amalia schlagen. Schlagen, treten und spucken. Wenn sie gekonnt hätte, hätte sie geweint wie ein Kleinkind. Musste dieses Ding über ihr von Schmerz sprechen, während sie darin zu Asche wurde? Sie versuchte, sich zu konzentrieren und erstarrte innerlich. Die Göttin hatte ihr gerade mitgeteilt, dass sie auf langsame und qualvolle Weise zum Vampir wurde.
Nein. Nicht ich. Unmöglich.
Hathor fuhr fort zu reden. „In Kemet und unter meinem Schutz ist alles möglich. Deine Vorfahrin erwies mir Dienste, die ich nicht vergessen habe. Du hast die Wahl zu sterben oder weiterhin zu sein. Was wählst du?“
Sterben! , schleuderte Amalia ihr im Schmerz entgegen. Doch dann kamen andere Gedanken. Was würde aus Aurelius werden? Gracia hatte Rene getötet und würde Lai'raa erwecken. Aurelius brauchte das Schwert, das sie gefunden hatte. Nur dieses Schwert besaß die Macht, Lai'raa zu lähmen. Sie musste es ihm bringen. Und sie wollte ihn wiedersehen. Sie wollte noch ein Mal von ihm in die Arme geschlossen werden. Noch einmal seine Haut riechen und dieses Gefühl von Wärme und Nähe spüren. Von Glück und zu Hause sein.
Das Licht wurde greller. Hathor schien ihr die Entscheidung abzunehmen. Der Körper der Göttin verwandelte sich in einen Glutball und verbrannte sie zu Asche.
Memphis, Vergangenheit
N’ree spürte die gewaltigen Erschütterungen im Machtgefüge. „Lai’raa stürzt“, flüsterte sie und verharrte am Nil stehend wie eine Statue. Sie kam zu spät. Der Plan der mächtigen Vampirin scheiterte. Nur dunkel erinnerte sie sich, einmal Re, das Göttermädchen aus dem Norden, gewesen zu sein. Ihr Blut kreiste zu dem Klang der Macht, die alles ausstrahlte, was Lai’raa tat und umgab. Wenn Lai’raa tot war, musste es einen Weg geben, an ihr Blut zu gelangen. An das köstliche Blut.
N’ree wollte mit Gewalt in den Palast Lai’raas eindringen und scheiterte. Eine ganze Armee stellte sich ihr entgegen. Als sie fragte, wer sie befehlige, hörte sie zur Antwort: „Die Gottpriesterin Jara.“
Sie hatte einen Namen. Und somit ein Ziel. Unermüdlich rieb sie die Männer der Armee auf. Bald schon hörten andere davon, dass ein Dämon vor den Toren des Palastes stand, um ihn zu stürmen. Ein Dämon, der unverwundbar
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