Blutseelen 03: Laira: Erotischer Vampirroman (German Edition)
Blöderweise konnte ich sie dank deiner Schnelligkeit nicht ziehen. Du weißt ja, man kann nie genug Waffen haben.“
Au’ree nahm ihm die Pistole ab. „Korrekt. Vor allem nicht gegen Lai’raa.“
Darion schluckte. „Okay. Ich wünsche viel Spaß beim Familientreffen. Jag deine Alte zur Hölle.“
„Klingt nach einem guten Plan.“
Sie sahen einander an. Der Blick dauerte nicht lange, trotzdem brannte er sich Au’ree ein. Hier endete ihre Brüderlichkeit. Vielleicht endete an dem Ort, der vor ihm lag, alles, was er kannte, und dieser Abschied war nur ein Vorgeschmack.
Darion drehte sich abrupt herum und verschmolz mit den Schatten. Au’ree wandte sich ebenfalls ab. Leise betrat er den weiten Saal mit den beiden Stelen in der vertieften Raummitte. Er hörte Aza’els geistigen Ruf, doch er fühlte sich davon kaum beeinflusst. Die Zeit hatte ihn erstarken lassen. Aza’el dagegen war schwach geworden. Angespannt ging er an Säulen und verfallenen Statuen vorüber.
„Au’ree.“ Obwohl er damit gerechnet hatte, von Lai’raa angesprochen zu werden, überraschte es ihn doch. Er zwang sich, sich langsam zu ihr umzudrehen, die Waffe in der Hand. Hätte sie ihn angreifen wollen, würde sie schon vor ihm stehen, doch sie hielt Abstand. Noch. Ihr Körper blühte wie früher. Rote Striemen und Flecken zeichneten ihn. Einige bluteten leicht, es mussten Rückstände der Verletzungen sein, die sie sich durch die Schüsse der Wölfe zugezogen hatte. Trotz der Wunden wirkte sie stark. Auf ihren Lippen lagen frische Blutstropfen. Vermutlich von Gracia. Sie war nackt bis auf ihren Schmuck und einen durchsichtigen Schal, den sie wie einen Rock um die Hüfte gewickelt trug, und lächelte ihn verführerisch an. „Wir müssen nicht kämpfen. Jara ist lange tot. Es ist eine andere Zeit angebrochen. Lass uns neu beginnen.“
Au’ree hob eine Augenbraue. „Das klingt gut. Aber ich weiß nicht, ob du auf meine Bedingungen eingehen würdest, nur weil du vorübergehend durch den Kampf geschwächt bist.“
„Bedingungen?“ Ihre Stimme wurde schneidend. „Seit wann stellst du Bedingungen?“
„Du sagtest selbst, es ist eine neue Zeit. Lass Aza’el, wo er ist, und komm mit mir. Dann können wir über alles reden.“
Sie lachte. „Du hast in den Jahrhunderten meines Schlafs Humor entwickelt. Wie nett.“
Die Waffe lag ruhig in seinen Fingern. „Dann gehst du auf meine Bedingungen nicht ein?“
Sie riss den Mund auf und zeigte ihm ihre vampirische Fratze mit einem gehässigen Lachen. „Aza’el wird erweckt werden. Er hat bereits ein paar Opfer erhalten. Doch wenn du dich mir nicht anschließt, wird es dein Blut sein, das ihn die Schwelle übertreten lässt.“
Au’ree lächelte. Während er in Lai’raas schwarze Augen sah, fühlte er sich leicht wie eine Feder. Das war der Moment, auf den er unbewusst über Jahrhunderte hinweg gewartet hatte. Sein Kampf für den Klan war nichts anderes gewesen als ein Training. Diese Nacht brachte die Entscheidung. „Wir werden sehen.“ Gleichzeitig mit den Worten schoss er.
Mai kam nicht gegen das Zittern an, das sie gepackt hatte. Das war alles zu groß. Was half ihr Renes Blut gegen Laira? Marut und Gracia lagen hingerichtet zwischen ihren Wölfen auf den Steinquadern und würden dort verfaulen. Was sollte sie ausrichten, wenn ein ganzes Rudel Laira nicht aufhalten konnte? Trotz der Macht, die ihre Adern durchströmte, fühlte sie sich der Größe dieses Kampfes nicht gewachsen. Sollte Aurelius sehen, was er ausrichten konnte.
Sie würde nach Berlin zurückkehren und retten, was es noch zu retten gab. Vielleicht gelang es ihr, zwei-, dreihundert Vampire um sich zu scharen und sich einen Plan zu überlegen, ehe Laira Europa erreichte. Vielleicht konnte sie sich auch mit Laira arrangieren, wenn sie Tribut an die Erzvampirin zahlte. Natürlich nur, falls es Aurelius nicht gelang, sie aufzuhalten. Aber Mai hatte starke Zweifel, dass Aurelius erfolgreich sein würde. Das Blutbad zwischen Kerzen und weißen Rosen hatte sich in ihr Gedächtnis gebrannt. Diese Gegnerin stand jenseits aller Relationen.
Sie schlug den Weg zur Grabkammer Lairas ein, um Renes Körper zu bergen, als sie das Geräusch tapsiger Schritte vor sich hörte. Angespannt blieb sie stehen und suchte nach einer Deckung oder einem Versteck. Noch ehe sie eines fand, tauchte an der Gangabzweigung vor ihr ein Umriss auf. Da ging eine Frau im Licht der Wandfackeln. Sie hielt ein Sichelschwert in der Hand, das im
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