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Blutspur in East End

Blutspur in East End

Titel: Blutspur in East End Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Hogan
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Inspektorin Victoria Shepley ihr gegeben hatte, standen nicht nur ihre Telefonnummern, sondern auch ihre Dienstadresse. Obwohl sich Carol in London noch nicht gut auskannte, fragte sie sich schnell vom Bahnhof Euston zum Gebäude von New Scotland Yard durch.
    Der Ruf der Londoner Polizei war legendär, wie Carol wusste. Durch ihre Vorliebe für mysteriöse Thriller war sie mit einigen der spektakulärsten Fälle vertraut, die von den Scotland-Yard-Beamten gelöst worden waren.
    Wenig später stand sie vor dem imposanten 20-stöckigen Hauptquartier der Metropolitan Police. Plötzlich kam sich Carol klein und unwichtig vor. Tricia hatte ihr immer Mut gemacht, wenn sie verzagt und schüchtern war. Jetzt, wo ihre Freundin nicht mehr lebte, musste sie das selbst tun. Carol straffte ihre Schultern und ging mit festen Schritten zum Empfang. „Ich muss mit Inspektorin Shepley sprechen“, sagte sie selbstbewusst.
    Der uniformierte Bobby griff zum Telefon. Wenig später geleitete ein junger Polizist Carol zu dem Großraumbüro im siebten Stockwerk, wo die Beamtin an einem Schreibtisch saß.
    Die Inspektorin nickte Carol zu. „Guten Tag, Miss Garner. Wie ich hörte, hat heute die Beerdigung Ihrer Freundin stattgefunden. Das war gewiss nicht leicht für Sie.“
    Carol kam ohne Umschweife zur Sache. „Nein, aber ich bin froh, dass Sie den Mörder so schnell verhaften konnten. Wie kam es eigentlich dazu?“
    Victoria Shepley forderte Carol mit einer Handbewegung auf, Platz zu nehmen, bevor sie kurz die Einzelheiten der Festnahme schilderte. „Weder am Tatort noch in der näheren Umgebung konnten wir die Tatwaffe finden. Ich ordnete also an, dass der gesamte Stadtteil durch Streifenwagen systematisch abgesucht wurde. Dabei fiel meinen Kollegen ein gewisser Phil Gordon auf. Als seine Personalien überprüft werden sollten, entzog er sich der Kontrolle.“
    „Sie meinen, er haute ab?“, fragte Carol.
    „Genau. Aber die Streifenwagen-Besatzung erwischte ihn dann doch noch. Er war aggressiv und angetrunken, sodass die Kollegen ihm Handschellen anlegen mussten. In seiner Jackentasche fanden sie ein blutiges Messer. Bei der kriminaltechnischen Untersuchung zeigte sich, dass Ihre Freundin mit dieser Waffe getötet wurde. Sie starb übrigens kurz nach halb neun Uhr abends. Das hat die Obduktion inzwischen ergeben.“
    „Das ist ja unglaublich. Und – warum hat Phil Gordon Tricia erstochen?“
    „So genau kann ich Ihnen das nicht sagen, Miss Garner. Auf jeden Fall gibt der Mordverdächtige die Tat zu. Er ist kein unbeschriebenes Blatt für uns. Phil Gordon ist wegen verschiedener Gewaltdelikte vorbestraft. Er fährt wegen jeder Kleinigkeit sofort aus der Haut. Vermutlich hat er sich von Tricia Lloyd irgendwie provoziert gefühlt. Aber ein überzeugendes Motiv habe ich bis jetzt noch nicht. Immerhin hat er für die Tatzeit kein Alibi.“
    „Dürfte ich vielleicht mal mit ihm reden?“
    Die Inspektorin blinzelte irritiert. Carol vermutete, sie hätte etwas unglaublich Dummes gesagt. Aber dann erblickte sie ein unterdrücktes Schmunzeln auf Victoria Shepleys Gesicht.
    „Zweifeln Sie an meinen beruflichen Fähigkeiten, Miss Garner?“, fragte die Inspektorin.
    „Nein, auf gar keinen Fall! Sie haben den Mörder ja auch total schnell verhaften können. Aber ich habe Tricia Lloyd so gut gekannt wie kein anderer Mensch auf der Welt. Selbst ihre eigenen Eltern nicht. Ich weiß, wie sie auf Leute reagiert hat. Bitte, Inspektorin!“
    Nachdenklich blickte die Polizistin auf ihre Schreibtischunterlage, bevor sie nickte. „Also gut, einen Versuch ist es wert. Aber ich möchte bei dem Gespräch dabei sein.“
    Carol hätte niemals damit gerechnet, dass Victoria Shepley ihren Wunsch erfüllte. Die Polizistin griff jedoch im nächsten Moment nach dem Telefonhörer und meldete sich und Carol in der Strafanstalt an.
    Wenig später saß Carol zum ersten Mal in ihrem Leben in einem Polizeiauto. Das Fahrzeug war äußerlich ein ziviler rot lackierter Vauxhall. Doch am Armaturenbrett befand sich ein Funkgerät, das pausenlos Meldungen durchgab, die für Carol unverständlich klangen.
    „Wir fahren jetzt in den Südwesten Londons“, erklärte die Inspektorin. „Phil Gordon sitzt in Wandsworth. Das ist übrigens eine der größten Strafanstalten Westeuropas.“
    Carol musste nicht fragen, wann sie ihr Ziel erreichten. Die Silhouette mit den abweisenden hohen Mauern, den Gittern und Wachttürmen deutete unverkennbar auf das Gefängnis hin. Die

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