Blutspur in East End
bedeuten hat.“
„Auf jeden Fall will ich mir die Agentur mal anschauen, die die Jack-the-Ripper-Tour angeboten hat. Kommst du mit?“, fragte Carol.
Eve schaute auf ihre Uhr. „Ich habe später noch einen Termin bei meinem Professor. Aber ich kann dich ein Stück begleiten.“
Carol hatte bereits am Vorabend im Internet recherchiert. Die Agentur London Adventures befand sich in der King William Street.
Eve kannte den Weg. „Die Gegend kenne ich, das ist ganz in der Nähe der London Bridge. – Schnapp dir deine Tasche, es geht sofort los.“
Carol und Eve fuhren mit der U-Bahn bis zur Station Monument. Die Menschenmassen und die Unübersichtlichkeit in den unterirdischen Bahnhöfen waren für Carol immer noch ein Problem. So etwas gab es in Shrewsbury nicht. Wieder war sie froh darüber, dass Eve sie unterstützte.
Es war nicht schwer, das Büro von London Adventures zu finden. Dort wurden sie von einer exzentrisch aussehenden Frau mit grün gefärbtem Haar begrüßt, die geschäftsmäßig lächelte.
„Willkommen in London! Was kann ich für euch tun? Ihr seht mir so aus, als ob ihr gerne Party machen würdet. Wie wäre es mit einer geführten Tour durch die angesagtesten Discos des West Eends? Es gibt da einen Geheimtipp in Soho, einen Club, wo manchmal Robbie Williams …“
„Wir kommen wegen der Ermordung von Tricia Lloyd.“ Nachdem Carol diesen Satz ausgesprochen hatte, gefror das Grinsen auf dem Gesicht der Grüngefärbten.
„Das … das war ein schreckliches Unglück, mit dem unsere Agentur aber nicht das Geringste zu tun hat. Seid ihr von der Presse?“, fragte sie misstrauisch.
„Nein. Tricia war meine beste Freundin, und Eve war ihre Mitbewohnerin. Wir würden gerne mit dem Leiter der Jack-the-Ripper-Tour reden, wenn das möglich ist.“
Die Angestellte blätterte in ihren Unterlagen. Dann gab sie Carol eine Handynummer. „Arnold Feathers bereitet gerade seine nächste Führung vor. Ich schätze, du hast gute Chancen, ihn jetzt zu erreichen“, erwiderte sie.
„Danke. Und dann bräuchte ich noch die Namen aller Teilnehmer der Tour.“
Die Grüngefärbte presste einen Aktenordner gegen ihre Brust, als ob sie die britischen Kronjuwelen beschützen müsste.
„Nein, das ist völlig unmöglich. – Schon mal was von Datenschutz gehört?“
Carol überlegte, wie sie die Angestellte überreden konnte. Doch dann kam ihr der Zufall zu Hilfe.
„Miss Lohan! Was ist das hier für ein Blödsinn mit den Abrechnungen? Da stimmt ja überhaupt nichts!“, erklang eine schlecht gelaunte Männerstimme durch die halboffene Tür eines anderen Raums.
„Einen Moment, ich muss da eben etwas mit meinem Boss klären.“
Die Grüngefärbte eilte nach hinten, ließ aber den Aktenordner auf ihrem Schreibtisch liegen. Carol zögerte nicht und schlug ihn auf. Sie musste nicht lange suchen. Die Führungen waren nach Datum geordnet. Sie fand die Liste, auf der auch Tricias Name stand. Carol zog ihr Handy und fotografierte die Seite schnell ab, bevor sie den Ordner wieder an seinen Platz legte.
Schon kam die Angestellte zurück. „So, das wäre erledigt. – Ja, wie gesagt, da kann ich leider nichts machen“, meinte sie.
„Okay, damit muss ich leben. Dann werde ich mein Glück mal bei Mr. Feathers versuchen.“
Nachdem die beiden das Büro verlassen hatten, konnte sich Eve ein Grinsen nicht verkneifen. „Du bist ja wohl die Coolste überhaupt, Carol! Das hätte ich mich nicht getraut.“
Carol zuckte mit den Schultern. „Ich will nur die Wahrheit über Tricias Tod herausfinden. Wenn ich weiß, was geschehen ist, wird die Liste mit den Namen sofort vernichtet.“
Eve warf einen Blick auf ihre Uhr. „Verflixt, schon so spät? Ich würde dich gerne zu diesem Arnold Feathers begleiten. Aber ich muss zu meinem Professor. Der kann nämlich wirklich ungemütlich werden, wenn man sich verspätet.“
„Kein Thema, wir sehen uns dann später zu Hause.“
Carol und Eve verabschiedeten sich mit einem Küsschen auf die Wange voneinander. Carol wurde bewusst, dass sie gerade eben zum ersten Mal von dem schmalen Reihenhaus in Camden Town als ihrem Zuhause gesprochen hatte. Vielleicht würde sie sich ja irgendwann in dieser riesigen und verwirrenden Stadt einleben.
Carol rief Arnold Feathers an. Sie hatte sich vorgestellt, dass er ebenso jung wäre wie die grüngefärbte Miss Lohan. Aber der Stimme nach zu urteilen musste er ziemlich viele Jahre auf dem Buckel haben.
„Tricia Lloyd? Ja, das tut mir
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