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Blutspur in East End

Blutspur in East End

Titel: Blutspur in East End Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Hogan
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Luxusleben im West End, mit Butler und Zofe, eigenem Reitpferd und vor allem einem liebevollen reichen Ehemann.
    „Keine Hinweise? Ganz im Gegenteil, Miss Carol. Wir bekommen viel zu viele Tipps aus der Bevölkerung. Jeder Londoner verleumdet seinen Lieblingsfeind und behauptet, dass er Jack the Ripper sei. Wir müssen alle Spuren verfolgen, auch wenn sie noch so unsinnig sind. Mir ist es noch am liebsten, wenn die Leute überzeugt sind, Jack the Ripper sei ein Geist oder ein Gespenst. Dann ist der Polizei wenigstens sofort klar, was sie davon zu halten hat.“
    Der Konstabler grinste, während Carol sich ein höfliches Lächeln abrang. Sie wusste, dass Briggs sie nur aufheitern wollte. Doch tief in ihrem Inneren hatte Carol sich schon ernsthaft gefragt, ob Jack the Ripper wirklich ein menschliches Wesen war. Rodney las ihr manchmal die haarsträubenden Berichte über den Serienmörder aus den Revolverblättern vor. Wie die meisten Bewohner Whitechapels konnte Carol nicht lesen. Rodney hingegen hatte bei der Army lesen und schreiben gelernt. Er war unehrenhaft entlassen worden, weil er seinen Sergeant verprügelt hatte. Seitdem lebte Rodney von Carol und einigen anderen Mädchen.
    „Ich hoffe nur, dass Sie und Ihre Kollegen diesen – Mann bald erwischen.“
    „Jack the Ripper hat schon seit Wochen nicht mehr zugeschlagen. Einige Leute glauben, er wäre ein Matrose und würde nur gelegentlich nach London kommen. Aber ich denke das nicht. Er weiß, wie man mit einem Messer umgeht. Und er kennt den menschlichen Körper. Es heißt, er wäre ein Arzt oder ein Schlachter.“
    Carol wollte keine weiteren Einzelheiten hören. Als der Konstabler bemerkte, dass er sie beunruhigt hatte, klopfte er ihr aufmunternd auf die Schulter.
    „Ich muss weiter, Miss Carol. Fürchten Sie sich nicht. Ich bin in der Nähe. Schreien Sie einfach, wenn Ihnen etwas unheimlich vorkommt. Meine Kollegen und ich kontrollieren diesen Teil von Whitechapel besonders stark. – Wir sehen uns später.“
    „Ja, Konstabler Briggs.“
    Carol blieb regungslos stehen, bis die Schritte des Uniformierten in der nebligen Finsternis verhallt waren. Unwillkürlich musste sie grinsen. Schreien, wenn ihr etwas unheimlich vorkam? Dann wären ihre Stimmbänder schon längst zu rau zum Sprechen. Carol fand diese Straßenecke der Brick Lane immer zum Fürchten. Tagsüber war es noch halbwegs erträglich. Handkarren wurden über das Kopfsteinpflaster geschoben, Scherenschleifer und Hausierer gingen auf Kundenfang, Zeitungsverkäufer, Taschendiebe, Schuhputzer sowie unzählige blasse, magere Kinder bevölkerten die krummen Gassen des Elendsviertels. Dann fühlte sich Carol einigermaßen sicher.
    Aber jetzt nicht. Nicht bei dieser Dunkelheit und in diesem Nebel. Wieder hörte sie Männerstimmen. Diesmal waren es mehrere, vier oder fünf. Carol hatte sich nicht getäuscht. Singend kamen fünf betrunkene Soldaten in ihre Richtung getorkelt. Die feuerroten Uniformröcke konnte Carol sogar in dem dichten Dunst erkennen. Es waren junge Männer mit sonnenverbrannten Gesichtern. Vermutlich kamen sie aus den indischen Kolonien auf Heimaturlaub und amüsierten sich nun in Whitechapel.
    „Hey, Süße! So allein?“
    Carol antwortete gar nicht erst auf das Gegröle. Sie wusste, dass diese Männer nichts von ihr wollten. Nicht jetzt. Ihr Ziel war der Ginpalast ein Stück weit die Straße hinunter. Allenfalls würde sich einer von ihnen später allein zu ihr schleichen, falls er nicht bis dahin seinen gesamten Sold vertrunken hatte.
    Carols Füße in den rissigen ausgetretenen Stiefeletten schmerzten. In dieser Nacht schien sich wirklich überhaupt kein Gentleman zu ihr verirren zu wollen. Ob die Männer durch das große Polizeiaufgebot in Whitechapel abgeschreckt wurden? Sie wusste es nicht. Ihre Sehnsucht nach Wärme und Helligkeit wurde von Minute zu Minute größer.
    Der Mann stand plötzlich neben ihr.
    Warum hatte sie ihn nicht kommen hören? Lag es daran, dass die Soldatenhorde auf dem Weg zum Ginpalast so lärmte? Oder war die Gestalt gar kein Mensch, sondern eine Kreatur, die der Hölle entsprungen war?
    Nein, das konnte nicht sein. Carol war abergläubisch, doch sie hatte noch nie gehört, dass ein Wesen aus dem Jenseits nach Zigarrenrauch und teurem Eau de Toilette und Whisky roch. Außerdem verströmte der Körper des Mannes Wärme. Er war lebendig.
    Und seine Kleidung war teuer und maßgeschneidert. Für so etwas hatte Carol einen Blick, obwohl sie selbst nur in

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