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Blutspur in East End

Blutspur in East End

Titel: Blutspur in East End Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Hogan
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Polizistin und ihre Begleiterin passierten verschiedene Sicherheitsschleusen, bis ein Wärter sie schließlich in einen fensterlosen Raum führte, in dem sich nur ein Kunststofftisch sowie einige Stühle befanden.
    Carol hatte ein mulmiges Gefühl in der Magengegend. Gleich würde sie den Mann sehen, der ihre beste Freundin getötet hatte. Das war schon nervenaufreibend genug. Aber dieser Ort gab ihr den Rest. Wandsworth wirkte auf Carol bedrückend und unheimlich. Obwohl es hier peinlich sauber war und überall nach Desinfektionsmitteln roch, kam ihr das Gefängnis schmutzig vor. Vielleicht lag es daran, dass hier so viele Menschen einsaßen, die abscheuliche Dinge getan hatten. In diesem Moment war Carol froh, dass Mauern nicht reden konnten.
    Plötzlich wurde eine Tür aufgeschlossen und zwei Wärter brachten einen Gefangenen herein, der einen Overall trug. Seine Hände waren mit Handschellen gefesselt, zusätzlich trug er eine Stahlkette am Fuß.
    „Gordon wird besonders scharf bewacht, weil er ein Mörder ist“, raunte die Inspektorin Carol zu. „Deshalb bleibt er auch während des Verhörs in Ketten.“
    Carol nickte. Sie konnte ihren Blick nicht von Phil Gordons Gesicht abwenden, wobei sie eine maßlose Enttäuschung verspürte.
    Carol hatte sich den Mörder von Tricia furchteinflößend vorgestellt – so wie einen Psychopathen in einem Thriller. Sie war auf eine Bestie in Menschengestalt gefasst gewesen. Carol wusste selbst, dass sie eine lebhafte Fantasie hatte. Aber so groß war der Unterschied zwischen ihrer Einbildung und der Wirklichkeit noch nie gewesen.
    Phil Gordon wirkte völlig nichtssagend auf sie. Und das lag gewiss nicht nur an seiner uniformähnlichen Gefängniskluft. Er war ein Durchschnittstyp, schätzungsweise zwei oder drei Jahre älter als Carol. Gordons Haut war blass und grobporig. Momentan war er sauber und geduscht. Aber er wirkte nicht so, als ob das sein Normalzustand wäre. Carol konnte sich gut vorstellen, dass er in schmutzstarrenden Klamotten auf der Straße lag. Er hatte eine große Unterlippe. Es sah so aus, als ob er ständig schmollen würde. Auch seine Stimme klang wehleidig.
    „Warum werde ich schon wieder hierhergeschleppt, Inspektorin? In der Glotze läuft gerade Chelsea gegen Manchester City!“, beschwerte er sich.
    „Sie werden noch mehr als genug Zeit zum Fernsehen haben, Gordon“, erwiderte Victoria Shepley scharf. „Und nun hören Sie mit dem Gejammer auf und setzen Sie sich. Die junge Dame hier ist Carol Garner. Sie war die beste Freundin von Tricia Lloyd. Sie wissen schon, die Frau, die Sie ins Jenseits befördert haben.“
    Phil Gordon warf Carol einen kurzen Blick zu. Er schien keine Reue zu empfinden. Allerdings konnte sie sich auch nicht vorstellen, wie er mit einem Messer in der Hand auf einen Menschen einstach. Gordon war in ihren Augen ein richtiges Weichei. Mit krummem Rücken lümmelte er auf seinem Stuhl. Sein Gesicht sah so aus, als ob er gleich gähnen wollte.
    „Okay, was soll ich sagen? Ich habe doch schon alles gestanden. Hat man denn hier nie seine Ruhe?“
    Carol nahm ihren Mut zusammen. „Warum hast du es getan? Kanntest du Tricia irgendwoher? Hattet ihr Zoff?“ Sie war selbst verblüfft, wie ruhig ihre Stimme klang. Es war ihr tatsächlich gelungen, den Mörder ihrer Freundin anzusprechen.
    „Nee, überhaupt nicht. Es ist irgendwie passiert. Ich habe mir in der Nacht ziemlich heftig die Kante gegeben.“
    „Mr. Gordon hatte am Tag nach der Tat noch reichlich Restalkohol im Blut“, erklärte die Inspektorin. „Vermutlich war er zur Tatzeit beinahe volltrunken. Mr. Gordon ist obdachlos und verbringt die Nächte im Freien. Seine Habseligkeiten führt er in drei Plastiktüten mit sich. Als die Streifenwagenbesatzung auf ihn aufmerksam wurde, war er gerade aufgestanden.“
    Der Mörder nickte bestätigend. „Ja, so war es. Ist irgendwie echt schade um deine Freundin. Aber sie kann nicht viel gespürt haben. Ich habe sie direkt in den Hals gestochen, als sie aus dem Auto gestiegen ist. Schätze, sie war sofort tot.“
    Carol spürte, wie Hass in ihr aufstieg. Aber dann siegte ihr Verstand. Phil Gordon verstrickte sich in Widersprüche. Auch die Inspektorin hatte bemerkt, dass an seiner halbherzigen Rechtfertigung etwas faul war.
    „Was erzählen Sie denn da für einen Unsinn, Gordon? Tricia Lloyd hatte gar kein Auto. Sie kam zu Fuß von der U-Bahn-Station. Und sie wurde nicht an der Kehle tödlich verletzt, sondern im Brustbereich“,

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